Nachdem über den Klee gelobten Sinners & Saints (2010) und dem etwas schwächeren, aber immer noch unterhaltsamen The Hit List (2011) liefert Regisseur William Kaufmann, der mit dem Thriller The Prodigy 2005 sein Regiedebut gab, mit Last Bullet - Showdown der Auftragskiller (2012) den dritten "ansehbaren" B-Actionfilm hintereinander. Kaufmann ist dafür bekannt, aus relativ wenig Budget vorzeigbare Ergebnisse zu kreieren und auch in "One in the Chamber", so der Originaltitel, hatte er nicht mehr als 6 Millionen Dollar zur Verfügung. Wie viele andere B-Movies wurde Last Bullet aus Kostengründen im billig zu produzierendem Ostblock gedreht und hatte seine Weltpremiere am 18.Mai 2012 bei den Filmfestspielen in Cannes. Der Film erhielt neben dem weltweiten Release auf DVD auch eine limitierte Kinoauswertung in Südafrika und Südkorea.
Ursprünglich ging das Drehbuch auf die Kappe von Benjamin Shahrabani. John Wick Schöpfer Derek Kolstad sah sich jedoch genötigt, Shahrabanis Werk auf Herz und Nieren zu prüfen und schrieb das Skript nach seinen Vorstellungen um. Ob dies der letztendlichen Qualität der Arbeit förderlich war, darf zumindest bezweifelt werden, denn die manchmal etwas verworrene Geschichte weiß nicht immer vollends zu überzeugen. Die beiden Profikiller Ray Carver (Cuba Gooding Jr.) und "Der Wolf" Aleksey Andreev (Dolph Lundgren) werden unfreiwillig zum Spielball der beiden rivalisierenden Mafia Familien Tavanian & Suvervov. Ray Carver wird von Mikhail Suvervov (Andrew Bicknell) über seinen befreundeten Auftragsvermittler Leo Crosby (Billy Murray) geschickt, um den Anführer der Tavanians Demyan Ivanov (Louis Mandylor) auszuschalten, was ihm nicht zu gelingen vermag. Daraufhin aktiviert Suvervov Aleksey "den Wolf " um Ray Carvers ungetanen Job zu erledigen und ihn zu töten, während Ray selbst von Leo ermutigt die Seiten wechselt, um für Ivanov die Suvervos zu eliminieren. Im tobenden Bandenkrieg kommt es unweigerlich zum Zusammentreffen der beiden Assassinen und ein Schatten aus Rays Vergangenheit, die hübsche Janice Knowles (Claudia Bassols), die Tochter eines ehemaligen Opfers, gerät zur Schlüsselfigur in diesem gnadenlosen Kampf...
Aufmerksame Leser dieses kleinen "Inhaltsteasers" werden es bestimmt bemerkt haben... Die spontan anmutenden Seitenwechsel der Protagonisten sind nicht komplett zu 100 % nachvollziehbar und zumindest das mitdenkende Publikum stellt sich die berechtigte Frage, ob das alles immer auch einen Sinn ergibt. Die Erklärungsversuche, die Last Bullet parat hat, konnten mich persönlich jedenfalls nur rudimentär zufriedenstellen und der überraschend eingebaute Twist, der den im Filmtitel angepriesenen Showdown beider Auftragskiller zu einem bildlich gesprochenen lauen Lüftchen verkommen lässt, wirkt genauso unlogisch wie deplatziert. Überflüssig wie ein Kropf ist darüber hinaus der Sub Plot rund um Rays heimlichen Schwarm Janice, egal wie Claudia Bassols für das männliche Auge attraktiv sein mag, die Story des Films bringt sie zu keiner Minute auch nur einen Millimeter gewinnbringend weiter.
Bei all der Kritik muss man der Handlung von Last Bullet aber auch zugutehalten, dass sie genügend Raum für die zahlreichen Actionsequenzen bietet und William Kaufland gelingt es, diese auch größtenteils ansehnlich zu realisieren. Wie es sich für einen Actionthriller mit Sniper Thematik gehört, gibt es Schusswechsel, teils blutig, teils unblutig, am laufenden Band zu bewundern, die solide in Szene gesetzt sind und auch der ehemalige Kyokushin Kaikan Karate Kämpfer Dolph Lundgren bekommt genügend Gelegenheiten, seine fundierten Martial-Arts Fähigkeiten zu demonstrieren. Wer bei meiner Actionbewertung allerdings nach Superlativen sucht, wird leider nicht fündig werden, letzten Endes fehlenden routiniert anmutenden Actionmomenten in ihrer Gesamtheit einfach der Druck sowie das sprichwörtliche Salz in der Suppe, alles hat man schon mal irgendwo gesehen, nur halt eben auch oft merklich besser.
Der größte Vorzug von Last Bullet ist zweifelsfrei das starke Aufgebot an fähigen Darstellern, die auf einem für B-Movie Verhältnisse ungewöhnlich hohen Niveau performen. Dabei war beim Casting das Hauptaugenmerk bestimmt auf charismatisch auftretende Schauspieler fokussiert, wie das überaus markante Acting der Herren Bicknell, Murray & Mandylor treffend unter Beweis stellt. Der unbestrittene Star des Streifens ist jedoch mal wieder Dolph Lundgren, der in etwas betagterem Alter neben seinen bekannten Actionqualitäten auch zu darstellerischer Höchstform aufläuft, seine zynische Mimik mit herrlich sarkastischen Onlinern ist für mich der Höhepunkt des über weite Strecken wohl bekömmlichen B-Action Vehikels. Die Leistung von Oscar Preisträger Cuba Gooding Jr. ist hingegen eher durchschnittlich ausgefallen, ihm gelingt es nur bedingt seiner Rolle einen individuellen Stempel aufzudrücken.
Was bleibt nach erster Sichtung von Last Bullet in Erinnerung? Der Genrefreund wird von der gefällig agierenden Darstellerriege mit solider sowie kurzweilig umgesetzter Action Fließbandware versorgt, Handlungslängen sind so gut wie keine zu verzeichnen. Die Optik hat mich trotz Ostblock Setting ansprechen können und auch die begrenzten finanziellen Mittel fallen nicht zu negativ ins Gewicht. Ärgerlich hingegen sind die spürbaren Drehbuchdefizite, die den positiven Gesamteindruck deutlich trüben. Nach Analyse aller Stärken und Schwächen sehe ich den Film leicht über dem Durchschnitt, so dass eine Punktewertung mit 6 von 10 Punkten für den unterhaltsamen B-Action Trip vollkommen angemessen ist. Mein persönliches Fazit: Last Bullet mit zwei Feierabendbier, dass gönne ich mir!