Review

kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 15.09.2013

Die Kamera wackelt aufgeregt über eine kleine Insel irgendwo in den Südstaaten und bekommt Armut und Verfall zu fassen, überschwemmte Wellblechhütten, bröckelnden Putz, rostige Autos und eine giftige Erste-Welt-Industrie am weit entfernten Horizont, doch weder die Kamera noch die Bewohner, die hier und da mal durch ihr Bild laufen, scheinen sie noch bewusst wahrzunehmen. Ebenso beiläufig wird die Schönheit dieses Fleckchens Erde eingefangen: Palmen, Sandstrände, Menschen mit gehärmter Haut, die dies ihre Heimat nennen. Dennoch ist der Blick auf die Lebensumwelt der kleinen Hauptfigur „Hushpuppy“ ein zutiefst romantischer. Ein Feuerwerk explodiert gleich in den ersten Filmminuten und wirft ein Spektrum an unglaublichen Farben auf die Insel. Ähnlich dynamisch die Szene, in der einer großen Familie aus Verwandten und Freunden ein gigantischer Korb voller Meeresfrüchte vor die Füße gekippt wird. Bis zum Berg stehen diese Menschen plötzlich in Krabben. Eine Metapher für die Relativität von Reichtum, denn würde der Betrachter aus der westlichen Welt diese Szene nicht unbedingt mit Reichtum in Verbindung bringen, so sieht man der Zufriedenheit in den Gesichtern dieser Leute doch an, dass genau dies zutrifft.

Kontroversen Stoff hat sich der studierte Soziologe Benh Zeitlin für sein Spielfilmdebüt ausgesucht. Insbesondere, da er das Leben in Armut, das durch den Hurrikan Katrina in einschneidenderweise verändert wurde, so inszeniert, dass beim Betrachter starkes Fernweh eintreten kann, bestärkt dadurch, dass natürlich ausgerechnet ein kleines Mädchen die Hauptrolle spielt, das durch die Ereignisse selbstverständlich stark geprägt wird. „Beasts Of The Southern Wild“ ist ein zutiefst manipulativer Film, der sich märchenartiger Erzähltechniken annimmt, in der letzten Konsequenz aber doch die allzu strikte Ausformulierung einer moralischen Komponente meidet. Das bewahrt ihn allerdings nicht davor, zu bewährten Tränendrückern in Form ethischer Fragestellungen zu greifen, die aus dem Lehrbuch der Pro-und-Kontra-Argumentation stammen.

Dennoch kann man sich der Sogkraft der teilweise überwältigenden Bilder wohl kaum entziehen, sie werden aber immer von einem bitteren Geschmack begleitet, der aber nicht anders auch Filme wie „Slumdog Millionaire“ betrifft.

*weitere Informationen: siehe Profil

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