Leider gehört auch "Kochen ist Chefsache" zu den Filmen, bei denen man schon an der Grundkonstellation erkennt, wohin die Reise geht. Entscheidend dafür die ist Anlage der zwei Hauptcharaktere, die aus schönstem Klischee-Holz geschnitzt sind:
1. Der berühmte Meisterkoch
Alexandre Lagarde (Jean Reno) führt sein 3-Sterne Restaurant mit einer Souveränität, die ihm den Applaus seiner Gäste schon im Voraus garantiert. Zusätzlich hat seine kulinarische Fernsehsendung seinen Ruhm in Frankreich gemehrt, weshalb Niemand ahnt, wie schwer es ihm diesmal fällt, die neue Frühlings - Speisekarte zu entwerfen. Nach vielen Jahren des meisterlichen Kochens ist ihm die Kreativität abhanden gekommen. Zudem setzt ihn sein Chef Stanislas Matter (Julien Boisselier), Geschäftsführer nicht nur seines Restaurants, unter Druck, dem er zu wenig wirtschaftlich arbeitet und der Lagardes Küche für veraltet hält. Weil Lagarde nicht nach seiner Pfeife tanzt, versetzt er dessen beste Mitarbeiter und behindert seinen Einkauf.
Warum ein Mann wie Lagarde, von Jean Reno selbstverständlich mit größtem Selbstbewusstsein ausgestattet, als 3-Sterne-Koch so wenig Einfluss hat - nicht einmal seine Pariser Wohnung gehört ihm - und trotz der S - Klasse, mit der er ständig herum fährt, nur eine Art besserer Angestellter ist, wird nicht recht deutlich. Hauptsache mit Stanislas gibt es einen Gegenspieler, der an Opportunismus und Verlogenheit kaum zu übertreffen ist. Das ein solcher Nichtskönner überhaupt in diese Position gekommen ist, verdankt er der Krankheit seines Vaters Paul (Pierre Vernier), der normalerweise die Firma führt und ein sehr guter Freund Lagardes ist.
2. Der verkannte Meisterkoch
Jacky Bonnot (Michaël Youn) scheint äußerlich das Gegenteil vom großen Lagarde - ständig wird er nach kurzer Zeit bei seinen Jobs als Koch rausgeschmissen, ist nicht anpassungsfähig und beunruhigt seine hochschwangere Freundin Amandine (Salomé Stévenin) damit, das nur sie bisher für das Haushaltseinkommen zuständig ist. Deshalb nimmt er einen Job als Maler an, um Geld für die junge Familie zu verdienen.
Tatsächlich ist Jacky ein hervorragender Koch, versehen mit einem untrüglichen Feinschmecker-Gen. Das er entlassen wird, liegt nur an den Chefs der Gaststätten, denen er mit seinem hohen Anspruch auf den Wecker fällt. Da er gerne mit den Gästen über den richtigen Wein diskutiert und diesen schon mal das Essen wieder weg nimmt, sollten diese seinem Rat nicht folgen, oder in der Pommesbude mit Gemüsekreationen aufwartet und damit die Stammgäste verärgert, ist schnell Schluss mit seinem Job.
Warum er sich überhaupt als intelligenter und anspruchsvoller Koch bei solchen Gaststätten bewirbt, bleibt ebenso unklar, wie die Frage, woher sein hervorragendes Können stammt, auch wenn der Film ein wenig suggeriert, es autodidaktisch erworben zu haben. Das mag für manche Rezepte gelten, vielleicht auch für den trainierten Gaumen, aber kaum für die Fähigkeit als Küchenchef, der das Organisieren gewohnt ist. Michaël Youn gibt hier das verkannte Genie, bei dem nie wirklich klar wird, warum es eigentlich verkannt war.
Das beide Protagonisten bald aufeinander treffen und sich zusammen tun, wird Niemanden überraschen, wie auch die weitere Handlung getreu nach dem üblichen Komödien-Leitfaden voran schreitet. Natürlich gibt es noch die eine oder andere kleine Wendung, aber Niemals wird der Wohlfühl-Pfad wirklich verlassen. Echte Konfrontationen existieren nicht.
Doch es gibt zwei Aspekte, die "Kochen ist Chefsache" der völligen Belanglosigkeit entreißen - trotz aller Konventionen und vorhersehbaren Entwicklungen, behält der Film eine Leichtigkeit, die auf jeden gehobenen Zeigefinger oder irgendein Sendungsbewusstsein verzichtet, sieht man einmal von den kulinarischen Verlockungen ab. Zudem verfügen Reno und Youn über so viel Selbstironie und Charme, das man ihnen gerne zusieht - sie hätten ein besseres Drehbuch verdient gehabt (5/10).