Review

 Türkisch für Anfänger – Der Film
(Constantin Film)

Als im Jahr 2006 die Vorabendserie Türkisch für Anfänger erstmalig in der ARD anlief, schlug die Serie ein wie eine Bombe. Autor Bora Da?tekin (Doctor’s Diary, Wo ist Fred?), selbst in einem deutsch-türkischen Haushalt groß geworden, konnte aus einem großen Fundus an eigenen Erfahrungen schöpfen, und diese satirisch überzogen in seine Geschichten einbringen. Dadurch entstand eine Serie, die das Leben einer Berliner Patchwork-Familie, bestehend aus der deutschen Mutter Doris (Anna Stieblich), Therapeutin, Mutter von der pubertierenden Lena (Josefine Preuß, Tatort, Doctor’s Diary, Rubbeldiekatz) und dem jungen Nils, und auf der anderen Seite dem türkischen Polizisten Metin Öztürk (Adnan Maral), und seinen zwei Kindern, dem Macho Cem (Elyas M’Barek, What a Man, Zweiohrküken) und der strenggläubigen Ya?mur (Pegah Ferydoni) in all seinen turbulenten Facetten darstellte.
Da man in den Geschichten nicht krampfhaft bemüht war, politisch korrekt zu agieren, entstanden humoristische Perlen, wie man sie selten im deutschen Fernsehen vorfindet. Rasant und temporeich, witzig, frisch und unkonventionell aber trotzdem realitätsnah eroberte die Serie die Herzen der Fans und Kritiker, und erhielt zu Recht eine Vielzahl an Preisen (zum Beispiel den Grimme Preis, den Deutschen Fernsehpreis oder den Rookie Award in Kanada). Jedoch kam nach drei Staffeln und 52 Episoden 2008 das Aus für die Serie.

Umso erfreulicher war es, als im September 2010 bekannt wurde, dass man an einem Drehbuch für einen Kinofilm arbeite, und dazu nahezu die komplette Crew der Serie verpflichten konnte. Die Geschichte ist hier jedoch nur angelehnt an die Serienhandlung, und stellt ein Reboot der Begegnung der Familien dar. Der Film beginnt in Berlin, wo der Zuschauer einen amüsanten Einblick in den Alltag beider Familien bekommt. Geplant ist auf beiden Seiten ein Thailandurlaub, wobei schon bei der Anreise die Familien erstmalig und wenig charmant aufeinandertreffen. Das Flugzeug jedoch muss notlanden, wobei die beiden Elternteile gerettet werden können, während die Jugendlichen weit abgeschlagen auf einer einsamen Insel landen. Nun gilt es für die Jugendlichen, hier zu überleben, und sich dabei zwangsläufig trotz der persönlichen Differenzen zu arrangieren, während sich die Elternteile im gemeinsamen Hotel unerwartet näher kommen.

Wir hatten das Glück (meinen Dank an dieser Stelle noch mal an Constantin Film, Pure Online und CinemaxX Essen), den Film am 12. März 2012 vorab auf der großen Kinotour sehen zu können. Anwesend waren Regisseur Bora Da?tekin und Hauptdarsteller Elyas M’Barek (Josefine Preuß war leider verhindert).

War ich eher skeptisch, ob diese charmante Unbefangenheit der Serie auch auf der großen Leinwand funktionieren würde, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Spielfreudige Darsteller und ein vor Ideen und Anspielungen überbordendes Drehbuch machen den Film zu einer charmanten und teils schwarzhumorigen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Komödie, die den Qualitäten der Serie in nichts nachsteht, diese an einigen Stellen sogar zu übertrumpfen weiß. Gute Einfälle, eine tolle Kulisse, charismatische Darsteller mit einem herrlichen Hang zur Selbstironie machen den Film schon jetzt zu einem der besten deutschen Komödien! Bleibt nur zu hoffen, dass es noch weitere Geschichten zu Türkisch für Anfänger zu erzählen gibt, und uns noch weitere Filme auf diesem hohen Niveau erwarten.

Christian Funke-Smolka

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