DIE VERMISSTEN hat Handlung für einen Kurzfilm und tatsächlich ist Regisseur Jan Speckenbach bislang eher für Kurzfilme bekannt. Aber auch mit höchster Flexibilität in Bezug auf Autorenfilme, Film Noir oder sonstige sperrige cineastische Werke kann ich dem Werk nicht eine gute Leistung bescheinigen. Zu sehr wird die wenige vordergründige Handlung auf die Sehzeit von rund 90 Minuten getrimmt und hier und da werden Zusammenhänge der Personen nicht nachhaltig transportiert und die Dialoge wirken manchmal hölzern und es fehlt insgesamt die notwendige Dichte in der Dramaturgie.
Die Geschichte des Vaters auf seiner Suche nach der verschwundenen Tochter und sein Begreifen, dass er in der Stadt mit diesem Verlust nicht alleine ist gefällt durchaus und sorgt für eine grundsätzliche Anspannung des Zuschauers sofern er an ruhige und unterkühlte TV-Dramen gewöhnt ist. An Hauptdarsteller André Hennicke liegt es auch nicht. Seine trockene und souveräne Darstellung fügt sich gut ein in das Geschehen. Dabei hat DIE VERMISSTEN durchaus Anflüge von Atmosphäre und zum Ende hin kommt sogar etwas dystopische Stimmung auf. Begleitet wird dies von immer wieder anschwellender mehr oder weniger atonaler Streichermusik die ruhig etwas variabler hätte sein können.
Diverse Symbole und Metaphern im Film werden nur angedeutet und nicht ausgebaut. Zum Ende hin schlägt der Film sogar einen Haken hin zu einem Endzeitdrama, einem Minimal-Science-Fiction und ich wurde sogar kurzzeitig an den 1960er Klassiker DAS DORF DER VERDAMMTEN erinnert, was sicher das größtmögliche Lob für DIE VERMISSTEN ist welches man aussprechen kann.
Aber in seiner bewussten, aber übertriebenen Handlungslosigkeit und Minimalität hat er die Geduld der Zuschauer überstrapaziert. Ich bin mit größtmöglicher Toleranz an DIE VERMISSTEN rangegangen, da die Presseechos die mir zugänglich waren schon durchwachsen waren. Aber ich kann auch für die Geduldigsten und avantgardistischsten unter uns leider keine Empfehlung aussprechen.
4/10 Ratten der Lüfte....äh,....Punkten