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Als 1993 „Jurassic Park“ in den Kinos lief, begann eine große Welle von Dinosaurierfilmen, es folgten zahlreiche Serien und Dokus, die sich nun auch in Südkorea großer Beliebtheit erfreuen. Grund genug für Co-Autor und Regisseur Han Sang-Ho mit einem Tarbosaurier den größten asiatischen Dino einmal in den Mittelpunkt zu rücken.

Die Geschichte erzählt von Speckles, der in einer Vollmondnacht zur Welt kommt und seinen Namen den vielen Fleckchen im Gesicht verdankt. Aufgrund des T-Rex Einauge verliert er früh seine komplette Familie und muss lernen sich allein durchzuschlagen, bis er ein Tarbosaurierweibchen kennen lernt und bald Nachwuchs erwartet. Doch die Gefahr durch Einauge ist noch nicht gebannt…

Die Erzählung mutet ein wenig dokumentarisch an und gleichermaßen wird ein Lebenslauf kapitelartig wiedergegeben, da die Hauptfigur als einzige Stimme ein paar Gedanken und Informationen beiträgt und auch erläutert, wie alt Speckles bei welchem Ereignis ist oder wie einzelne Dinos heißen, die dem Erzähler über den Weg laufen.
Die einzelnen Gattungen werden zwar erwähnt, doch für detaillierte Hintergrundinformationen über Lebensgewohnheiten bleibt aufgrund der Vielfalt kaum Zeit, zumal das Abenteuer stärker im Vordergrund steht, als das Vermitteln von Fachwissen.

Die faszinierenden Landschaften, urig, rau und unberührt und für die späteren Digitalisierungen in Neuseeland eingefangen, vermitteln tatsächlich den Eindruck, sich vor 80 Millionen Jahren in der Kreidezeit zu befinden. Auch die Saurier sind überwiegend ordentlich animiert, Abstriche sind allerdings innerhalb einiger Actionszenen zu machen, denn sobald Massen ins Spiel kommen, wie etwa flüchtende Tiere, wirken einige Bewegungsabläufe nicht ganz so rund.

Speckles Abenteuer werden indes zwar überwiegend familientauglich verpackt, dennoch wundert phasenweise die schonungslose Härte, obgleich die deutsche Fassung bereits ein wenig gekürzt ist und zu dramaturgischen Stolpersteinen führt. Saurier werden gebissen oder zertrampelt, andere fallen in eine tödliche Schlucht, wieder andere werden beim Ausbruch eines Vulkans getötet. Dennoch ist es positiv einzuordnen, jenen natürlichen Verlauf nicht schön zu reden oder gar auszuklammern, denn seit jeher geht es nun mal ums Fressen und Gefressenwerden, ums Überleben und um Verlustbewältigung.

Allerdings kommt man um einige Vermenschlichungen nicht umhin, schließlich müssen ja irgendwie Emotionen transportiert werden und dabei hält sich die Darstellung etwaiger Mimiken und Gebärden erfreulicherweise zurück und übertreibt es nicht mit sentimentalem Gesäusel, auch wenn der zuweilen opulent klingende Score manchmal etwas anderes suggeriert. Kitschig wird es zumindest zu keiner Zeit und das ist bei einem asiatischen Streifen nicht selbstverständlich.

So wird also ein verirrter T-Rex als rücksichtsloser Bösewicht dargestellt, beim Eierklau von Flugsauriern bleibt man besser unentdeckt und wer sich merken kann, wo Moorgebiete beginnen, ist beim eventuellen Zweikampf definitiv im Vorteil.
Im Vorteil sind allerdings auch jene Zuschauer, die nicht den ganz großen Wurf erwarten, weder tricktechnisch, noch erzählerisch, denn auch wenn die Geschichte recht kurzweilig vorgetragen wird und ein paar spannende Momente beinhaltet, so vermittelt sie den jüngeren Zuschauern nicht allzu viele Werte und vermag die älteren kaum zu überraschen.
Eingefleischte Freunde der Urzeitechsen können hingegen bedenkenlos zuschlagen, denn allein die Vielfalt der Gattungen ist durchaus eine Sichtung wert.
6 von 10

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