Der Beginn ist spektakulär und überrollt den Zuschauer ohne Vorwarnung. Während eine unangenehme Hitzewelle - ausgelöst durch gewaltige Sonneneruptionen - Rom zum Kochen bringt, wird die ewige Stadt von einer mysteriösen Welle von Selbstmorden erschüttert. Eine nackte Frau öffnet ihre Pulsadern, ein Mann stülpt sich einen Plastiksack über den Kopf und springt ins Wasser, ein anderer erschießt sich mit einem Maschinengewehr, nachdem er zuvor seine beiden Kinder getötet hat. Die Suizide sind nüchtern aber sehr kraftvoll in Szene gesetzt, wodurch Armando Crispino (L'Etrusco Uccide Ancora aka Das Geheimnis des gelben Grabes) die überrumpelten Zuschauer gleich mal am Haken hat.
Und in dieser Tonart geht es auch munter weiter, ohne Zeit zu verschnaufen. Kurz darauf befinden wir uns in einer großen Pathologie, und die dort arbeitenden Menschen haben alle Hände voll zu tun. Simona Sana (Mimsy Farmer aus 4 Mosche di Velluto Grigio und Il Profumo della Signora in Nero), eine junge, burschikose Ärztin, die gerade an einer Studio über Selbstmorde vs. als Suizid getarnte Morde arbeitet, ist mittendrin und wird vom Ansturm der grausigen Bilder (entstellte Leichen, entnommene Organe, etc.) übermannt: sie halluziniert, daß sich die Toten von den Tischen erheben, herumspazieren, und sich auf dem Boden sogar an Sex versuchen. Dank dieses schrägen Szenarios heißt Macchie Solari (was soviel bedeutet wie "Sonnenflecken") hierzulande Autopsie - Hospital der lebenden Leichen. Genau so gut hätte man den Film auch "Simona nackt vorm Spiegel" nennen können, aber egal. Leider kann der Streifen im weiteren Verlauf nicht halten, was dieser sensationelle Auftakt verspricht, denn alsbald befinden wir uns in wenig aufregendem und kaum originellem Giallo-Territorium. Simona stolpert in der Leichenhalle über ihre neue Bekanntschaft Betty (Gaby Wagner), die sich offenbar am Strand selbst erschossen hat, woran die Ärztin jedoch berechtigte Zweifel hegt. Auch Bettys Bruder Paul (Barry Primus), ein ehemaliger Rennfahrer, der sich nach einem fatalen Unfall als Priester versucht, ist überzeugt, daß Betty kaltblütig ermordet wurde. Und er wird nicht eher ruhen, bis er herausgefunden hat, wer dafür verantwortlich ist. In weiteren Rollen agieren Ray Lovelock (der sich im Jahr zuvor mit lebenden Toten herumschlagen mußte) als Simonas sexistischer Freund Edgar, Massimo Serato als ihr umtriebiger Vater Gianni, Angela Goodwin als undurchsichtige Ausstellungsorganisatorin, und Ernesto Colli als immens schmieriger Assistenzarzt Ivo, der gerne weibliche Leichen begrapscht und später versucht, Simona zu vergewaltigen, was Edgar folgendermaßen kommentiert: "You can't blame him for trying".
Macchie Solari punktet vor allem mit seiner schwülen, schweißtreibenden Atmosphäre; Kameramann Carlo Carlini findet die richtigen Bilder, um die extreme Hitzewelle dem Zuschauer glaubhaft, fast spürbar zu vermitteln. Diese aufgeheizte Stimmung wird unterstützt durch das einige Male in den Film geschnittene Archivmaterial der Sonnenaktivitäten, die als treibendes Plotelement jedoch viel zu schnell in den Hintergrund geraten. Richtig unangenehm sind die krassen, authentisch wirkenden Photos von Toten (darunter ein strangulierter Mann mit erigiertem Penis), welche des Öfteren zu sehen sind und ihre verstörende Wirkung nicht verfehlen. Eine der besten Szenen des Streifens findet in einem morbiden Kriminalmuseum statt, das Simona fasziniert durchstreift, bis sie merkt, daß sie nicht alleine ist und daß es der oder die Unbekannte auf sie abgesehen hat. Aber diese tolle Sequenz bleibt leider die Ausnahme, denn der Rest ist überwiegend uninteressant, spannungslos und bieder inszeniert, und teilweise sogar - aufgrund des bedächtigen Tempos - recht langatmig. Das Finale ist in Ordnung, ebenso wie Ennio Morricones Score und Mimsy Farmers zentrale Performance, wobei deren Handlungen bisweilen arg die Glaubwürdigkeit strapazieren.
Unterm Strich bleibt somit ein zwiespältiger Giallo mit herausragendem Beginn, dem einen oder anderen schönen Set-Piece, und einem netten Showdown, der leider von unnötig viel Leerlauf ausgebremst wird und es nicht schafft, den Zuschauer mitzureißen. Fans von Mimsy Farmer, kruden Schocks, einer ordentlichen Portion Sleaze und tieffliegenden Stuntpuppen können jedoch bedenkenlos einen Blick riskieren.