Review

Die Vorfreude auf IRON SKY währte so lange wie auf kaum einen anderen Film und so hatte ich mich auch schon 2009 aktiv am Crowfunding für den Film beteiligt. Nach vielen Fragenzeichen ob er überhaupt entstehen kann wurde er nun Realität und hat exakt eingehalten was er vom setup her von Anfang an versprochen hat: ein absurdes und sinnfreies Satiremenü das sich selbst nicht ernst nimmt, mit nicht nur platten, aber sehr schwarzhumorigen Seitenhieben auf tumbe Nazis-Schergen als auch die heutige USA,  famose, dem beschränkten Budget von letztlich immerhin 7,5 Mio deutlich entwachsene Effekte und eine solide Performance von Trash Ikonen wie Götz Otto und vor allem Udo Kier mit insgesamt hohem Unterhaltungswert. Nicht mehr und nicht weniger !

Die Story (OHNE SPOILER!) ist sicher bekannt und angenehm obskur:  Nach dem 2. Weltkrieg schaffen es einige Nazis auf den Mond zu fliehen. 2018 entdecken die Amerikaner zufällig die Nazibasis auf der dunklen Seite des Mondes. Dies scheint der richtige Zeitpunkt für die Nazis wieder nach der Weltherrschaft zu greifen und es werden die entsprechenden umfassenden Vorbereitungen getroffen, allen voran Führer-Nachfolger Kortzfleisch (Udo Kier), Lehrerin Renate Richter (Julia Dietze) und Nachrichtenübermittlungsoberführer Klaus Adler (Götz Otto)....

IRON SKY zeigt trotz vornehmlich parodistischen Schwerpunkt als eine seiner guten Seiten, daß die Welt von heute eben nicht so einfach in "Gut" und "Böse" einzuteilen ist wie es vielleicht zur Zeit der Nazis möglich war. Der Film kritisiert dementsprechend viel weniger die Nazis die im Film durchgängig als einfach strukturierte Trottel die weltanschaulich und technisch weitestgehend auf dem Stand von 1945 verhaftet sind dargestellt werden. Dafür bekommt die aktuelle USA mehr als einmal eine tief satirische und politische Breitseite ab. Dies trifft nicht nur auf die gut dargestellte US Präsidentin die bewußt stark an Sarah Palin erinnert, sondern es wird gleich die gesamte US Außen- und Invasionspolitik und das Verhalten und Auftreten in der UNO durch den Satire-Reißwolf gedreht.

Dies erfolgt in wirklich guten Anspielungen die nicht sanft an der Oberfläche bleiben sondern mit der Dampfhammer Methode Klartext schaffen. Dazu kommen schöne parodistische Seitenhiebe auf eine ganze Reihe von Science-Fiction und Katastrophen-Filmen wie INDEPENDENCE DAY, SKYLINE, WORLD INVASION oder STAR TREK, letzterer sicherlich auch noch aus Timo Vurensolas erstem SF-Independent Projekt STAR WRECK entlehnt. Auch wenn hier zunächst mit bekannten Klischees gearbeitet wurde versteht es der Film doch nachhaltig die aktuelle US Politik sehr direkt und bis an die Schmerzgrenze zu parodieren und kritisieren.

Götz Otto hat neben Julia Dietze, die ihre Rolle sehr glaubhaft und charmant meistert, noch die größte Screentime und ist für mich neben seinem Bond Filmauftritt in der Rolle seines Lebens, denn sein teils ungewolltes Overacting passt bestens zu IRON SKY. Trash-Gott und ewiger Deutscher in US Filmen Udo Kier ist präsent wie eh und je, beeindruckt durch seine raumgreifende Mimik und synchronisierte sich sogar selbst was eine Seltenheit ist. Leider nimmt er nicht so eine dominante Rolle ein wie es seine Figur eigentlich hergibt.

Es gibt auch eine Reihe Dinge zu kritisieren, so wirkt der Film etwas unentschieden wie trashig er nun den wirklich sein will. Sicherlich kann man auch streiten, ob der Film nicht wirklich weniger auf Parodie getrimmt hätte sein müssen. Zusammenfassend kann man wenn man will viele gute Gründe finden IRON SKY formal und von der Umsetzung her abzuwerten. Wer sich aber einfach auf die sehr liebevolle Ausgestaltung der Story und Charaktere und die tolle Optik und Effekte konzentriert kann sich hoffentlich wie ich noch heutzutage freuen, wie aus einer fixen Idee von 2006 eines unbekannten finnischen Independent Regisseurs ein weltweit erfolgreicher Film mit einer großen Fanbase wird.

Der Film befriedigt - zum Glück - weder Trash-Puristen, noch Naziploitation-Freaks, noch SF-Geeks, auch nicht Comedy-Fetischisten, geschweige denn Gorehounds sondern komponiert bewußt Eigenschaften aus allen diesen Bereichen zu einem guten Menü mit spitzen satirischen Seitenhieben, tollen Effekten und hohem Symathiefaktor bzgl. den Charakteren. Auf jeden Fall hat das Projekt seinen Stammplatz in bislang global erfolgreichen Crowdfunding Projekten und deswegen fließt dieser Pionierfaktor stark in meine fangeprägte Bewertung von

9/10 Pimpfen...äh,...Punkten ein.

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