Review

McG kommt wie viele aktuelle Hollywodd-Regisseure aus der Videoclip-und Werbebranche, bei der es in erster Linie darum geht den Zuschauer visuell zu überwältigen und damit die meist simplen Botschaften möglichst leicht verständlich zu transportieren. Auf dem Regiestuhl muss ein solcher Hintergrund natürlich nicht zwangsläufig narrative Plattheit bzw. das häufig kolportierte Style-over-Substance-Phänomen a la Michael Bay generieren, was beispielsweise David Finchers (u.a. Sieben, Fight Club, The Social Network) Werdegang belegt.

Sieht man sich McGs bisheriges Oeuvre an, ist er allerdings sicherlich eher Erstgenanntem zuzuordnen. Vor allem seine hyperaktiven Drei Engel für Charlie-Knaller sind in dieser Hinsicht ein Offenbarungseid und waren nicht viel mehr als zu Leinwandgröße und Spielfilmlänge aufgeblasene Musikvideos, bei denen der Reißbrettplot lediglich die Slalomstangen in den Boden rammte, um welche die quietschbunten und überdrehten Spektakel in halsbrecherischer Geschwindigkeit herumblödelten.

Sei neuester Streich Das gibt Ärger schlägt in dieselbe Kerbe und kann problemlos mit ähnlichen Argumenten in die Rezensionstonne getreten werden. Je nach Stimmungslage, Erwartungshaltung und Bereitschaft zum filmischen Fast-Food-Konsum kann das aber auch Spaß machen. Zwar platzen auch hier allerlei Plattheiten, Klischees und aus den schludrig zusammengeschusterten Inszenierungs-Nähten, trotzdem kommt das Ganze mit einer entwaffneten Lässigkeit und augenzwinkernden Exaltiertheit daher, die in ihrer infantilen Launigkeit ansteckend sein kann - aber natürlich nicht muss.

In einem gewagten und keineswegs durchgängig stimmigen Genremix aus romantischer Komödie, Actionpersiflage und Buddy-Movie kann McG vor allem mit seinem bestens aufgelegten Protagonistentrio auftrumpfen, der entscheidende Vorteil gegenüber den drei ADS-Engeln, die es fertig brachten schon nach Sekundenbruchteilen gehörig zu nerven. Das macht die im Kern hanebüchene Story nicht glaubwürdiger, aber definitiv wesentlich angenehmer konsumierbar.  

Neu-Kirk Chris Pine und Neu-Nolan-Muse Tom Hardy (Inception, The Dark Knight Rises) spielen zwei CIA-Agenten, die sich in dieselbe Frau (Reese Witherspoon) verlieben und daraus einen zunächst sportlichen Wettstreit aufziehen, der immer mehr aus dem Ruder läuft. Natürlich kann man hier bereits mit der Machismo-Vorwurfskeule alles kurz und klein hauen, übersieht dabei aber die nicht unerhebliche Tatsache, dass in diesem Film rein gar nichts ernst gemeint ist. Das macht schon der Auftakt mehr als deutlich.

In einer völlig überzogenen Actioneinlage ballern die beiden CIA-Kumpel eine Bande ausländischer Finsterlinge (angeführt von einem Til Schweiger in seinem typischen Hollywood-Bad Guy-Knallchargen-Modus) vom Dach irgendeines Wolkenkratzers und wirken dabei wie ein James Bond-Doppelpack auf Speed. Schon hier ist klar, mit dem Arbeitsalltag selbst eines Actionfilm-typisch gestalteten Geheimagenten haben die beiden Adrenalinjunkies rein gar nichts zu tun. Spätestens aber wenn man ihre Behausungen kennen lernt, dürften diesbezüglich sämtliche Zweifel in Sekundenschnelle verdampfen.
Während Agent FDR Foster in einem stylischen Loft mit allerlei technischem Schnickschnack residiert bei dem die gläserne Decke gleichzeitig als Boden eines darüber liegenden Swimmingpools fungiert, bewohnt Agent Tuck eine Parkplatzgroße Junggesellenbude in der u.a. mehrere Motorräder herumstehen und ein kleiner Boxring das Wohnzimmer bereichert. Würde die CIA ihren profanen Field-Agents Gehälter zahlen, die solche Domizile finanzieren könnten, wäre sie der begehrteste Arbeitgeber der USA.

So sind die Wohnungen dann auch nur ein zusätzliches Vehikel zur Charakterisierung der beiden Brunfthähne. Hier der selbstverliebte Kindskopf und Statussymbol-affine Womanizer, dort der hemdsärmelige, mehr bodenständige und ernsthafte Junge von Nebenan. Natürlich sind beide bis zum Abwinken klischeehaft gezeichnet bzw. überzeichnet, aber das gilt für den gesamten Film und ist eine Prämisse auf die man sich einlassen (können) muss, sonst wirds schmerzhaft.

Jedenfalls gehen die beiden entsprechend ihres Charakters an die Sache respektive die Herzdame heran, was einen Großteil der Komik des Films ausmacht. Während FDR voll und ganz auf die eigene (vermeintliche) Unwiderstehlichkeit setzt und Lauren damit zu beeindrucken versucht, dass er in einem angesagten Schicki-Micki-Club mit der gesamten Belegschaft und sämtlichen Stammkunden auf Du und Du ist, versucht Tuck durch romantische Aktionen wie den nächtlichen Besuch eines Rummelplatzes mitsamt Privat-Trapez zu punkten.

Zudem aktivieren beide unter dem (Seidenpapier-dünnen) Deckmantel den zu Beginn entkommenen Heinrich (Til Schweiger) aufspüren zu wollen jeweils einen Trupp hoch qualifizierter Überwachungsexperten, um den Gegner auszuspionieren und gleichzeitig Laurens Vorlieben bzw. Abneigungen herauszufinden. Dieser natürlich völlig realitätsferne Einfall hat schon bei James Camerons True Lies prächtig funktioniert und sorgt auch hier für eine Reihe komischer Verwicklungen. Zumal Lauren sich regelmäßig mit ihrer besten Freundin Trish (Late-night-Talkerin und Standup-Comedian Chelsea Handler) über die jeweiligen Stärken und Schwächen der zwei Bewerber austauscht. Die daraus resultierende Taktik-Kehrtwende kann natürlich nur schief gehen. So sind Tucks plötzliche Versuche mit Machoallüren auf die Überholspur zu kommen ähnlich erfolglos, wie FDRs neu entdeckte romantische und einfühlsame Ader. Trotz des ein oder anderen witzigen Einfalls läuft der Film hier teilweise etwas aus dem ohnehin tief eingetauchten Humor-Ruder und driftet in allzu klamaukige Untiefen ab.

Dass dieses pubertäre, teilweise infantile Balzduell insgesamt dennoch funktioniert, liegt an den bestens aufgelegten und harmonierenden Darstellern. Keiner nimmt seinen Part sonderlich ernst, fährt ihn aber auch nicht vollständig an die permanent drohende Karikaturwand. Alle drei sorgen für das nötige Maß an Sympathie mit und zu ihren Figuren, um das Abschmieren des überkandidelten Spektakels zu verhindern. Vor allem Hardy und Pine liefern sich ein paar schlagfertige und gut getimte Verbalschlachten, die durchaus dazu angetan sind, mehr als nur ein müdes Lächeln zu erzeugen. Ähnliches gilt für Witherspoons frotzelige Kandidaten-Check ups mit ihrer Freundin Trish. Der zugegebenermaßen recht vordergründige Humor nimmt dabei ein ums andere Mal auch derb-zotige Züge an die man mögen muss bzw. überhören können muss, ist  aber zumindest keineswegs durchgängig glatt poliert.

Letztlich ist Das gibt Ärger eine lupenreine Buddy-Komödie der derberen Art, die vornehmlich auf ein männliches Publikum zugeschnitten ist. Weder die Actionanteile, noch die RomCom-Versatzstücke dürften die jeweilige Zielgruppe vom Hocker reißen. Das offensichtliche Ziel am Valentinstag (US-Starttag des Films) einmal beide Geschlechter in einem Film zu vereinen, ist ganz sicher nicht erreicht worden. Vor allem das weibliche Publikum dürfte ob des nur schlampig kaschierten Chauvinismus mindestens die Nase rümpfen. Daran dürfte auch der Genretypische rosarote und (familien)politisch korrekte Schluss nicht viel ändern. Hier geht es um ausgewachsene Jungs, die recht unverblümt das nicht mehr ganz ihrem Alter entsprechende Schwanzlängenvergleich-Spielchen durchexerzieren. Das hat weder Niveau noch Klasse, dafür aber Tempo, Charme, Pfiff und durchaus erkennbare Selbstironie. Der ehemalige Werbefilmer McG liefert wie erwartet. Das kann und darf schließlich auch mal reichen.  

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