Lily Collins liebt ihre Augenbrauen und die Tochter von Sänger Phil Collins gehört trotz des Makels gewiss zu den hübscheren Nachwuchsdarstellerinnen in Hollywood, doch Regisseur Tarsem Singh hätte auf ein verstärktes Zupfen der Büsche bestehen müssen, - schließlich gilt Schneewittchen als Schönste im ganzen Land.
Ansonsten fällt die verspielte Optik dieser grimmschen Frischzellenkur durchaus positiv auf. Die Vorgeschichte wird im Animationsstil eingefangen und von Julia Roberts aus Sicht der bösen Königin vorgetragen, was viel Hoffnung auf eine gesunde Portion Selbstironie und beißendem Sarkasmus macht.
Doch leider bleibt die Königin figurentechnisch der einzige Lichtblick, da Schneechen (wie sie hier meist genannt wird) zwar eine Mischung aus naivem Püppchen und kämpferischer Diebin verkörpert, aber eben null Figurentiefe aufweist.
Die Zwerge, welche zu einer Räuberbande auf Stelzen mutieren, müssen indes für plumpe und selten amüsante Slapstick-Einlagen herhalten, deren Dialogwitz kaum ein leichtes Schmunzeln entlocken kann.
Auch der Prinz erhält keine Persönlichkeit, - die offenbart er allenfalls als dummer Köter als die Königin den Liebestrank verwechselt und der Gag vom Hybriden aus Mensch und Hund zum albernen Possenspiel mutiert.
Anderweitig geht die Erzählung mit flottem Tempo vonstatten und ein paar visuelle Einfälle können letztlich doch erheitern, wie etwa eine Schönheitsbehandlung der Königin mit allerlei Getier und Gekröse oder einige bissige Gespräche zwischen ihr und dem Spiegelbild.
Recht gelungen ist auch die Sequenz, als zwei von der Königin gelenkte Marionetten-Krieger auf Schneewittchen und die Zwerge angesetzt werden oder final ein Ungeheuer die Heldentruppe aufzumischen versucht, doch insgesamt bleibt die Geschichte vor allem als Komödie zu harmlos und brav.
Denn obgleich die Seele der grimmschen Vorlage weitestgehend erhalten bleibt, die ausgefallenen und zum Teil aufwendig geschneiderten Kostüme positiv ins Auge stechen und der Score einen bunten Reigen aller erdenklichen Stimmungen zum Besten gibt, entfacht der Stoff keine Magie, während es in Sachen Romantik und Dramaturgie allenfalls ein wenig an der Oberfläche brodelt.
So gestaltet sich das leicht naive, wenn auch phasenweise gut gelaunte Märchen als wohl gemeinte Aneinanderreihung komödiantischer Strickmuster, denen jedoch größtenteils der Pep und die Innovationen fehlen. Darstellerisch enttäuscht zwar niemand, optisch ist auch rein gar nichts auszusetzen, doch im Endeffekt pendelt sich der reine Unterhaltungswert im Mittelmaß ein, der mit mehr Mut zu Selbstironie und Zynismus ein echter Knaller hätte werden können.
5 von 10