Bei Nicholas McCarthy´s Spielfilmdebüt „the Pact“ – einem übernatürlichen Horror-Thriller aus dem Jahre 2012 – handelt es sich weder um einen dieser in jüngster Zeit ja so beliebt gewordenen „Found Footage“-Flicks noch beruft sich der Streifen in irgendeiner Form auf irgendwelche „zugrunde liegenden wahren Begebenheiten“. Erwähnenswert ist jedoch, dass das Werk auf einem gleichnamigen Kurzfilm des Regisseurs basiert, der mit Jewel Staite in der Hauptrolle aufzuwarten vermochte sowie auf dem „Sundance“-Festival 2011 seine viel beachtete Premiere feierte. Gern kann ich an dieser Stelle „bereits vorab“ vermelden, dass es McCarthy in Gestalt des Projekts (u.a. mit einer neuen Besetzung und einem „ausgebauten Inhalt“) gelungen ist, sowohl die „ursprüngliche Geschichte“ auf interessante Weise zu erweitern als auch (an sich) einen Genre-Beitrag abzuliefern, der sich in gewissen Bereichen ergiebig-wohltuend von dem Gros der „übrigen Konkurrenz“ abhebt sowie den geneigten Betrachter im Zuge dessen (außerdem) ganz gut zu unterhalten vermag...
Die Handlung eröffnet mit einem hitzigen Telefonat zwischen Nicole (Agnes Bruckner) und Annie Barlow (Caity Lotz), bei welchem erstere ihre Schwester davon zu überzeugen versucht, wenigstens für kurze Zeit mit (bzw. zu) ihr ins Haus ihrer gerade verstorbenen Mutter zurückzukehren, um an der Beerdigung teilzunehmen sowie einige der damit verbundenen „Angelegenheiten“ zu regeln. Angesichts unschöner Erinnerungen hatte Annie jenen „verhassten Ort“ eigentlich nie wieder betreten wollen – hatte mit der (physisch wie psychisch) harten Zeit ihres Aufwachsens im Grunde genommen schon lange abgeschlossen – allerdings gibt sie letztlich dann doch noch (widerwillig) nach, worauf beide das Gespräch beenden und sich Nicole stattdessen (per Webcam-Chat) daran begibt, ihrer jungen Tochter Eva (Dakota Bright) eine „gute Nacht“ zu wünschen, welche sie aktuell in die Obhut ihrer Freundin Liz (Kathleen Rose Perkins) gegeben hat. Es dauert jedoch nicht lange, da wird die Übertragung auf einmal (jäh) unterbrochen – was weit weniger mit der schlechten WiFi-Verbindung zutun hat, sondern mit „etwas“, das Eva unmittelbar zuvor im Hintergrund des übermittelten Bildes (im Rücken ihrer Mutter stehend) gesehen hatte...
Als Annie am nächsten Tag eintrifft, ist Nicole spurlos verschwunden: Der Laptop liegt am Boden, ihr Handy im Wandschrank – ausgerechnet dort, wo die beiden Mädchen früher immer eingesperrt wurden, wenn man sie für „unartig“ erachtete. Da Nicole u.a. über eine Drogen-Vergangenheit verfügt, glaubt Annie spontan daran, der auf sie lastende Druck wäre möglicherweise zu groß geworden, weshalb sie sich eventuell „einfach irgendwo“ (für eine gewisse Dauer) „zurückgezogen“ hätte. Gemeinsam mit Annie verbringen Liz und Eva die Nacht nach der Trauerfeier dann im Hause der Verstorbenen: In jenen Stunden kommt es plötzlich zu diversen „übernatürlichen Übergriffen“, im Rahmen derer auch Liz verschwindet – wohingegen Annie mit Eva nur knapp die Flucht (nach draußen) gelingt. Wie im Prinzip erwartet, schenkt der zuständige Police-Detective (Casper van Dien) ihrer Story in dieser Form keinen rechten Glauben – und so wendet sich Annie stattdessen an ihre ehemalige Mitschülerin Stevie (Haley Hudson), einem blinden Medium, mit deren Hilfe sie (zusätzlich ergänzt um eigene Nachforschungen und Entdeckungen) schrittweise einem düsteren Familiengeheimnis auf die Schliche gelangt, welches gar mit den Taten eines lokalen Serienkillers in Verbindung steht...
Auf Anhieb etabliert der Einstieg von „the Pact“ die unterschiedlichen „Verhaltens- und Verarbeitungsweisen“ der zwei Schwestern hinsichtlich ihrer Vergangenheit – denn während sich Nicole (trotz des damals Erlebten) der aktuellen Situation stellt und diese so gut wie sie nur kann angeht, weigert sich Annie (zumindest anfangs) beharrlich, jenen Ort überhaupt ein erneutes Mal aufzusuchen – und veranschaulicht zugleich auch den von McCarthy gewählten Präsentationsstil: Die an das Telefonat anknüpfende Sequenz kommt in keiner Weise irgendwie „forciert“ anmutend daher, entfaltet sich angenehm unüberhastet und mündet letztlich in einem effektiven „Abschluss“, der (unabhängig seiner an sich keineswegs unüberraschenden Natur) seinen angedachten Zweck erfüllt, die aufgebaute unheilschwanger-bedrohliche Stimmung nochmals unterstreicht sowie obendrein mit einer „speziellen Zurückhaltung“ dargeboten wird, wie sie in den meisten artverwandten Veröffentlichungen heutzutage kaum mehr zu finden ist (u.a. ohne einem „finalen Jump-Scare“). Generell sucht man bei dem Film wirklich neue oder wahrhaft originelle „Zutaten“ zwar angrenzend vergebens – doch kennt sich McCarthy mit den „Mechanismen des Genres“ (augenfällig) derart gut aus, dass es ihm über weite Strecken gelungen ist, aus den verschiedenen Versatzstücken ein erkennbar ambitioniertes Ganzes zu erschaffen, welches (im beabsichtigten Sinne) alles in allem relativ anständig „funktioniert“...
Angesiedelt in einem ruhigen Außenbezirk San Pedros, spielt sich ein Großteil der Handlung in dem nicht unbedingt geräumigen Mittelklasse-Häuschen der Familie ab, welches vermutlich irgendwann in den '60ern oder '70ern erbaut wurde und an dem „der Zahn der Zeit“ seither durchaus „ein wenig genagt“ hat – was sich in erster Linie an den altmodischen, vergilbten Tapeten sowie der nicht allzu modernen Inneneinrichtung erkennen lässt: Ein vollkommen „gewöhnliches“ Gebäude also, das unweigerlich (mehr oder minder stark) „vertraut“ wirkt und zu welchem eine Menge Zuschauer mit Sicherheit einen gewissen „Bezug“ herstellen können. In Addition dazu erhält der Betrachter rasch einen Überblick, wo sich welcher Raum befindet – etwas, das im fortschreitenden Verlauf keine unbedeutende Rolle einnimmt. Geschickt nutzt und bewahrt McCarthy diese Location als „Zentrum“ nahezu aller Gegebenheiten: Zum einen verleiht das der Story einen „fokussierteren Touch“ – zum anderen hat dieses Vorgehen die nicht unbedingt üppigen finanziellen Ressourcen des Projekts nicht „unnötig“ belastet. Clever werden auch bestimmte „aktuelle Alltags-Technologien“ mit in die Geschichte eingebunden: Laptops und Smart-Phones finden (wichtige) Verwendung – und selbst das Internet bleibt nicht frei „seltsamer Einwirkungen“, etwa wenn „GPS-Pins“ auf Online-Karten besondere Orte herausstellen oder (mein persönlicher Favorit) auf „Street-View“-Bildmaterial plötzlich eine unheimliche „schemenhaft-verwischte“ Gestalt zu sehen ist...
Das unüberhastete, nie aber zu ruhige Tempo des Films ermöglicht es dem Publikum, einen ersprießlichen „Zugang“ zu der Materie zu gewinnen – u.a. durchs Erfassen und Verstehen einiger Annie´s spezifischer Charaktermerkmale, auch in Anbetracht des Kontexts (á la Milieu, Verhalten von Freunden und Verwandten etc.). Es dauert allerdings nicht lange, bis sie sich auf einmal mit einer beängstigend-bedrohlichen „paranormalen Macht“ konfrontiert sieht: Entgegen ihres ersten Impulses, umgehend die Stadt zu verlassen, stellt sie sich dieses Mal jedoch der Situation – will herausfinden, was mit Nicole und Liz geschehen ist sowie was es mit dem Erlebten auf sich hat. Zunehmend unbehaglicher wird es, als ein geheimes Zimmer innerhalb des Hauses entdeckt wird – komplett mit versteckten Gucklöchern in den Wänden, durch welche man die Familie all die Jahre lang „aus dem Verborgenen heraus“ (unbemerkt) hätte beobachten können, was so offenbar auch geschehen ist. Als zudem gar „immer konkretere Erscheinungsformen“ zutage treten, wie z.B. eine „geisterhafte Hand“, die Annie auf einen neuerlichen Hinweis deutet, greift sie auf die Unterstützung eines Mediums zurück, um auf diesem Wege die Möglichkeit zu erforschen, ob es eventuell ihre Mutter ist, welche Kontakt zu ihr aufzunehmen versucht. Selbst eine aufgrund „unerwartet starker Einflüsse“ ausgelöste Eskalation einer gemeinsamen „Begehung der Örtlichkeiten“ bekräftigt sie im Folgenden nur noch weiter darin, nicht aufzugeben und an ihrem eingeschlagenen Pfade festzuhalten...
In der zweiten Laufhälfte wird der übernatürliche Horror zusätzlich um markante Elemente aus den Bereichen Psycho-Drama und Mystery-Thriller ergänzt, als Annie im Rahmen ihrer Recherchen auf die Spur eines Serien-Killers namens „Judas“ gelangt, der sich rasch zu einer konkreten „physisch-realen“ Gefahr entwickelt und irgendwie mit der eigenen Familiengeschichte in Verbindung steht – was sie schon bald (buchstäblich) zurück ins Haus ihrer Kindheit führt. Glaubwürdig und sympathisch verkörpert Newcomerin Caity Lotz, welche zuvor in kaum mehr als drei Folgen „Mad Men“ sowie einigen weiteren der Serie „Death Valley“ zu sehen war, die stets etwas „herb“ anmutende, ebenso toughe, smarte wie merklich von dem damals Widerfahrenen geprägte Hauptprotagonistin. Je weiter das Werk voranschreitet, desto besser lernt der Zuschauer sie kennen – was entsprechend hilft, noch stärker mit ihr mitzufiebern. Als skeptischer, aber engagierter Detective tritt Casper van Dien („Starship Troopers“) in Erscheinung – und das durchaus achtbar, inklusive eines (passenden) „vom Leben und Job gezeichneten“ Auftretens und Äußeren. Während Haley Hudson („Killer by Nature“) als blinde „okkulte Mittlerin” Stevie eine wahrhaft „creepy-coole“ Performance an den Tag legt, runden solide Leistungen u.a. von Agnes Bruckner („the Woods“), Kathleen Rose Perkins (TV´s „Trust Me“), Debütantin Dakota Bright und Sam Ball (TV´s „the Event“) die verbliebenen Cast-Reihen rundum zufrieden stellend ab…
Bestimmte Inhalte der Geschichte werden von McCarthy bloß angedeutet: Sie bleiben unvertieft, so dass sich jeder selbst seine eigenen Gedanken dazu machen kann – beispielsweise was es eigentlich mit dem Titel-gebenden „Pakt“ so auf sich hat. Dennoch sind einzelne „Schwachstellen“ nicht von der Hand zu weisen: Weder der Plot noch die Dialoge sind übermäßig kreativ geraten, ab und an muss man in Sachen Logik „ein Auge zudrücken“ (was in diesem Genre ja allerdings nicht gerade eine Seltenheit ist) und manch Nebenfigur (á la der ermittelnde Cop) entpuppt sich letztlich als „nicht sonderlich essenziell“ für die Handlung an sich. Wie in diversen vergleichbaren Fällen, verliert der Streifen außerdem schrittweise an Effektivität, je „weltlicher“ sich die Bedrohung entpuppt – und das unabhängig dessen, dass eben jene „Offenbarung“ anständig dargebracht wird und das Finale (nichtsdestotrotz) relativ spannend geraten ist. Unterstützt seitens geschickt gewählter Perspektiven, eines einträglichen Scores sowie stimmungsvollen Einsatzes von Licht und Schatten, ebenso wie dank eines Verzichts auf vordergründige CGI-Arbeit, erschuf McCarthy nicht nur einige sehr wirkungsvolle Set-Pieces (wie Annie´s erste Nacht im Haus oder der gesamte Auftritt Stevies), sondern auch eine grundlegende Atmosphäre der „düster-unheimlichen Art“, die prima zu überzeugen weiß. Schnelle Schnittfolgen sind nur selten auszumachen – stattdessen wird man u.a. mit ruhigen Kamerabewegungen „verwöhnt“, die den Suspense-Grad gedeihlich in die Höhe treiben, bevor am Ende dann (meist) sorgsam platzierte „Erschrecker“ ihren angedachten Zweck erfüllen…
Fazit: Nicholas McCarthy´s „the Pact“ ist ein stimmungsvoller, kurzweiliger, handwerklich kompetenter kleiner Horror-Thriller, der zwar keineswegs perfekt daherkommt, wohl aber erfreulich viel aus seinen limitierten finanziellen Ressourcen und seiner (alles in allem) nur recht mäßig originellen Story herauszuholen vermag: Empfehlenswert!
„7 von 10“