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Autor Kim Henkel ist der Erfinder von Leatherface und somit der Begründer vom "Texas Kettensägen-Massaker", bei dessen Franchise er auch einmal Regie führte. Beim vorliegenden Werk des Regieduos Graves/Meeks entwarf er ebenfalls die Vorlage und wusste gegen Ende augenscheinlich nicht mehr zwischen Parodie und Hommage zu unterscheiden, was in einem storytechnischen Wirrwarr ausartet.

Sissy (Ali Faulkner) und ihre drei Freunde sind in einer verlassenen Gegend in San Antonio unterwegs, als sie sich Ärger an einer Tankstelle einhandeln und es zu einer wilden Verfolgungsjagd kommt, welche mit dem Tod der Verfolger endet. Ein organisierter Trupp von Menschenjägern hat es auf die vier Überlebenden abgesehen, welche sich fortan auf der Flucht befinden...

Zwar werden die vier Freunde nur sehr oberflächlich eingeführt, doch da die Gruppe rasch dezimiert wird, erübrigt sich eine ellenlange Einführung, zumal die Konzentration ohnehin auf den Überlebenswillen von Sissy ausgerichtet ist, welche ein beachtliches Laufpensum absolviert, um nicht in die Fänge der durchgeknallten Gang zu geraten. Jene wirkt auf den ersten Blick beinahe schon kultiviert, da man ja eher degenerierte Rednecks in karierten Hemden erwarten würde und nicht halbwegs gepflegt erscheinende Jugendliche in tadelloser dunkler Kleidung.

Zunächst gestaltet sich die Hatz recht ansprechend, durchaus spannend und latent temporeich. Die verlassenen Gassen, die nächtlichen leergefegten Straßen und ein paar düstere Ecken schüren eine dichte Atmosphäre und auch der zurückhaltende Score mit leisem Klangteppich innerhalb rhythmischer Untermalungen unterstreicht die beinahe alptraumhafte Szenerie der schier ausweglosen Situation. Über zwei Begebenheiten wundert man sich innerhalb der bis dato noch bodenständigen Erzählung allerdings schon: Eine mexikanische Gang und zwei Cops scheuen den Eingriff und die damit verbundene Konfrontation, was zunächst auf eine Verschwörung höchster Kreise hindeutet, zumal der eher ungewöhnliche Einstieg in einem Gebäude mit elitären Gästen und Demonstranten außerhalb auf einen politischen Hintergrund deutet.

Doch derartige Andeutungen verlaufen fast durchweg im Sande und auch wenn die Kettensäge sicher im Kofferraum deponiert ist, - Leatherface himself tritt hier nicht auf den Plan. Vielmehr verkommt die Geschichte zu einem Sammelsurium bizarrer Kuriositäten, welche im Zusammenhang kaum mehr Sinn ergeben: Da spielen Kannibalen eine Rolle, Jungfräulichkeit sowie eine Bestie in Ketten auch, ein undurchsichtiger Kauz mit angeklebtem Flaum mischt auch noch mit und bei alledem gibt es ein beinahe rekordverdächtiges Cameo von neun Mimen, die bereits beim Kettensägen-Franchise mitwirkten.

Das allein rettet die Chose allerdings nicht mehr und auch ein Raketenwerfer kaschiert nicht, dass der rote Faden zusehends abhanden kommt. Immerhin wird der Bodycount im letzten Drittel noch einmal deutlich nach oben getrieben und erfreulicherweise wurde bei den sehr wenigen Gewaltszenen auf CGI verzichtet, doch inhaltlich büßt die Geschichte während der zweiten Hälfte stark an Atmosphäre ein und weicht einem skurrilen Stelldichein gnadenlosem Overactings. Zwar werden hier und da noch kleine spannende Momente eingestreut, doch mit der dichten Atmosphäre des ersten Drittels hat der Showdown nicht mehr viel gemein.

Insofern überzeugt der Streifen nur bedingt, da einer grundsoliden ersten Hälfte eine recht durchwachsene zweite gegenübersteht, die etwaige Referenzen und Anspielungen aufs Original zu bemüht und undurchdacht erscheinen lässt, was weder einer Hommage noch einer Parodie gleichkommt. Das flotte Erzähltempo und das passable Handwerk trösten zwar über einige Schwächen hinweg, doch im Gesamtbild trübt das unausgegorene Drehbuch merklich den eigentlich okayen Unterhaltungswert.
5,5 von 10

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