Eine VHS Sammlung ist schon insofern mörderisch, als dass sie zuviel Platz einnimmt und eine Bildqualität liefert, die nach zeitgenössischen Maßstäben bereits unsehbar ist.
Nicht ganz so katastrophal verhält es sich mit vorliegendem Streifen, welcher die wohl erste Found-Footage-Anthologie verkörpern dürfte.
Die Rahmenhandlung besteht darin, dass einige Kleinkriminelle ein Tape aus einer Wohnung stibitzen sollen und dabei diverse Videobänder sichten.
In der ersten Geschichte „Amateur Night“ wird mithilfe der Kamera in einer Brille mitgefilmt, wie einige Typen zwei Mädels in einem Club klarmachen. Im Hotelzimmer angekommen, entpuppt sich ein Mädchen als…
Das merkwürdige Verhalten der jungen Frau mit den ungewöhnlich großen Augen lässt von vornherein auf ein mysteriöses Geheimnis schließen. Der Twist ist erahnbar, doch die letzten Minuten sind immerhin packend umgesetzt, während die Kamera aufgrund des festen Halts in der Brille zumeist wackelfreie Szenen liefert. Ein passabler Einstieg.
„Second Honeymoon“ ist eine auf zweieinhalb Personen beschränkte Geschichte. Ein Paar unternimmt eine Reise und steigt im Hotel ab, als eines Abends eine junge Frau vor ihrer Tür auftaucht und kurz darauf wieder verschwindet. Am nächsten Abend filmt jemand die beiden Schlafenden und am dritten Abend kommt es zu einer tödlichen Entscheidung.
Die einzig halbwegs Gänsehaut erzeugende Szene ist, als kurz mit der Kamera in die undurchsichtige Nacht gefilmt wird und eine Gestalt auszumachen ist. Ansonsten bietet die Geschichte nur mäßig Spannung, jedoch einigermaßen Atmosphäre und eine halbwegs überraschende Auflösung.
Der Titel „Tuesday the 17th“ deutet bereits an, es mit einem Slasher zu tun zu haben.
Vier Teens um Wendy begeben sich in den Wald, wo einst ein Killer sein Unwesen trieb. Wendy will beweisen, dass er noch immer dort ist…
Hier stören vor allem zum Ende der Geschichte die unglaublich vielen Streifen, Sprünge und andere enorme Bildstörungen. Sind kurze Inserts im Vorfeld noch okay, verliert man im finalen Akt fast vollends die Übersicht vor lauter Wackeln und Herumreißen. Storytechnisch ergibt sich wenig Potential, doch immerhin fließt etwas Blut, soweit es die unruhige Kamera überhaupt kurz festzuhalten vermag. Eine vor allem schwach umgesetzte Episode.
Geschichte Vier kürzen wir mal mit dem Titel „Emily“ ab, welche im Chat mit ihrem Freund per Skype auf dem Laptop zu sehen ist. In Emilys Studentenwohnung scheinen sich nachts Geister von Kindern herumzutreiben, was die junge Frau mithilfe der Webcam beweisen will…
In Sachen Atmosphäre ist dies die stärkste Episode, da die Geistererscheinungen aufgrund des reduzierten Blickwinkels effektiv in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Erzählung konzentriert sich aufs Wesentliche und liefert ein paar unheimliche Szenen und krönt die Story mit einem wahrlich fiesen Twist.
Das Finale „10/31/98“ spielt an Halloween, als vier verkleidete Kumpel die Adresse einer Party aufsuchen, doch im Dachgeschoss des scheinbar leeren Hauses nicht die erhoffte Feier vorfinden…
Das Interieur des altmodisch eingerichteten Hauses bietet durchaus Atmosphäre und auch die Szenerie im Dachgeschoss ist ansprechend festgehalten. Ein paar übersinnliche Phänomene im letzten Drittel sind ebenfalls gut getrickst, nur das Ende wirkt ein wenig übers Knie gebrochen. Dennoch ein ansprechender Abschluss.
Insgesamt bieten die sechs Geschichten, wenn man die Rahmenhandlung dazu zählt, vor allem eine anstrengend zu verfolgende Optik, da stets mit Handkamera gefilmt wird und dabei mehr oder minder verwackelte Bilder herumkommen. Von daher ist auch nicht allzu viel explizit dargestellte Gewalt auszumachen, mal ein gebrochenes Handgelenk, zwei Kehlenschnitte, ein Messer im Auge und ein aufgeschlitzter Bauch rechtfertigen jedoch eine FSK18.
Eine passable Anthologie mit Höhen und Tiefen, atmosphärischen Highlights, aber selten mitreißend. Für Freunde von Kurzgeschichten okay, vorausgesetzt, die unscharfen und oftmals arg verwackelten Bilder verursachen nach etwas langen 116 Minuten keine Kopfschmerzen.
6,5 von 10