Review

Ich dachte eigentlich das "found footage" Konzept sei langsam etwas überstrapaziert, aber mit V/H/S liegt nochmal ein gelungener Vertreter seiner Zunft vor.

Eingebettet in eine Rahmenhandlung werden 5 Kurzfilme unterschiedlicher Regisseure präsentiert. Die Rahmenhandlung ist eigentlich der grösste Schwachpunkt des Streifens. In den ersten fünf Minuten lassen sich kaum narrative Zusammenhänge ausmachen. Unzählige Bildsprünge und eine übermäßig verwackelte Kameraführung machen es dem Zuschauer zunächst sehr schwer der Handlung zu folgen. Es geht ganz grob um eine Gruppe junger Männer, die im Auftrag eines Kunden in ein Haus einbrechen, um ein bestimmtes VHS Tape zu stehlen. Der Eigentümer sitzt tot im Sessel. Vor ihm liegen haufenweise VHS Kassetten. Einer der Männer wirft einen kurzen Blick auf einige der Bänder, was jeweils der Startpunkt für die 5 Einzelepisoden darstellt. Leider wird die Rahmenhandlung trotz einiger gruseliger Highlights nie richtig aufgelöst oder zu Ende erzählt.

Die Kurzgeschichten selbst sind hingegen allesamt gut gelungen. Episode 1 und 5 sind meine persönlichen Highlights, aber selbst die schlechteste ist immer noch nettes Mittelmaß.
Ausgehend von einer banalen, alltäglichen Situation (Kneipenabend, Urlaub, Halloweenparty, etc) geht es inhaltlich eigentlich in allen Geschichten um das plötzliche Hereinbrechen blanken Terrors, was durch die subjektive Kamera (die einer der Protagonisten jeweils mit sich führt) unglaublich authentisch wirkt. Die Stories sind immer schön straight auf den Punkt und benötigen kaum Anlaufzeit. V/H/S profitiert auch von absolut glaubwürdigen Charakteren. Alle Schauspieler liefern in der Bandbreite von anfänglichem Herumalbern bis zur späteren Todespanik erstaunlich souveräne Leistungen ab, was bei dieser preiswerten Independendproduktion wirklich nicht zu erwarten war. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass einige Szenenabläufe sehr lang sind und scheinbar nicht durch Schnitte unterbrochen werden. Möglich ist auch, dass ein Großteil der Dialoge improvisiert wurde.
Sehenswert sind auch die später ins Bildmaterial eingebetteten Spezialeffekte, auch wenn sie nicht das Niveau einer Großproduktion haben.

Inhaltlich sind die Geschichten trotz einiger Twists eher einfacher Natur, sodass ich mich nicht einmal genötigt sehe, sie ein wenig anzu"teasen". Die Handlung ist stellenweise unlogisch. Auch die subjektive Kamera kann nicht immer befriedigend erklärt werden. Aber das ist alles Gejammer auf hohem Niveau. Langeweile kann bei der Unterteilung in 5 Episoden jedenfalls kaum aufkommen. Darüber hinaus ist V/H/S schön sleazy, dreckig und gemein und mit einigen Gewaltspitzen würzig abgeschmeckt; eine willkommene Abwechslung zum Blümchenhorror der Mainstreamfraktion. Ansehen lohnt sich ! 

Fazit: 
5 Terrorhäppchen zum Preis von einem macht 8 von 10 Punkten

Details
Ähnliche Filme