Review

Die blutige Seele eines Teenagers... oder doch mehr?

"Excision" ist ein wilder Mix aus Carrie, A Serbian Film, Feuchtgebiete & dem Mad Scientist-Subgenre - klingt nicht nur schräg, er wird euch sprachlos zurück lassen. Wenn ihr ihn fühlt & euch ein bisschen mit der Hauptdarstellerin identifizieren könnt, sogar noch mehr als das. Wir folgen der extrem ungepflegten & hässlichen Außenseiterin Pauline, die den Traum pflegt Chirurgin zu werden. In der Schule ganz weit außen stehend, auch in der Familie eher ignoriert bis gehasst von der gläubigen Mutter & dem laschen Vater, im Schatten ihrer lieben, gesundheitlich angeschlagenen, kleinen Schwester. Doch während diese körperlich krank ist, ist die Protagonistin noch wesentlich kranker, auf ihre Art & Weise...

"Excision" ist ein Tabu-Film, eigentlich ein einziges Tabu. Ein Wunder, dass er nicht noch viel mehr Buzz kriegt, egal ob schlechten oder guten. Ich finde ihn super, sicher einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Gestört, höchst stylisch (vor allem in den abgedrehten Traumsequenzen), toll gespielt, ein Finale zum Kotzen & Nachdenken, ein wahrer Tritt in die Eier. Ein Trip in die Abgründe einer Teenager-Seele, der zwar überspitzt ist, den meisten aber nicht unbekannt erscheinen dürfte. Dadurch identifizieren wir uns zum Teil mit einer tief gestörten Persönlichkeit, was wohl nachhaltig zum Kopfschütteln & Staunen führen wird. Abneigung & Sympathie gleichzeitig, für einen Charakter, so verloren & so traurig. Umso schlimmer, dass seine Hilferufe keiner ernst nimmt oder ernsthaft behandelt.

Neben etlichen tollen Cameos, sticht vor allem Traci Lords als verquere Mutter heraus, bei der man niemals denken würde, dass sie früher nur ein Pornosternchen war. Alles im beeindruckenden Schatten von der in echt wunderhübschen AnnaLynne McCord, die hier sichtbar & zusammen mit der Maske als Pauline alles gibt. Ganz knapp vor dem nervigen Overacting stoppend, reißt sie hier ein absolut krankes Feuerwerk ab. Auch der Regisseur scheint hell. Nicht nur durch die bizarren Tagträume, einen eigenartig lebendig-bunten Stil, sondern auch durch klare Linien, Bildsprache, Symmetrien. Hier stimmt eigentlich alles & ich hoffe, der Film spricht sich so langsam rum. Aber Vorsicht: nichts für zarte Gemüter, von blutigen Föten bis genauere Untersuchung eines Tampons gibt es hier viel Ekliges zu bestaunen. Mutig sind Film & alle Beteiligten, mutig & dem Extremen nicht abgeneigt, sollten auch die Zuschauer sein!

Fazit: ein Film, der mich tief in die Magengrube traf & lange beschäftigte. Einer der absoluten Geheimtipps! Coming-Of-Age, Indie-Drama, Horror-Schocker, Charakterstudie, schwarze Komödie - ein giftiger, unvergesslicher Cocktail aus fast allen Körperflüssigleiten!

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