Review

Der japanische Regisseur Ryûhei Kitamura (VERSUS, AZUMI), dem zuletzt mit MIDNIGHT MEAT TRAIN der Sprung in die Staaten und gleichzeitig ein astreines, kultverdächtiges Horrorgemetzel gelang, hier mit seinem neuen, heiß erwarteten Streifen NO ONE LIVES. Die Messlatte ist hoch. Zu hoch vielleicht…

Der Film beginnt mit der jungen Studentin Emma (Adelaide Clemens), die des Nachts vor irgendetwas flüchtend durch den Wald läuft. Wie sich herausstellt, ist Emma bereits seit geraumer Zeit entführt, die Polizei sucht fieberhaft nach ihr.
Kurz darauf: Ein junges Pärchen fährt zur Relaxen auf Land. Pech, dass eine Bande psychopatischer Gangster in der Gegend lauert. Das Paar gerät in die Fänge der Banditen. Nun kippt die Handlung, denn einer der Beteiligten ist nicht das, was er vorgibt zu sein…

NO ONE LIVES enthält sowohl Elemente des Tortureporns als auch des Slasherfilms. Opfer landen in der Häckselmaschine. Es gibt eine Anspielung auf die „Ohr-Szene“ aus RESERVOIR DOGS. Ein Kill erinnert stark an die „Augenszene“ aus MIDNIGHT MEAT TRAIN. Blut fließt in Strömen und die FX sind allererste Sahne und nur selten CGI. Aber der Mitte des Films entpuppt sich ein Charakter als absoluter Superkiller, als Killermaschine, die alles und jeden niedermetzelt, an Überlegenheit nur von dem Kerl aus BITTERSWEET LIFE zu toppen. Zwischen unserem intelligenten Superkiller und dem Oberfiesling der Gangsterbande entfacht so etwas wie ein Duell der Psychopathen, nicht ganz so furios wie FREDDY VS. JASON, aber auch ganz unterhaltsam. Es stellt sich die Frage: Wer ist der bösere, durchtriebenere von Beiden? Plötzlich sind die Filmbösewichte nämlich gar nicht mehr so bedrohlich und die Guten werden zu den Bösen – eine Thematik, die ansatzweise an Gassenhauer wie MIKE MENDEZ’ KILLERS oder VON DER BÖSEN ART erinnert. Der Sinn des Unterfangens ist einem als Zuschauer zwar nicht immer vollends bewusst, doch Mord und Totschlag sind ja an sich schon eine völlig sinnlose, unnötige Sache.
Wirklich nennenswert an NO ONE LIVES sind nur die splatterlastigen Morde. Mark und Bein erschütternder Thrill wird ebenso wenig geboten wie eine lückenlos schlüssige Handlung. An der Messlatte von MIDNIGHT MEAT TRAIN scheitert der Folgefilm also kläglich. Kurzweilige Horror-/Slasher-Unterhaltung bietet der Streifen zwar. Wer mehr erwartet, wird aber definitiv enttäuscht werden.

Kills / Gore: (+)(+)(+)(-)(-)
Thrill: (+)(+)(-)(-)(-)
Twist-Vorhersehbarkeit: (+)(+)(+)(+)(-)

Fazit:
Ganz nett, weil brutal. Da hatte man sich mehr von versprochen.

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