Die Idee, zwecks besserer Vermarktung in Deutschland unterschiedliche Filmreihen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, unter dem publikumswirksamen Namen Karate Tiger zu vereinen, ist so gesehen gar nicht mal ein schlechter Einfall, so profitieren die teilweise exotisch klingenden Originaltitel von einer etablierten Marke und einem erhöhten Wiedererkennungswert beim Konsumenten. Karate Tiger 3 ist genau genommen der Startschuss für die Kickboxer Serie, Karate Tiger 4 gehört zur Best of The Best Reihe und die No Retread, No Surrender Saga wird mit Karate Tiger 1 und 5, sowie dem mir vorliegenden Karate Tiger 2 vertreten.
Karate Tiger 2 alias No Retread, No Surrender 2 - Raging Thunder hat mit dem direkten Jean Claude Van Damme Vorgänger nur den namengebenden Titel gemeinsam. Der Amerikaner Scott Wylde (Loren Avedon) versucht zusammen mit seinem Freund Mac (Max Thayer) und dessen Freundin, der Hubschrauberpilotin Terry (Cynthia Rothrock), seine in Bangkok gekidnappte Verlobte Su Lin (Patra Wanthivanond) zu befreien, die von den Entführern auf einem sowjetischen Militärstützpunkt in Kambodscha gewaltsam unter der Aufsicht vom grausamen Kommandanten Yuri (Matthias Hues) festgehalten wird.
Die Bezeichnung Trashperle wäre sicherlich etwas weit hergeholt, dafür hat der Streifen einfach zu viel Leerlauf, was die Handlungsfortschreitung und die Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen Spannungsbogens angeht, dass liegt unter anderem auch daran, dass Karate Tiger 2 neben der etwas in die Jahre gekommenen Optik, der klischeehaft aufgesetzten Entführungsgeschichte mit Ost/West Propaganda und der zweifellos einwandfrei realisierten Action auch teilweise krampfhaft auf einen unterschwellig, trashigen humorigen Unterton mit Buddy-Movie Elementen setzten möchte. Ich gebe zu, auch ich konnte mir bei so manchem sinnbefreiten, ironischen Spruch das Lachen nicht verkneifen, es gibt wirklich einige Szenen, die zum Brüllen komisch waren, aber letzten Endes sind zu viele Situationen dabei, welche die Filmhandlung ungewollt ins Lächerliche ziehen, hier wäre ein bisschen weniger wohl deutlich mehr gewesen.
Von der Qualität der Actionsequenzen her gibt es nichts zu meckern, die zahlreichen im Hong Kong Stil gehaltenen artistischen Martial-Arts Zweikämpfe sind für die damalige Zeit gut choreographiert sowie mit überzeugender Kameraarbeit ins rechte Licht gerückt, hier haben Regisseur Corey Yuen und sein Team lobenswerte Arbeit geleistet. Im meiner Meinung nach sehenswerten Finale darf sich der geschätzte B-Movie Anhänger sogar noch über zahlreiche blutige Schießereien und einen ausgiebigen Endkampf Held gegen herrlich überzeichneten Badguy erfreuen, was das Publikum für den etwas holprig und stotterten Mittelteil ausreichend entschädigt.
Die Besetzung betreffend, muss ich mich jetzt mal als Loren Avedon Fan outen, sein Kampfstil, sein natürliches Auftreten und auch sein Schauspiel wirken auf mich immer extrem sympathisch, was er auch in Raging Thunder wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt. Avedon ist kein künstlich mit Steroiden gezüchteter Muskelprotz sondern ein Mann wie Du und ich nur halt eben mit hervorragenden Kampffähigkeiten ausgestattet. Seine Wegbereiter Mac (Max Theyer) sowie Terry (Cynthia Rothrock) kämpfen beide ausgezeichnet und spielen solide ohne mit ihrer Performance zu glänzen, somit sind sie genau die richtige Wahl für ihre Rollen. Die Darbietung des Hauptantagonisten (Mathew Hues) hingegen stellt sich als zweiseitiges Schwert heraus, in den Kampfszenen macht er eine prima Figur, er wurde auch von seinem Charakter her richtig schön böse gezeichnet, nur intellektuell gesehen machte er hier und da den Eindruck, als könne er nicht bis drei Zählen, was mir gar nicht gefallen hat und für den Zuschauerrespekt gegenüber dem Hauptbösewicht nicht unbedingt förderlich ist.
So ist Karate Tiger 2 bilanzierend gesehen genau das Richtige für einen alkoholisierten feucht fröhlich kurzweiligen Retro-Action Feierabend mit Freunden, der leicht überdurchschnittliche Film will in erster Linie unterhalten, was ihm größtenteils auch zu gelingen vermag, wenn man dazu bereit ist, über gewisse Unzulänglichkeiten hinweg zu sehen. Die Action, Herr Avalon und ein paar satirische Momente können überzeugen, der Rest mehr oder eben auch weniger.... 6 von 10 Punkte.