Ich bespreche den Film nicht im Vergleich mit der berühmten Romanvorlage, da schneiden die allermeisten Filme bescheiden ab. Aber schon alleine als Film habe ich selten so ein bemühtes Stück B-Movie gesehen wie bei DAS KIND. Im besten STYLE-OVER-SUBSTANCE (“Form über Inhalt“) Modus wird die gute und kreative Geschichte mit Hilfe einer durchwachsenen Schauspielerriege, zeitweise unglaublich schlechten Dialogen, einer nervigen Bildgestaltung, vielen Klischees und vor allem viiiiieeeellll zu lang umgesetzt. Höhepunkt ist “Staranwalt“ Robert Stern (Eric Roberts, übrigens der Bruder von Julia Roberts) dessen Gefühlsausbrüche und sonstiges Repertoire an miese TV-Fernsehspiele erinnert.
Die Geschichte des 10-jährigen Simon Sachs, der behauptet vor 15 Jahren einige Männer getötet zu haben, hat so viel Potential das leider fast komplett durch die völlig unspannend verfilmte Version verschenkt wird. Über weite Strecken fühlt man sich aufgrund der Dialoge, flachen Charakterzeichnung und bescheidenen Ausdrucksmöglichkeiten wie in einer Rosamunde Pilcher Verfilmung wofür wie gesagt Eric Roberts am meisten verantwortlich zeichnet. Sätze wie “Sie sind ein Monster“ oder “Nein, sie verdammtes Schwein“ wirken im Kontext extrem lächerlich. Wer DAS KIND als Film empfiehlt, kann nur ein durch und durch verseuchter TV- und Blockbuster Filmfreund sein, sorry.
Dazu wird noch mit viel hektischem Schnitt und ton- und bildtechnischem Schnick-Schnack versucht die Spannung zu steigern was auch misslingt und in das Gegenteil wirkt. Ich bewundere oft die Leistung von Kindern in Filmen, das schauspielerische Talent und die Tiefe der Mimik oder die Varianz des gesprochenen Wortes. Das hätte ich in dem Alter niemals zustande gebracht. Aber der kleine Junge in DAS KIND agiert schon sehr hölzern und bekommt auch hanebüchene Dialoge wie “Sie sind ein böser Mann“ die dann auch noch in ungünstiger Betonung vorgebracht werden. Ich glaube nicht, dass er (Christian Träumer) – im Gegensatz zum Rest der Crew – synchronisiert wurde und das macht es leider noch schlimmer.
Es gibt nicht wirklich Gutes über DAS KIND zu berichten. Ich hätte dies gern getan. Und für das was bleibt, ist auch mein Text hier viiiiieeeellll zu lang. Spätestens nach 45 Minuten war die Geduld am Ende, aber man musste noch über eine Stunde ertragen was eine Tortur ohne Gleichen darstellte. Mutig ist allerdings die Besetzung von Dieter Hallervorden als Bösewicht und dies funktioniert sogar aus meiner Sicht. Ben Becker spielt wie man ihn kennt, einfach sich selbst, was nicht wirklich störend ist, da er der Rolle die erwarteten Akzente als ehemaliger Pornoproduzent gibt.
Es gäbe noch so viel anzusprechen, aber ich schließe hier mal aus Platzgründen. Mehr Zeit zum Lesen einer Kritik ist der Film nicht wert und ich möchte dem Leser hier Zeit für gute Filme sparen. Somit kann ich wirklich nur eine gut gemeinte Warnung von DAS KIND aussprechen. Schade, ich bin mit besten Vorsätzen und ohne Vorurteile an den Film herangegangen…
3/10 Reinkarnationen....äh,....Punkten