Review

kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 22.07.2012

Avatar Teil 2? Dasselbe nochmal in Grün? Und wo war eigentlich Jabba The Hut?

Grundsätzlich lässt Disney am Anfang alles richtig machen: Das 19. Jahrhundert wird, obwohl es nur der Exposition dient, detailfreudig zum Leben erweckt und präsentiert einen klassischen Antihelden, der - mal was anderes - durch den ungewöhnlichen Schnitt hervorragend charakterisiert wird: John Carter stolpert geradewegs von einer Szene zur nächsten, seine verwahrloste Erscheinung wird von einer Figur aus dem Bild geprügelt und landet nach einem Schnitt im nächsten Bild, das eine ganz andere Location zeigt. Die Mir-egal-am-Ende-gewinne-ich-ja-eh-Mentalität stimmt optimal ein auf ein Actionabenteuer, von dessen Ausmaßen man ganz zu Beginn bereits einen kleinen Vorgeschmack bekommt.

Das Produktionsdesign ist darauf ausgelegt, vollkommen erdfremd zu wirken und doch überall deutliche Parallelen zur Erde einzubauen, so dass der Mars wie ein direktes Paralleluniversum wirkt. Der Übergang der Hauptfigur von der einen zur anderen Welt ist dann auch das eigentlich Reizvolle an "John Carter", und so gehört die erste halbe Stunde, in der dieser Übergang vollzogen wird, zu den interessantesten Momenten des Films.

Doch einmal auf dem Mars angekommen und häuslich eingerichtet, verliert der Film seinen Esprit. Insbesondere der Mittelteil zieht sich gewaltig, denn der Fokus auf das grüne Marsianervolk (oh, jetzt, wo ich's sage...) ist durchzogen von eher uninteressanten internen Rangeleien und mutet eher an wie eine Insider-Doku über ein Indianervolk denn wie ein Abenteuerfilm.

Das Problem mag auch auf Gegnerseite liegen: Zwar werden mit dem gottähnlichen Matai Shang (Mark Strong) und seinem Werkzeug Sab Than (Dominic West) gleich zwei Gegnertypen eingebaut, beide entwickeln aber nicht genug Durchschlagskraft, um eine echte Bedrohung von außen zu entwickeln.

So bleibt John Carter also nichts weiter, als immer und immer wieder wie ein Zirkusaffe zu hüpfen - eher zur Belustigung der Umstehenden als zur Vernichtung böser Kräfte.

*weitere Informationen: siehe Profil

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