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Regisseur Dennis Gansel hatte sich in den letzten Jahren einen guten Ruf erworben, dank der professionellen Optik und Inszenierung seiner Filme, die er für die Umsetzung seiner plakativen Themen - wie zuletzt der Vampir-Film "Wir sind die Nacht" - nutzte. Das er sich diesmal einem realen Thema widmete, das zudem weniger auf äußere Action-Elemente setzte, konnte ihm gerade bei Denjenigen, bei denen der deutsche Film generell weit hinter jedem Hollywood-Standardwerk rangiert, nur Kritik einbringen. Leider geht diese bornierte Haltung immer mit der Unfähigkeit einher, wirklich hinzusehen. Doch neben den üblichen, zu vernachlässigenden Kritikpunkten, kristallisierte sich eine völlig korrekte Haltung heraus - das Thema in "Die vierte Macht" ist nicht neu.

Schon zu Beginn zitiert Gansel die Klassiker des Polit-Thrillers, indem er die Formel, das die Story erdacht ist und keinerlei Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen hat, an den Beginn stellt - ein Satz, der, wenn überhaupt notwendig, in der Regel am Ende der Credits steht. Auch Costa-Gavras ging 1970 in "Z" ähnlich vor, dort noch betonend, das die Ähnlichkeiten gewollt sind, aber das Gansel nichts anderes im Schilde führt, wird schon in der ersten Szene deutlich, in der eine Bombe ein Wohnhaus zerstört - ein Anschlag, der real am 08.September 1999 in Moskau geschah.

Danach schaltet Gansel erst einmal in den "Wir sind die Nacht" - Modus, führt den Berliner Journalisten Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) in das aufregende Moskauer Leben ein, indem exzessiver Luxus auf Armut trifft, viel gefeiert wird und sexuelle Abenteuer an jeder Ecke lauern, aber dieser Glanz verblasst schnell. In Folge des Mordes an einem bekannten Journalisten, der vor Pauls Augen auf offener Straße geschieht, lernt er die engagierte und kritische Journalistin Katja (Kasia Smutniak) kennen, die mit Gleichgesinnten, trotz der Repressalien durch die Behörden, gegen die Politik der russischen Regierung protestiert.

Auch die Figur des Paul zitiert die Klassiker des Genres, denn mit dem deutschen Journalisten gerät ein harmloser, angepasster Charakter in den Strudel der Ereignisse. Wie zuvor in Deutschland, sollte er sich auch in Moskau um Geschichten über Prominente kümmern, aber die Begegnung mit Katja, in die er sich verliebt, verändert langsam seine Sichtweise. Moritz Bleibtreu gelingt es überzeugend, den leicht behäbigen Journalisten zu verkörpern, der sich zu Beginn gerne von der Faszination des Moskauer Nachtlebens einfangen lässt, um dann für lange Zeit zum wehrlosen Spielball der Ereignisse zu werden. Selbst als er am Ende wieder zu agieren beginnt, bleibt seine Veränderung nachvollziehbar und im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Daran, das diese sehr beschränkt sind, lässt Gansel in "Die vierte Macht" keinen Zweifel. Die ständige Überwachung, die Willkür der Staatsgewalt, die Verhältnisse im Gefängnis - sowohl auf der Seite der Behörde, als auch der Gefangenen - lassen eine Atmosphäre der Angst entstehen, wie sie für eine Diktatur üblich ist. Dabei übertreibt Gansel keinen Moment, selbst die Indizien für Pauls angebliche Beteiligung an einem Bombenanschlag, hätten auch bei deutschen Behörden genügend Beweiskraft. Und wenn Pauls Verleger (Rade Serbedzija), der ihn nach Moskau geholt hatte, ihm den gesamten Pragmatismus dieser Situation erläutert, dann befindet sich Gansel ganz auf der Ebene der klassischen Polit-Thriller der 60er und 70er Jahre.

Diesen wurden damals Verschwörungstheorien unterstellt, die sich längst als real heraus gestellt haben, aber ob "Die vierte Macht" nun Realitätsbezug hat oder frei erfunden ist, ob manche Details stimmig sind oder nicht, spielt letztlich nur eine untergeordnete Rolle, denn Gansel gelingt es überzeugend und jederzeit unterhaltend die generellen Mechanismen zu verdeutlichen, die unter dem Deckmäntelchen, das Volk schützen zu wollen, zunehmend die Bürgerrechte einschränken. Und auch wenn Paul am Ende befreit aufatmet, bedeutet das keineswegs ein Happy-End, denn das Thema ist leider kein alter Hut (8/10).

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