Bei einem Regiedebüt drückt man eher mal ein Auge zu, wenn der Streifen eine Ansammlung verschiedener cineastischer Vorbilder ist, sich die Prämisse aber deutlich vom üblichen Teen-Slasher unterscheidet. Das damit verbundene Problem ist allerdings: Wenn Böse gegen Böse kämpft, für wen soll man da Partei ergreifen?
In der Nähe von Michigan erbeuten sechs Typen rund drei Mio. Dollar bei einem Bankraub und müssen sich aufgrund mangelnden Fluchtplans bis zu einer Waldhütte durchschlagen.
Am nächsten Morgen ist ihr Van verschwunden, kurz darauf ein weiterer Komplize und die Beute. Noch ahnen die Gauner nicht, dass sie im Jagdgebiet eines Vietnam-Veterans aufgekreuzt sind, der seinen persönlich Krieg gegen alles auf zwei Beinen führt…
Die Liste der zumeist überdeutlichen Anlehnungen ist bemerkenswert, denn „Rambo“ und „Predator“ treffen auf „Reservoir Dogs“ und „Die durch die Hölle gehen“, wobei der Grundton des Slashers im Einklang mit dem eines Survival-Thrillers im Mittelpunkt steht.
Von dem eigentlichen Bankraub bekommt man nichts mit, nur, dass es einen toten Polizisten gibt und einen verletzten Räuber. Die Stimmung unter den schweren Jungs ist von Misstrauen und Schuldzuweisungen geprägt, so dass es zunächst keiner Figur gelingt, auch nur ansatzweise Sympathien zu sammeln, was sich im Verlauf auch nur geringfügig ändert.
Jedoch vermag auch die Gegenseite nicht unbedingt mit positiver Ausstrahlung und Gesten der Nächstenliebe zu punkten, denn als Motiv bekommt man lediglich das Kriegstrauma anhand kurzer Inserts präsentiert, während der etwa sechzigjährige Kauz permanent eine Zigarre in der Schnute trägt und erwartungsgemäß wortkarg eine Mischung aus Redneck und leicht philosophisch angehauchten Waffennarr darstellt.
Leider fehlt dieser Figur jeglicher Anflug von Augenzwinkern, was ihn eventuell noch als Sympathieträger hätte durchgehen lassen.
So zoffen sich zunächst die mies gelaunten Gangster, bis die Gruppe am Morgen nach einer Gewitternacht durch den Wald latscht, um die Beute zu suchen. Der Killer agiert zunächst in der Funktion als Sniper, hinzu kommen ein paar tödliche Fallen und einige Schusswechsel.
Obgleich der zurückhaltende Score gut gewählt ist und die Kamera solide Arbeit leistet, kommt zu selten Spannung auf, da der Erzählung vielerorts das Feingespür für Dramaturgie fehlt. Es wird zuviel gepirscht und geschlichen, eine junge Frau (ebenfalls auf der Flucht, nachdem ihr Freund umgebracht wurde) bringt das Geschehen weder voran, noch passt sie überhaupt in die Handlung und die wirklichen Konfrontationen bilden bis auf das letzte Drittel eher Mangelware.
Immerhin sind ein paar kurze Gewaltszenen auszumachen, wobei die Entnahme eines Augapfels und das Abtrennen der Gesichtshaut wahrscheinlich nicht die Schere der FSK überstehen dürften, während ein Kopfschuss, Pfeile in der Brust und eine Machete im Rücken vergleichsweise harmlos daherkommen.
Ein überraschend positiver Punkt des Streifens sind seine durch die Bank soliden und treffend besetzten Darsteller. Primär ist Hugh Lambe als Vietnam-Veteran zu erwähnen, der glatt ein Bruder von Rudger Hauer sein könnte. Er spielt die Rolle des wortkargen Killers mit angemessener Zurückhaltung und bringt dennoch eine ordentliche Präsenz ins Spiel, aber auch Bryan Larkin und Bob Cymbalski legen als Gangster recht glaubhafte Performances hin.
Dass der Streifen am Ende nur zum Teil überzeugen kann, liegt primär an der mangelnden Spannung und dem Ausbleiben temporeicher Action. Dabei macht sich das niedrige Budget weniger bemerkbar als das stark zusammengeklaute Drehbuch, wobei eine Partie Russisch Roulette und eine Explosion per Fernmechanismus noch zu den besseren Szenen des Stoffes zählen.
Gut gespielt, solide ausgestattet, doch im Gesamtbild nicht originell und mitreißend genug, um Genrefreunden des Survival-Thrillers deutlich empfohlen zu werden.
Knapp
6 von 10