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KARATE TIGER 8

So um 1993/94 rum glaubten einige Mannen aus dem Kader von „PM Entertainment“, ihrem Arbeitgeber Konkurrenz machen zu können und so gründeten Aron Schifman und Richard W. Munchkin die B-Schmiede „Century Film Partners“. Große Erfolge gab es nicht zu vermelden und mir persönlich sind eigentlich nur die Werke FISTS OF IRON und TEXAS PAYBACK bekannt. Ersterer hat es wohl - wie auch schon PMs KARATE TIGER 7 - nur dem deutschen Titel zu verdanken, dass ihn bei uns überhaupt je ein Mensch zu Gesicht bekommen hat…

Dale (Michael Worth) lebt getrennt von Frau und Tochter in einem Wohnwagen am Strand, arbeitet als Kfz-Mechaniker, ist recht fit in Karate und hat einen langjährigen Kumpel namens Matt (Nick Hill). Jener Matt verschafft den beiden Zutritt zu einer Party auf dem Anwesen des Kredithais und Kampfveranstalters Gallagher (Marshall Teague).
Gallagher stellt seinen neuesten Kämpfer Bragg (Matthias Hues) vor und bietet demjenigen, der zwei Minuten im Ring übersteht, ein sattes Preisgeld an. Matt nimmt an, steigt in den Ring und kassiert neben der Belohnung ein paar harte und saftige Treffer von Bragg… unfairerweise auch dann noch, als der Kampf bereits vorüber ist. Doch der verletzte Matt will nicht ins Krankenhaus und fährt mit Dale nach Hause. Am nächsten Morgen findet Dale seinen Kumpel tot am Strand… an der frischen Seeluft hat es bestimmt nicht gelegen…
Dale sinnt auf Rache und glücklicherweise ist gerade der Kampfsporttrainer Tyler (Sam Jones) in der Stadt. Da Gallagher auch für die Verkrüppelung und das Karriereende von Tylers Schüler Daniel (Eric Lee) verantwortlich ist, willigen die beiden ein, Dale zu trainieren und ihn auf den Kampf gegen Bragg vorzubereiten. Dale lernt fleißig, denn schon bald steht auf Gallaghers Anwesen ein großes Kampfsportturnier an. Jetzt müssen Dale, Tyler und Daniel lediglich noch das Startgeld in Höhe von 25.000 Dollar auftreiben…

Mit Regisseur Richard W. Munchkin (Ring of Fire 1 & 2) und den beiden Kampfsportlern Art Camacho (Kampfregie) und Randall Ideishi (Kampfchoreographie) waren schon mal drei recht erfahrene Mannen für die Inszenierung von FISTS OF IRON verantwortlich. Dazu kamen noch der Cutter John Weidner (Regisseur von Private Wars und Midnight Man) und der Score von PM-Hauskomponist Louis Febré (Dark Breed, Last Man Standing), welcher gar nicht mal schlecht ist und stellenweise verdammt stark an CON AIR erinnert.

Auch auf die Darsteller kann man sich - zumindest als B-Martial Arts-Fan - voll verlassen: Michael Worth ist bekannt aus PM-Werken wie FINAL IMPACT und TO BE THE BEST, Matthias Hues (Karate Tiger 2, TC 2000) ist jedem Kampfsportfan ein Begriff und darüber hinaus gibt es noch viele bekannte Gesichter im Ring (Randall Ideishi, Lelagi Togisala), außerhalb des Rings (Sam Jones, Daniel Lee, Marshall Teague) oder in diversen Nebenrollen (Art Camacho, Dennis Keiffer, Nick Oleson) zu entdecken.

Umso mehr verwundert es, dass FISTS OF IRON gerade mal ein Mittelgewicht ist: Eigentlich finden genug Kämpfe statt, die Inszenierung ist hart und rasant (wenn auch unblutig) und mehrere angedeutete Knochenbrüche gibt es auch zu bewundern. Neben diversen Vorkämpfen und dem finalen Turnier wird auch mal außerhalb des Rings gekämpft. So muss Dale bei einigen Streetfights (Hinterhof, Lagerhalle) und einer Kneipenschlägerei antreten, wobei ich den Running Gag mit Nick Oleson („The Beast“ aus Bloodsport III) ziemlich witzig fand: Der Typ hat von Dale sein Auto reparieren lassen, will die Rechnung nicht bezahlen, wird aggressiv und bekommt aufs Maul. Diverse Male versucht er, sich zu rächen, schleppt dabei immer stärkere Kumpels an und bekommt trotzdem immer wieder aufs Maul, bis er zuletzt scheinbar ein ganzes Fitnessstudio rekrutiert hat…

Zwischen den Kämpfen jedoch schlägt sich der Zuschauer mit einem absoluten 08/15-Plot herum, welcher sowohl austauschbar, wie auch uninteressant ist und den Film lediglich auf 90 Minuten Laufzeit strecken soll. Gallaghers Machenschaften als Kredithai werden zu Beginn des Films thematisiert (er sprengt einem Schuldner als Drohung das Auto in die Luft), danach aber kein einziges Mal weiter erwähnt. Sam Jones gibt recht unglaubwürdig den meditierenden und philosophierenden Meister, wobei er lieber bei dreckigen und sadistischen Rollen wie z.B. in AMERICAN SOLDIER - KOMMANDO GOLD bleiben sollte.
Völlig vorhersehbar spannt Dale dem fiesen Gallagher die Gespielin Julie (Jenilee Harrison) aus, wobei die Bratze echt Gift fürs männliche Auge ist und man sich fragt, warum Dale nicht einfach zu seiner weitaus hübscheren Ex-Frau zurückkehren darf. Ein paar Rückblenden aus Dales und Matts Kindheit sind insofern entschuldigt, dass sie Dale bei seinen harten Kämpfen Kraft und Motivation spenden sollen.

Auch die einzig sentimentale Szene des Films hat man gründlich verhauen: Dale hat gerade sein Auto verkauft, um das Startgeld fürs Turnier zusammenzubekommen und da immer noch etliche Dollar fehlen, fangen die Leute in seiner Stammkneipe an, ihr letztes Bargeld zusammenzuschmeißen. Soweit ganz schön… nur die Szenen, in denen Dales, Tylers und Daniels gerührte Gesichter in Großaufnahme zu sehen sind und diverse Geldscheine in Zeitlupe herabrieseln… das war fast schon so übel wie die Jenilee Harrison-Bratze!
Der Finalkampf „Michael Worth vs Matthias Hues“ enttäuscht dann schließlich durch ein unspektakulären Ausgang und erinnert ein wenig an das FINAL IMPACT-Finale, in dem Worth einsteckt und einsteckt, irgendwann am Boden liegt, ihm einige Worte seines Trainers durch den Kopf rasen und er plötzlich wieder aufspringt, um den eigentlich übermächtigen Gegner mit nur wenigen Schlägen und Tritten direkt K.O. zu schlagen.

KARATE TIGER 8: Das sind 0 Car-Crashes, 0 Shoot-Outs, 2 Explosionen, eine Menge netter Fights und dazwischen eine Menge an belanglosen Belanglosigkeiten… Richard W. Munchkins Index-Klopper hat der Ascot-Kultreihe nichts Nennenswertes mehr hinzuzufügen und dümpelt lediglich - wie auch die Teile 6, 7 und 10 - im Mittelmaß umher!

6, 7, 8 und 10? Da fehlt noch einer? Genau! Wer sich kürzlich über die „Entdeckung“ von Tony Leungs BLOODMOON - DIE STUNDE DES KILLERS (1996) gefreut hat, der sollte einmal in Erwägung ziehen, KARATE TIGER 9 - SUPERFIGHTS (1995) zu importieren! Was Tony Leung und das Produzententeam von Filmen wie KARATE TIGER 2 und KARATE TIGER 5 - KÖNIG DER KICKBOXER dort an rasanten Fights, zertrümmertem Mobiliar und einem gesunden Hauch von Trash abfeiern… es darf als Highlight in der Karriere einiger Beteiligter bezeichnet werden! Michael Worth und Marshall Teague liefen schließlich auch erst unter der Regie eines Meisters in U.S. SEALS 2 (2001) zu absoluter Höchstform auf!

5/10 Punkten, diBu!

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