Man muss eben mit der Zeit gehen und sich den Umständen anpassen. Kaum eine Regie-Karriere dokumentiert das deutlicher als diejenige von Tibor Takács. Der Ungar hat den B-Movie-Kutter nie verlassen und fischt noch heute in seichten Gewässern herum (aktuell beschäftigt er sich offenbar mit Weihnachts-Romanzen fürs Fernsehen), als wären nicht bereits dreieinhalb Jahrzehnte verstrichen. So lange auf der Stelle zu treten, das kann man wenig inspirierend finden, aber Takács Lebenslauf bietet immerhin die Gelegenheit, unter ebenmäßigen Rahmenbedingungen einen Blick auf die Evolution des Creature Features und Monster Movies von den 80ern bis heute zu werfen.
Dabei fällt wenig überraschend ins Auge, dass es die Spezialeffekte sind, die der radikalsten Verwandlung unterlagen. Die CGI-Revolution hat den gesamten Ablauf der Produktion von Filmen grundlegend verändert, und das zumindest im Low-Budget-Sektor nicht unbedingt immer zum Wohle des endgültigen Resultats. Takács 1987er-Durchbruch „The Gate“ hat sich nicht zuletzt deswegen ein gewisses Standing erarbeitet, weil er eine erstaunliche Fülle an praktischen Trickeffekten bot und so das kindliche Vorstellungsvermögen von vorne bis hinten bediente. Die Fantasie bei der Realisation der hässlichen Gnome aus dem Erdreich ist der wilden Mischung aus Stop-Motion-Effekten, Gummianzügen, Make-Up und Bildmontagen immer noch anzusehen, während man sich eher schwer damit tut, die potenzielle Kreativität der Digitalkünstler eines „Spiders 3D“ (2013) am Ergebnis ihrer Arbeit abzulesen.
Nicht nur mit dem Wissen um die Austauschbarkeit moderner Creature Features mit CGI-Antrieb (sozusagen aus dem Zeitalter des Post-“Sharknado“), in deren Windschatten die 80er und ihre naiven Spezialeffekte seit einigen Jahren neu entdeckt werden… selbst ohne solche Vergleiche wird „Gate II – Das Tor zur Hölle“ oft unter seinem eigentlichen Wert verkauft. Dieser fällt zwar nicht übermäßig hoch aus, verbirgt aber immerhin ein paar Qualitäten, die gerne übersehen werden. Dazu gehört vielleicht mehr als alles andere, dass Takács sich nicht mit einem Quasi-Remake seiner eigenen Vorlage abfindet, sondern einen ganz neuen Weg sucht. Es liegen immerhin volle drei Jahre zwischen beiden Produktionen. Das erfordert einen frischen Ansatz zwingend, denn gemessen am schnellen Erwachsenwerden der Kinderdarsteller ist seither eine halbe Ewigkeit verstrichen.
„The Gate“ ist noch völlig auf die spielerischen Denkmuster des Kindes zugeschnitten, das der damals 14-jährige Stephen Dorff in seinem ersten Auftritt als Schauspieler verkörpert. Tobe Hoopers und Steven Spielbergs Neusiedlung aus „Poltergeist“ diente als Vorlage für einen Spielplatz, der einerseits leer und unheimlich wirken sollte wie die Fassade eines Hohlkörpers, andererseits gerade deswegen dazu verführte, Löcher zu reißen bis auf den Grund.
Von diesem Spieltrieb weicht das Sequel nun ab. Es richtet sich als Teenage-Fantasy-Horrordrama inzwischen an ein spürbar älteres Publikum, wächst also in Sachen Zielgruppe und Tonfall mit dem ehemaligen Sidekick Louis Tripp mit, der in Abwesenheit von Stephen Dorff zum Hauptdarsteller aufsteigen darf. In der deutschen Fassung sorgt Santiago Ziesmer noch einmal für einen ganz besonderen Coming-Of-Age-Einschlag, hat der charismatische Stammsprecher von Steve Buscemi zu jener Zeit doch viele Filme dieser Art mit seiner Stimme imprägniert (beispielsweise auf Anthony Michael Hall in „Breakfast Club“ und „L.I.S.A.“, Ralph Seymour in „Ghoulies“, Eric Stoltz in „Die Maske“ oder Matthew Broderick in „Ferris macht blau“). Tripp selber hat inzwischen deutlich hörbar den Stimmbruch hinter sich und damit auch irgendwo die Kindheit. Die Probleme, die den Jungen plagen, sind immer noch Sinnbild jugendlicher Naivität, kratzen aber durchaus ernste Themen an; so etwa das innige, aber schwierige Verhältnis des Halbwaisen zu seinem Vater, der als Alkoholiker versucht, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Oder auch die Herzprobleme eines Halbstarken in einer Nebenrolle, die Simon Reynolds mit einem bitteren Lächeln wegwischt, was ihm mehr Sympathien einbringt, als man ihm aufgrund der Anlage seiner Figur zunächst zutrauen würde. James Villemaire, der zwischen aggressivem Bully und bemitleidenswertem Tor schwankt, ist so viel Charaktertiefe leider nicht vergönnt. Dafür überzeugt Pamela Adlon („Marcy“ aus „Californication“) als zuckersüße Nummer 4 im Bunde, auch wenn ihre Beziehung zur Hauptfigur etwas krude geknüpft ist.
Natürlich ist praktizierte Dämonologie mit Licht-Pentagrammen, violetten Kutten und Beschwörungsformeln nichts, worauf man nach den unerklärlichen Einbrüchen des Übernatürlichen in die Realität gehofft hatte, erst recht nicht, wenn sie von einem Teenie praktiziert wird. So ist man um jeden Moment froh, der doch wieder im kleinkarierten Vorstadt-Spießertum stattfindet. Das komplett in der Parallelwelt der Monster spielende Finale wirkt dem leider etwas entgegen und gibt dadurch ein Stück Franchise-Identität auf, denn vergleichbare Monsterwelten aus Modellbauten, die über Dimensionstore zu betreten waren, gab es zu jener Zeit einige. Ob nun „Buckaroo Banzai“ (1984), „Ghostbusters“ (1984), „From Beyond“ (1986), „Prince Of Darkness“ (1987) oder „Doctor Mordrid“ (1992), es schien damals angesagt zu sein, Dorothy aus Kansas hinauszubefördern in die unheimliche Welt von Oz. Immerhin, in Sachen Effekte hat man sich erfreulicherweise auf die Stärken des Vorgängers besonnen und knüpft da an, wo dieser aufhörte. Die als „Minions“ bezeichneten, kartoffelgroßen Mini-Dämonen sind wieder ein visuelles Highlight in jedem Moment, den sie ihre kleinen Teufelstänze tanzen dürfen. Das gilt zumindest rein handwerklich, denn kreativer und auch reichhaltiger gefüllt war die Trickkiste des Vorgängers, der einfach die raffiniertere Umsetzung genoss. Offene Münder, wie beim Zerbersten eines großen Minion auf dem Fußboden in viele kleine, so etwas findet nicht mehr statt. Nun ist der größte Teil der Laufzeit mit einem einzigen Exemplar zu absolvieren, das die Effekte als eine Art Wünsche erfüllender Djinn eher nach außen verlagert; so wird aus einem Puppentrickspektakel langsam eine Mutations- und Maskenparade. Schleimige Transformationsszenen mit Melt-Movie-Anleihen mögen die härtere Gangart des Sequels unterstreichen (ohne gleich die ganz harten Bandagen aufzulegen), passen aber nicht so recht in die Mythologie der „Unterirdischen“, die als kosmische Maulwürfe mit unberechenbaren Tunnelbohrungen doch wesentlich besser funktionieren.
So hat „Gate II – Das Tor zur Hölle“ nie auch nur ansatzweise den Stand seines Vorgängers genossen. Seine Schwerpunkte orientieren sich an vielen Coming-Of-Age-Abenteuern der damaligen Zeit, ohne den besten von ihnen das Wasser reichen zu können. Die Effekte, obwohl handwerklich mindestens so überzeugend umgesetzt wie in „The Gate“, erreichen einfach nicht dessen Vielfalt. Der alte Zylinder des Zauberers bringt sozusagen nur noch einen verdorrten Blumenstrauß und vielleicht einen alten Hasen zutage, aber keine außer Kontrolle geratene Karnickel-Armee mehr. Wer sich auf diese Aspekte konzentriert, wird von der Fortsetzung vermutlich enttäuscht sein. Dabei geht sie einfach ihren eigenen Weg und erzeugt durchaus ein paar schöne Momente, die mit der Unterstellung eines schnöden Drehs für die Kasse nicht hinreichend erklärt werden können.