Review

Inhaltsangabe:

Aufgrund eines Arbeitsunfalls mit Beinbruch als Folge ist der Fotograf Jeffries (James Stewart) für mehrere Wochen auf einen Rollstuhl angewiesen. Von seinem Zimmer aus, welches in den anliegenden Innenhof zeigt, beobachtet er seine Nachbarn und vertreibt sich mit deren Geschichten die Zeit. Seine Neugier wird erst recht geweckt, als das verdächtige Benehmen von Lars Thorwald (Raymund Burr) ihn vermuten lässt, dass jener seine kranke Ehefrau ermordet hat. Zusammen mit seiner Verlobten (Grace Kelly) und seiner Pflegerin (Thelma Ritter) versucht Jeffries ihn zu überführen.

Kritik:

Für die aufwändige Darstellung des Innenhofs von „Das Fenster zum Hof“, OT: „Rear Window“, hat der Regisseur und Meister des Suspense Alfred Hitchcock ein noch nie dagewesenes Bühnenbild in den Paramount Studios aufbauen lassen, damit seine Lichteffekte und die Geräuschkulisse perfekt in sein Gesamtbild passen. Der Aufwand hat sich finanziell und auch filmtechnisch gelohnt, denn „Rear Window“ ist ein Meisterwerk und der bis dato beste Hitchcock-Film.
 
Der ganze Film, der auf einer Erzählung von Cornell Woolrich basiert, spielt sich in der Wohnung der Hauptperson Jeffries ab. Von hier aus beobachtet man zusammen mit ihm den Innenhof und die Nachbarschaft, wobei man als Zuschauer die Rolle des Voyeurs mit ihm teilt. Hitchcock schafft es, die Geschichten und Schicksale, die in der Nachbarschaft passieren, interessant und vor allem menschlich erscheinen zu lassen. Man sieht als Zuschauer (bis auf wenige Szenen, die Hitchcock absichtlich hinzugefügt hat) nur das, was Jeffries sieht und seine Reaktion auf des Beobachtete. Als dann verdächtige Geräusche und Handlungen des Nachbarn gegenüber bei Jeffries die Neugier und den Verdacht wecken, wird die Spannung nach oben gerissen.

Hier ist dann Hitchcock in seinem Element. Technisch und auch dramaturgisch schraubt er kontinuierlich sein Verständnis von Thrill und Suspense nach oben. Die Atmosphäre am Schauplatz, welcher ausschließlich vom Innenhof und den Balkonen der Anwohner dargestellt wird, lebt vor allem von der Geräuschkulisse und den Lichtverhältnissen. Einen eigenen Soundtrack hat der Film nicht; nur die Klaviertöne und die Musik, die die Menschen bei offenem Fenster hören, sind zu erkennen. Gekonnt spielt die Kamera, deren Ausgangspunkt immer das Zimmer des Beobachters ist, mit den Lichtverhältnissen im Innenhof. Das Zusammenspiel dieser Effekte verstärkt die Echtheit des Schauplatzes.

Als Darsteller engagiert Hitchcock James Stewart, mit dem er schon in „Cocktail für eine Leiche“ und später in „Vertigo“ arbeitete und fügt ihm die Schauspielerin Grace Kelly als Verlobte hinzu, deren Rolle in der Erzählung von Woolrich eigentlich gar nicht existiert. Der Regisseur schafft aber somit eine weitere dramatische Erzählebene, da die beiden den romantischen Part des Films übernehmen und somit auch Jeffries seine eigene private Geschichte, genau wie seine Nachbarn, bekommt. Die beiden Hauptdarsteller harmonieren wunderbar miteinander und nutzen ihre Stärken (Jeffries der einfache Mann, Kelly die romantische, reizende Frau) optimal aus. Als humoristischen Part bekommt Thelma Ritter die Rolle der Pflegerin Stella, die es schafft, bei allem Ernst der Situation, mit ihren Ansichten und Erzählungen den einen oder anderen Lacher beim Zuschauer zu entlocken. Raymund Burr als Verdächtiger überzeugt von der ersten Minute bis zum kuriosen Finale als skrupelloser Ehemann, der aber auch seine Schwächen im Charakter hat

Fazit:

„Rear Window“ ist ein technisch brillanter, bis zum Finale spannender Thriller, der einzig gegen Ende, als es zum Showdown kommt, ein bisschen schwächelt, zumal die letzten 10 Minuten viel zu schnell vorüber sind. Trotzdem gehört der Film definitiv zu Hitchcocks Meisterwerken und hat bis heute nichts von seinem Thrill eingebüßt.                                                                              

9 von 10 Punkten

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