Nachdem sie zwölf Jahre lang in einem komatösen Zustand gehalten wurde, erfährt die Vampirin Selene (Kate Beckinsale), dass sie Mutter einer ebenso alten Tochter namens Eve (India Eisley) ist. Diese ist halb Vampir und halb Lykaner. Als Selene versucht den Mensch-Lykaner und vermeintlichen Vater Michael (Scott Speedman) zu finden, muss sie feststellen, dass die Welt nicht die ist, die sie einmal war. Denn nun sind es die Menschen, die die größten Feinde der Vampire sind. Seitdem die Menschheit von der Existenz der Vampire und Lykaner weiss, versucht sie beide auszurotten. Um dies zu verhindern, ziehen Selene und ihre neue Familie alle Register und wollen zu diesem Zweck ihrem größten Gegner, der Organisation Antigen, das Handwerk legen, die mit dem Erschaffen von Super-Lykanern den Tod aller bedeuten würden.
Zuerst einmal sei an dieser Stelle die Frage gestattet, wie dieser Film bei unserer peniblen FSK eine 16er Freigabe erhalten konnte, befanden sich die geschätzten Prüfer etwa auf einem Betriebsausflug und haben sich diesen Teil der "Underworld-Reihe" erst gar nicht angesehen? Anders ist die Freigabe jedenfalls logisch nicht zu erklären, haben doch schon ganz andere Filme mit weitaus weniger Härten und Action selbst das höchste Freigabe-Zertifikat nur unter Auflage etlicher Kürzungen erhalten. Wie dem auch sei, dem geneigten Film-Fan kann dieser Aspekt ja nur recht sein und so kommen wir auch gleich zu den absoluten Stärken dieses mittlerweile vierten Teiles einer Saga die sich größter Beliebtheit erfreut, denn mit dieser Produktion bekommt der Zuschauer ein wahres Feuerwerk an knallharter Action und jeder Menge Splatter-Gore Effekte geboten, das sich in jeder Beziehung sehen lassen kann.
Der Action-Anteil steht in dieser Geschichte ganz klar im Vordergrund und aus dieser Tatsache wird auch von der ersten bis zur letzten Minute keinerlei Hehl gemacht. Nun wird es sicherlich genügend Leute geben, die "Underworld: Awakening" aufgrund dessen in den Himmel loben werden und sieht man die Story einzig und allein aus diesem Blickwinkel, dann ist das sogar nicht einmal unbegründet. Der Film rockt wie Sau und das steht völlig außer Frage, doch darf man dabei nicht die offensichtlichen Defizite im inhaltlichen Bereich außer acht lassen. Diesem Teil fehlt es leider etwas an der Mythologier, die der jeweiligen Story-Line in den 3 Vorgängern das gewisse Extra verliehen hat. Dieser Umstand ist sicherlich der Tötung einiger Hauptfiguren der Reihe (Victor, Marcus) geschuldet, denn durch deren Verlust fehlt nun irgendwie der geschichtliche Hintergrund, was man der vorliegenden Geschichte doch recht stark anmerkt.
Zwar kann man ganz deutlich erkennen, das Drehbuchautor Len Wiseman äußerst bemüht ist neue Ansätze in das Geschehen einzuverleiben, jedoch fehlt es ganz einfach etwas an inhaltlicher Tiefe. So beginnt mit "Awakening" praktisch ein neuer Findungs-Prozess, den man allerdings rein inhaltlich noch nicht perfekt umsetzen konnte. Man soll mich an dieser Stelle bitte nicht falsch verstehen, denn mir hat dieses Werk ganz ausgezeichnet gefallen, wobei das Hauptaugenmerk schon fast zu deutlich auf die Action gelegt wurde, um diverse andere Defizite zu überzeichnen. Waren es doch bisher insbesondere die geschichtlichen Hintergründe von Vampiren und Lykanern, die allen Teilen der reihe neben der gelungenen Action auch inhaltlich eine Menge an Struktur verliehen haben. Vorliegender Teil offenbart nun insbesondere in dieser Hinsicht eher Magerkost, jedoch deuten die sehr guten Ansätze auf weitere Fortsetzungen hin, in denen man dann auch rein inhaltlich wieder zur altgewohnten Stärke zurückfinden könnte. Die Mankos offenbaren sich so auch im darstellerischen Bereich, was allerdings keinesfalls auf die dargebotenen Leistungen bezogen ist. Es fehlt einfach an charismatischen hauptfiguren, zwar ist die Rückkehr von Kate Beckinsale als absoluter Gewinn zu verbuchen, doch das war es dann auch schon. Der Rest der Darsteller-Riege dient nämlich fast ausschließlich zur Abschlachtung und von den wenigen Überlebenden spielt sich niemand ( lediglich eine Ausnahme) so in den Vordergrund, als das hier eine wichtige Figur für weitere Fortsetzungen entstehen könnte.
Auch wenn sich einige Punkte ziemlich negativ anhören mögen, handelt es sich hier um einen richtig gelungenen Film. Manch einen mögen die fehlenden Inhalte eventuell sogar gar nicht weiter stören, doch rein von der Geschichte her handelt es sich definitiv um den bisher schwächsten teil. das ändert jedoch rein gar nichts am extrem hohen Unterhaltungswert, wobei die Laufzeit mit einer Länge von gut 76 Minuten auch nahezu perfekt gewählt wurde. So wurden nämlich jegliche Längen vermieden und man konnte so auch recht geschickt die teils fehlende Substanz der Story elegant umgehen. Letztendlich kommen hier insbesondere die Action-Junkies so was von auf ihre Kosten, das man es kaum in Worte fassen kann. Freunde einer inhaltsreicheren Geschichte sollten ihre Erwartungen nicht zu hoch ansetzen, doch die Grundlage für neue Erzählstränge wurde auf jeden Fall gelegt.
Fazit:
"Underworld: Awakening" ist von allen bisher erschienenen Filmen der Reihe der unausgeglichenste. Haben sich in den Vorgängern die Action-und Splatteranteile einigermaßen die Waagschale mit der Mythologie gehalten, so kommt Letztere hier ganz eindeutig zu kurz. Dafür bekommt man allerdings eine wahrhafte Action-Rakete der höchsten Kategorie serviert, die beste und äußerst kurzweilige Unterhaltung bietet. Absoluter Höhepunkt dürfte in diesem Spektakel der Mega-Lykaner sein, die Darstellung des Riesen ist auf jeden Fall ein optischer Genuss.
8/10<!-- google_ad_section_end -->