Daniel Lees letztjähriger, nach Three Kingdoms - Resurrection of the Dragon (2008) und 14 Blades (2010) auch bereits dritter aktueller und gar finanziell erfolgreichster Beitrag zur immer noch anhaltenden Welle des eher schwer und breit aufgestellten Wu xia pian; eine Ausstaffierung des modernen Chinesischen Kinos, die seit etwa 2005 langsam verstärkt im Gange und auch 2012 noch weiter am Laufen ist. Dabei sind die Grundzüge dieser Art von Film, vor allem die Bilder und die Aussagen um Taktik und Strategie in kriegerischen Feldzügen mittlerweile doch vermehrt bekannt, die Möglichkeit an schierer Masse von Aufgebot und Schlachtengemälde hinsichtlich der Steigerung bis zum Exzess auch schon bereits erschöpft. Was jedem neuen Vertreter nur noch Anreiz durch die Besetzung und den Umgang mit Thema und Werk bis eventuell hin auch zur Umkehrung der Vorurteile und hinsichtlich einer gänzlich anderen als gewohnten Bearbeitung. Oder die Ausstrahlungskraft einer isolierten Manie, mit dem strikten Vermeiden jeden Anderssein und der umso trockenen dramatischen Technik geben kann:
Um 206 BC haben sich die Feldherren des Western Chu und des Han-Königreiches, hier Xiang Yu [ William Feng ] und dort Liu Bang [ Leon Lai ] gegen die Unterdrückung des Qin-Reiches zu einer gemeinsamen Armee zusammengeschlossen, was sie in vereinigter Kraft bis genau vor Tore der Hauptstadt Xianyang geführt hat. Allerdings soll laut einem Dekret Derjenige der zukünftige Anführer des eroberten Landes werden, die die Tore zuerst betritt; was entgegen aller Planungen der im Rang untergeordnete Liu Bang und dies auch noch in Begleitung von Xiang Yus großer Liebe Yuji [ Liu Yifei als The Great Conqueror's Concubine ] ist. Um diese Schmach zerstritten, bietet der mit wesentlich mehr Soldaten und dem militärischen Berater Fan Zeng [ Anthony Wong ] ausgestattete Xiang Yu ein offizielles Banquet am Hong Gate zur geläuterten Rückgabe an, und plant währenddessen die Beseitigung des amtierenden und den fatalen Beschluss erlassenden König Huai II von Chu [ Zhao Huinan ]. Liu Bang willigt in die offensichtliche Falle ein, setzt aber seine Manne Fan Kuai [ Jordan Chan ], den Kämpfer Han Xin [ Anthony Wong ] und den Heerführer Zhang Liang [ Zhang Hanyu ] vorbereitend auf die Feierlichkeit und seine Umtriebe an.
Filmemacher Lee, der seine Karriere in der Gattung bereits mit Fernseharbeiten desgleichen Schlages begonnen und auch das Leinwanddebüt folgerichtig mit dem damals vom Großteil des Publikums noch etwas übersehenen, in Details aber durchaus Aufmerksamkeit erreichen könnenden What Price Survival? (1994) begonnen hat, verlässt sich dabei auf Gewohntes und mittlerweile auch schon Obligates. Die Inszenierung von kämpferischen Auseinandersetzungen in weitläufigen, hier recht leergefressenen Panoramen und das Beratschlagen und Fassen von Beschlüssen zuvor sowie das Evaluieren der notwendigen Folgen ist jetzt schon erwartungsgemäß vertraut, was der Übersicht über die historisch verbürgten Ränke und Schmiede auf jeden Fall den Weg, aber auch zwischendurch manche zähen Minuten und mehr das Format einer epischen Geschichtsstunde als dem der dynamischen Überraschung bereiten kann.
So in der Rückblende und zudem mit einigen weiteren Einschnitten und anderweitig nachträglich gerichteten Erzählmulden aufgebaut, erweist sich auch der gesamte Film als Art visueller Sonderpädagogik. Durch den Aufbau mit Lehrer und Schüler samt Lektorei als vorgefertigte Unterrichtsform errichtet und durch den Einsatz der zweiten Meinung unterbrochen und berichtigt, ergeht sich auch der Duktus zwischen Tribut, Unterweisung und Aufklärung; was der folgenden, bereits mehrfach in Kino und Fernsehen dargestellten Erzählung vom Banquet at Hongmen den Nutzen zum Sinnieren über militärische Siege und Niederlagen, sowie über persönliche Charakteristika äußerer und innerer Rivalitäten und plötzlich eintreffende Meldungen entscheidender Veränderungen erweist.
Dabei verlagert man sich auf ein zwar ausschweifend in Augenschein genommenes, aber recht behäbiges und durch seine Darsteller auch zu unbewegt vorgetragenes Psychoduell zweiter Männer; eine Tragödie scheinbar gleicher Berechtigung, aber unterschiedlicher Herkunft und Interessen. Dabei wird dies Kapitel in der Historie zuweilen mit dem Verrat von Judas zu Jesus verglichen, eine Eindeutigkeit, die das Ausgangs- Konkurrenzprodukt The Last Supper (2012) schon vom Titel und dem letzten Abendmahl her sucht, hierbei aber weitgehend verblasst, Denn eine Männerfreundschaft oder auch die beschworene, aber nicht eingehaltene Beziehung von sworn brothers bzw. brothers in arms ist dabei von vornherein nicht als Gefühl vorhanden, wird die Gleichberechtigung dessen schon durch den unterschiedlichen Rang und den unterschiedlich gewichteten Auftritt von Dominanz und Unterwerfung ersetzt. Entschiedener als die Paarung der beiden Kriegsherren (oder gar der Ergänzung durch die Frau) sind sowieso die sie umgebenden männlichen Figuren, was der leicht schwerfällig bis steifen Konversation immerhin dort die nötigen Zutaten von Reflexion und Eifer und Leidenschaft, und dann auch die Mehrschichtigkeit einer gestörten politischen und privaten Natur beigibt.
In der Anlage eines asketischen Epos und so einer schon eindrucksvollen, aber auch durch bloße Schwerfälligkeit der rein ästhetischen Beurteilung und einer Totalität von Ausstattung, die nur in Details aufwändig, aber ansonsten karg und unwirtlich ist, bis hin zur Kostümierung auf gewichtig gehalten, wirkt das $20m period action adventure dabei auch von etwas schlichten Gemüt. Zwar wird der Sachverhalt objektiv und in der Betrachtung beider Seiten mit Clou am Ende, sind die eingestreuten Reflexionen, Symbole und Metaphern allerdings viel zu offenkundig und in Diktion und Dialog auch repetierend und formell bedrückend wiedergegeben. Die Bilder, selbst in den gut choreographierten und montierten Kämpfen seltsam bleiern belastend wirkend und rigoros eintönig zwischen fahler Masse und düsterem Grau, was für lange Zeit seinen eigenen wuchtigen Reiz von Würde und Repräsentation und sicherlich auch die Einheit der Intention einer ausgebleichten Poesie, aber irgendwann auch den Mangel von Affekten und Effekten und die schlichte Reduzierung auf einen einzigen späten Wirkungskern hat.