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Alfred Hitchcocks Spätwerk "Frenzy" war der vorletzte und zugleich britischste Film des unerreichten *Master Of Suspense* und entstand erstmals nach 1950 wieder an Original-Schauplätzen in London und Umgebung.

Mit seinem Thriller erzählt Meisterregisseur Hitchcock die mit rabenschwarzen Humor garnierte Story um einen bösartigen Sexualverbrecher und verbindet sie einmal mehr mit dem klassischen Stilelement eines zu Unrecht der Taten verdächtigten Mannes.

Anthony Shaffer, Theater- und Drehbuchautor diverser Agatha Christie-Verfilmungen wie "Tod auf dem Nil" oder "Das Böse unter der Sonne", entwarf mit "Frenzy" ein in sich schlüssiges, logisch aufgebautes Handlungsgerüst mit sorgsam und glaubwürdig gezeichneten Charakteren.
Der Film bietet eine gelungene Mischung aus harten Thriller-Momenten und einer guten Portion Humor voller Sarkasmus, sowie eine kleine Hommage an Hitchcocks *Leichenentsorgung* aus "Immer Ärger mit Harry" und lauter Spitzfindigkeiten auf die französische Esskultur.

Dabei entstand mit Robert Rusk nach Norman Bates der zweite psychopathologisch gestörte Triebtäter und Serienkiller in Hitchcocks Repertoire.
Der von Barry Foster superb dargestellte Rusk zeichnet sich durch einen übertriebenen Mutterkomplex und abartige sexuelle Verhaltensweisen aus und wurde von Hitchcock wie ein ausgehungertes Tier auf der Jagd nach seiner Beute in Szene gesetzt.

Mit viel Liebe zum Detail, nahezu unblutig und dennoch von gewohnter Kaltblütigkeit in der minutenlangen Darstellung der Todesszene, entstand ein reinrassiges Stück Spannungskino mit unvergesslichen Momenten (Robert Rusk und die Suche nach der Krawattennadel im Kartoffelhaufen) und inszenatorischen Finessen, wie sie von unzähligen Regisseuren oftmals zitiert wurden.
Absoluter Höhepunkt von Hitchcocks Inszenierungskunst stellt zweifellos die rückwärts verlaufende subjektive Kamerafahrt dar: Sie führt - nachdem Rusk ein neues Opfer in seine Wohnung gelockt hatte - aus einem totenstillen Hausflur (womit der subtile Hinweis auf das weitere Schicksal der jungen Frau gelegt wird) hinaus in das plötzlich lautstarke geschäftige Treiben an einem anscheinend ganz normalen Londoner Arbeitstag.

Jon Finch in der Rolle des John Blaney, der verdächtigt wird, der bestialische Krawattenmörder zu sein, spielt seinen Part ebenso glaubwürdig, reicht aber aufgrund des vielseitigen Charakters von Rusk nicht annähernd an das nuancierte, doppelbödige Spiel Fosters heran, der hier als abartig veranlagter Vergewaltiger und Mörder ebenso Kinogeschichte schrieb wie zwölf Jahre zuvor Anthony Perkins als Norman Bates.

Frenzy ist ein bösartiger Thriller mit galligem Humor, der weder aufdringlich noch deplatziert wirkt.
Das wunderbar eingefangene Londoner Lokalkolorit mitsamt der einleitenden Kamerafahrt über die Themse sowie die realistisch dargestellte, zu Rusks Morden und Blaneys Unschuldsbeteuerungen parallel verlaufende Ermittlungsarbeit, ergeben ein durchweg unterhaltsames, raffiniert gestricktes Meisterwerk auf handwerklich hohem Niveau.

Obwohl die Handlung in den letzten 20 Minuten bis hin zum Finale nicht konfus, aber in der Abfolge des weiteren Handlungsgeschehens etwas zu schnell voran getrieben wird, wird der Unterhaltungswert dadurch nicht geschmälert.

"Frenzy" ist und bleibt ein unerreichter Klassiker im Thriller-Genre.

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