Eine Gruppe Ölarbeiter stürzt mit ihrem Flugzeug auf dem Heimweg in den Bergen Alaskas fernab jeglicher Zivilisation ab. Die wenigen Überlebenden nehmen ihr Schicksal in die Hand und machen sich auf die Suche nach Rettung. Doch nicht nur Schnee und eisige Kälte erschweren ihr Unternehmen. Auch ein Rudel scheint sie ins Visier genommen zu haben…
Regisseur John Carnahan (SMOKIN’ ACES, NARC) kehrt nach seinem A-TEAM-Flop zur Bodenständigkeit zurück und liefert mit THE GREY packende Unterhaltung ohne großartige Effekthascherei. Der Flugzeugabsturz ist so realistisch und packend dargestellt wie der in ÜBERLEBEN!, dem Drama um die Rugbymannschaft aus Uruguay, die in den Bergen abstürzt und sich von dem Fleisch der Toteen ernährt um nicht zu verhungern. Ganz witzig: In THE GREY wird sogar Bezug auf eben diesen Film, der übrigens auf wahren Begebenheiten beruht, genommen, indem die Abgestürzten über den Verzehr von gebratenem „Arschfleisch“ scherzen.
Liam Neeson – seit 96 HOURS immer wieder gerne in taffen Heldenrollen gesehen – mimt hier den durch den Verlust seiner Frau verbitterten, am Leben nichts mehr lebenswertes findenden Profijägers Ottway, der sich schnell als Leitwolf der Gruppe herauskristallisiert. Die anderen Überlebenden bringen zwar auch alle ihre Lebens- und Leidensgeschichten mit, welche jedoch nur sehr oberflächlich abgehandelt werden.
Das Wolfsrudel, das die Gruppe seit ihrem Absturz im Visier hat, wirkt wie eine dunkle Bedrohung, vor der es kein Entrinnen gibt. Man fühlt sie als ständigen Begleiter, als kalten Hauch im Nacken. Ab und an reißen die Wölfe das schwächste Glied des Menschenrudels, um dann wieder zu verschwinden. Survival of the Fittest eben. Aus philosophischer Sicht könnte man sie als die personifizierten dunklen Mächte in uns selbst betrachten. Dieser Gedanke kommt nicht von irgendwo, lässt THE GREY doch tatsächlich philosophische Klänge anklingen. Raubein Ottway bekommt beispielsweise eine herbe Abfuhr, als er Gott anfleht, von dessen Weg er schon lange abgekommen ist, jener möge ihm doch nun in seiner schlimmsten Stunde beistehen. Ferner fragt man sich, wenn man diese geschundenen Männer durch das ewige Eis auf ihrer schier hoffungslosen Suche nach Hilfe stapfen sieht: Was treibt uns nur immer voran?
Actionthriller oder Dramen, in denen der Mensch sich im erbitterten Kampf gegen die Natur befand, gibt es bereits einige, wie z.B. CLIFFHANGER, SURVIVING THE GAME, AUF MESSERS SCHNEIDE oder 127 HOURS. Doch bei keinem der Genannten (den Letzten vielleicht ausgenommen) fühlte man sich so sehr Auge in Auge mit dem Schicksal wie in diesem wilden Schneegestöber.
Action: (+)(+)(+)(-)(-)
Spannung: (+)(+)(+)(+)(-)
Sinn des Lebens (?)(?)(?)(?)(?)
Schnee: (+)(+)(+)(+)(+)
Fazit:
Philosophisch angehauchter Survival-Trip fernab von lauer Action und tumben Tierhorror. Ein überragender Liam Neeson lässt über die Schwächen der restlichen Charaktere hinwegsehen.