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Vorstellungsgespräche waren gestern. Quereinsteiger sind jederzeit willkommen. Doppelschichten gehören zur grundlegenden Arbeitshaltung und wer bei alledem nicht zu 150 Prozent funktioniert, dem drohen unverzügliche Sanktionen. Klingt fast wie in einem Durchschnittsbetrieb, doch bei diesem "Büro-Saw" vertritt der Chef eine auffallend eigenwillige Arbeitspolitik.

Die fünf Menschen um Annabelle (Kelly Paterniti) kennen sich allenfalls flüchtig, denn sie waren unmittelbar an der Ergreifung und Verurteilung des mutmaßlichen Massenmörder Thomas Reddmann (Nicholas Hope) beteiligt, welcher über Umwege auf freien Fuß gelangen konnte. Angekettet an Schreibtischen müssen die Eingesperrten die Beweise neu studieren, um den wahren Täter herauszufiltern, - bei jedem Fehlverhalten drohen entsprechende Konsequenzen...

Im Grunde spielt sich die Handlung in fast nur einem Raum ab, wenn man mal vom Intro und kleinen Toilettengängen absieht. Doch auch wenn die Figuren ein wenig klischeebeladen daherkommen, so bieten sie genügend Fläche zur Reflektion, da lange Zeit nicht deutlich ist, wer unter ihnen etwas verschweigen könnte und ob der Sanktionierende nicht zumindest ein Motiv hat, sich am Kollektiv zu rächen. Für jedes Fehlverhalten bekommt der Teilnehmer einen Schnitt in die Stirn geritzt, nach fünf "Strichen" wird über eine Ahndung mit Todesfolge entschieden, was nicht lange auf sich warten lässt.

Zwei Dinge fallen in diesem Zusammenhang besonders auf: Die starke und unheimliche Präsenz des Bösewichtes, grandios verkörpert von Nicholas Hope und die ebenfalls tollen handgemachten Effekte, hinter denen sich niemand anderes als Tom Savini verbirgt.
Wenn da etwa ein Schraubenzieher im Auge landet oder ein Fingernagel abgezogen wird, sieht das vergleichsweise glaubhaft aus, was bei preiswert produziertem Horror beileibe nicht zur Regel gehört.

Im Verlauf erhält das Treiben eine funktionierende Dynamik, vor allem aber schwingt stets makaberer Zynismus in Sachen Büroalltag mit, der vom Bürochef unmissverständlich eingebracht wird. Dessen Unberechenbarkeit im Zusammenhang der Ermittlungen der Eingesperrten hält die Spannung aufrecht und auch wenn einzelne Figuren nicht allzu viel zur Lösung des Falles beitragen, so sorgen sie mit teils impulsiven Verhaltensweisen für entsprechende Reaktionen beim Peiniger.

So folgt im letzten Akt noch ein kleiner Twist, munter wird "Das Schweigen der Lämmer" zitiert und tatsächlich könnte man sich eine Fortsetzung unter gewissen Umständen vorstellen, zumal die eigentliche Hauptfigur alles Notwendige mitbringt und stets für Nachhaltigkeit sorgt. Ansonsten ist das Kammerspiel treffend besetzt, Kamera und Schnitt arbeiten ordentlich und auch der zurückhaltende Score ist passend.
Eine zwar schlichte und nicht gänzlich unbekannte Prämisse, jedoch latent unterhaltsam und erfrischend umgesetzt und für Freunde kleiner fieser Psychothriller durchaus empfehlenswert.
7 von 10

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