„Hört auf euren Papa!“
Man ist das ärgerlich. Ich platze mal gleich mit der Tür ins Haus und verkünde, dass mich „Papa no Iukoto o Kikinasai!“ wahnsinnig enttäuscht hat. Als ich die ersten Folgen gesehen habe, machte ich mich auf ein sehr bewegendes und emotionales Drama gefasst, denn die Anfangsphase war wirklich sehr Herz zerreißend in Szene gesetzt. Doch danach wurde dieser Anime von Folge zu Folge schwächer und flacher. Normalerweise kennt man so etwas eher umgekehrt, Comedy Animes, die anfangs nur auf plumpen Humor setzen und am Ende einen gewissen Drama-Anteil mit einbauen. Doch hier hat man einfach den Spieß umgedreht und die ernsten Momente gleich zu Beginn gebracht und damit auch die stärksten Momente der Serie und den Rest auf einen simplen Slice of Life Anime mit Klischee-Comedy beschränkt. „Papa no Iukoto o Kikinasai!“ ist keine totale Gurke, denn es gibt hier wirklich interessante und sehr sympathische Charaktere, doch die Möglichkeiten, die dieser Anime hatte waren gigantisch, deswegen ist es umso ärgerlicher, dass die Serie die Selbigen nicht genutzt hat.
Story
Yuuta ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Student. In seiner kleinen Studentenwohnung führt er eigentlich ein ganz normales Leben und widmet sich seiner Freizeit einem Film-Club in seiner Schule. Seine Eltern sind schon lange tot und so wurde er von seiner Schwester Yuri großgezogen, die bereits 3 Kinder zu erziehen hat, mit denen sich Yuuta sogar ziemlich gut versteht. Doch eines Tages geschieht ein großes Unglück. Yuutas Schwester, sowie ihr Lebensgefährte Shingo kommen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Als er mitbekommt, dass die 3 Kinder Sora, Miu und Hina getrennt werden sollen, fasst er sich ans Herz und nimmt die 3 bei sich zu Hause, in seiner kleinen Studentenwohnung auf. Doch sehr schnell zeigt sich, dass es gar nicht so leicht ist 3 Kinder zu erziehen und Yuuta muss sein komplettes Leben komplett neu ordnen.
Wie bereits erwähnt ist die Anfangsphase wirklich gut gemacht und machte auch Hunger auf mehr. Doch sobald Yuuta seine neuen Mitbewohnerinnen hat, beschränkt sich dieser Anime nur noch auf simple Comedy. Wir bekommen sämtliche Szenen zu sehen, die wir schon aus zig anderen Animes ertragen mussten, wie z.B. die allseits beliebte „Junge sieht Mädchen aus Versehen nackt und kriegt dafür eine geballert“ Szene. Hin und wieder werden zwar auch einige ernste Töne angeschlagen, doch diese werden leider nur an der Oberfläche angekratzt und nie konsequent und vor allem glaubwürdig voran getrieben. Viele Folgen wirken zudem leider auch wie reinste Filler, bei denen überhaupt keine Tiefe zu erkennen ist. Man könnte sozusagen ein paar Folgen auslassen, ohne dass man überhaupt etwas verpasst. Richtig nervig waren zudem noch ein paar vereinzelte Charaktere, die so überzogen wirken, dass sie eigentlich gar nicht in diese Geschichte rein passen, da das Ganze hier eigentlich recht ruhig und realitätsnahe erzählt wird. Das Ende ist leider ebenfalls völlig misslungen, weil es mal wieder so ein Schluss ist, wie sie viele Animes haben. Es wird einfach, nach einer etwas ernsteren Folge als sonst, ein Schlussstrich gezogen und das wars. Kein Fazit, keine Schlusspointe und kein finaler Höhepunkt.
Animation
Hier punktet der Anime eigentlich nur. Optisch ist das Ganze hier wirklich auf einem hohen Niveau und so, wie man es sich von einem Slice of Life Anime wünscht. Allerdings wird hier deutlich der optische Fan-Service, gepaart mit einigen Ecchi-Szezen, klar, der aber Gott sei Dank zu keiner Sekunde störend wirkt. Das Ganze ist hier vom Charakterdesign her sehr auf niedlich gemacht, wodurch manche Charaktere deutlich jünger aussehen, als sie eigentlich sind. Allerdings gibt es hier auch wiederum Charaktere, die optisch um einiges älter aussehen. Unser Hauptcharakter bspw. sieht auf keinen Fall wie ein Student aus, sondern eher wie ein typischer Schüler, der die 8te oder 9te Klasse besucht. Dafür sieht Raika, eine Freundin und Mitstudentin von Yuuta, aus wie eine erwachsene und reife Frau, die längst die 30 überschritten hat. Doch all das stört eigentlich nicht sonderlich, denn die Animation als Gesamtes ist wirklich ordentlich gemacht und die Figuren bewegen sich stets flüssig und flockig.
Soundtrack
Happy Happy Girl, Happy Happy Girl. Ja, der Opening-Song hat echtes Ohrwurm-Potenzial. Ein richtiges Gute-Laune-Lied, dass zudem auch noch schön gesungen wurde. Als Eröffnungstitel geht das sicher noch in Ordnung, doch beim Ending verhält es sich leider völlig anders. Auch hier bekommen wir ein fröhliches Lied, mit einem wohlwollendem Klang geboten. Doch leider passt dieses Ending gerade in der Anfangsphase überhaupt nicht ins Konzept. Wenn zu Beginn z.B. eine Folge schockierend und sehr traurig endet und dann dieses Feel-Good Lied kommt, bringt das einen total raus und nimmt einem ein wenig von der gefühlvollen Dramatik weg. Wenigstens in den wenigen traurigen Folgen hätte man ein dazu passendes dramatisches Lied nehmen können. Bei den Synchronsprechern gibt es eigentlich fast nichts zu meckern, da alle einen guten Job machen, mit einer Ausnahme : Hina. Meine Güte was hat man hier nur für ein akustisches Ungestüm auf uns losgelassen? Ihre Stimme wirkt völlig überzogen und man benötigt wirklich viel Willensstärke, um nicht gleich zur nächsten Apotheke zu rennen um sich Ohropax zu holen.
Charaktere
Okay, gehen wir doch mal die kleine Familie durch. Als erstes haben wir natürlich Yuuta, unseren Hauptcharakter, der eigentlich nichts Besonderes an sich hat, dafür aber ein echter Sympathiebolzen ist. Wenn er mal in wenigen Situationen in Selbstmitleid verfällt, dann ist es immer sehr verständnisvoll in Szene gesetzt. Er ist wahrscheinlich der einzige Charakter in dieser Serie, der eine richtige Charakterentwicklung vorweisen kann. Dann haben wir Sora, die älteste der 3 Kinder. Mal wieder eine Figur, die in den Hauptcharakter verliebt ist und die sich im Schlaf an ihn kuschelt. Großartige Einzelheiten gibts bei ihr nicht zu erkennen, außer dass sie gerne mal das Zepter in die Hand nimmt. Dann haben wir Hina, ganz klar die beste und witzigste innerhalb der Familie. Obwohl sie ein wenig jünger ist als Sora, wirkt sie wesentlich reifer und erwachsener. Sie hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und sorgt für die meisten familieninternen Lacher. Und dann ist da noch Hina und meine Güte ist das ein nerviges Biest. Spätestens wenn sie zum 100sten mal „Twinkle, twinkle, little star“ sing, möchte man ihr am liebsten die Stimmbänder kürzen. Außerdem wirkt sie viel zu weit entwickelt für ein 3 jähriges Mädchen und sie dient wohl nur allein dazu, um den Niedlichkeitsfaktor in die Höhe zu schrauben. Außerhalb der Familie gibt es dann noch ein paar interessante Charaktere, wie z.B. Nimura, ein guter Freund und Kollege von Yuuta. Er ist ein absoluter Charmebolzen und Sympathieträger und er taucht immer in den genau richtigen Momenten auf und hat immer den richtigen Rat parat. Vom männlichen Ensemble her gesehen, sicherlich der beste Charakter. Dann gibt es da noch ein paar weitere Charaktere wie eine Nachbarin, die als Synchronsprecherin arbeitet oder die Vermieterin, die eine frustrierte Furie ist. Doch diese Figuren bleiben leider viel zu sehr im Hintergrund, obwohl ich gerne mehr von der Synchronsprecherin sehen wollte. Dann gibt es da noch den Clubchef Shuntarou, der die größte Nervensäge dieser Serie ist und fast schon übertrieben pervers wirkt. Seine Witze sind zu keiner Zeit witzig und permanent wünscht man sich bei seinem Erscheinen, dass er so schnell wie möglich dahin rennt, wo der Pfeffer wächst. Allerdings gibt es da noch Raika und meine Güte, was ist Raika für ein Knaller. Sie ist mit weitem Abstand mein Lieblingscharakter in dieser Serie, weil sie mit ihrer schrägen und emotionslosen Art einfach jeder Zeit bei mir punkten konnte. Auch sie hat immer den perfekten Rat für Yuuta und auch gegenüber den Kindern verhält sie sich einfach nur urkomisch (Beispiel : Badewannen Szene).
Empfehlung
Man kann sich diesen Anime ruhig 1x anschauen, besonders wenn man Slice of Life Animes sehr mag. Doch man sollte gerade nach der starken Anfangsphase die Erwartungen weit runter schrauben und sich einfach nur auf einen mittelprächtigen Comedy-Anime gefasst machen, in dem es aber praktisch für jeden einen passenden Charakter gibt.
Fazit
So viel verschenktes Potenzial tut fast schon weh. Hier werden sehr interessante Charaktere in einer Story verheizt, die leider kaum voran schreitet. Schade, hier hätte man eine richtige Perle draus basteln können.
Papa no Iukoto o Kikinasai bekommt 6 von 10 starre Blicke von Raika.
6/10