Hollywoods alte Recken wollen´s noch einmal wissen und zeigen, was im hohen Alter noch in ihren Knochen steckt. Clint Eastwood machte in GRAN TORINO den Anfang, Michael Caine folgte als HARRY BROWN und Rutger Hauer legte sich als HOBO WITH A SHOTGUN mit der organisierten Kriminalität einer Kleinstadt an. In der Zwischenzeit hat auch Sylvester Stallone eine namhafte Schar ausgedienter Action-Heroes um sich versammelt, um als Söldnergruppe THE EXPENDABLES in der gleichnamigen Filmreihe mit den Diktatoren und Bösewichtern dieser Welt aufzuräumen. Doch während bei Stallone kein Stein auf dem anderen bleibt, geht es bei Eastwood, Caine und Hauer etwas ruhiger zur Sache. Knapp 70-jährig, macht nun Kultstar Danny Trejo in BAD ASS das rüstige Rentner-Quartett perfekt und räumt in seinem Viertel mit Nazis, Bandenmitgliedern, einem korrupten Bürgermeister und den Mördern seines besten Freundes gnadenlos auf.
HOBO und BAD ASS spielen beide in der B-Movie-Liga und haben noch weitere Gemeinsamkeiten, doch in erster Linie unterscheiden sie sich vor allem dadurch, dass Hauers HOBO eindeutig der härtere und blutigere Film war, während Trejos BAD ASS mit Abstand der bessere und unterhaltsamere ist!
Auch wenn seine Auftritte als cooler und wortkarger MACHETE schon jetzt Kultstatus genießen - so möchte ich seine Rolle als herunter gekommener Vietnamveteran Frank Vega als seine beste und glaubwürdigste Rolle bezeichnen. Vegas Charakter ist hervorragend gezeichnet und hat einfach Klasse. Ein Mann, der noch immer auf den schönsten Tag seines Lebens wartet, anscheinend in den 70ern verwurzelt ist und sich gegen die Ungerechtigkeit des Systems und der Gewalt auf der Straße wehrt. Als er einen Farbigen vor Nazis beschützt und sie verprügelt, sorgt er als BAD ASS im Internet für Furore und wird zum Helden. Als sein alter Kriegskamerad brutal ermordet wird und die Polizei nicht mit dem nötigen Enthusiasmus die Ermittlungen verfolgt, nimmt er sie in die eigenen Hände und sieht sich schon schnell den Schlägern eines Bandenbosses ausgesetzt, der mit dem korrupten Bürgermeister bei einem geplanten Grundstücksprojekt gemeinsame Sache macht.
BAD ASS von Drehbuchautor und Regisseur Craig Moss ist einer jener Filme, die ich als "Feel Good-Movies" bezeichnen möchte. Filme, die von Anfang bis Ende nicht nur perfekt unterhalten, sondern darüber hinaus Spaß und gute Laune bereiten.
Dabei verkommt die Selbstjustiz-Thematik nicht zur stupiden und blutrünstigen Gewaltorgie, sondern hält sich angenehm zurück und überzeugt vielmehr durch eine einfache und geradlinig erzählte Story mit selbstironischen Spitzen und Humor, der niemals übertrieben, albern oder platt wirkt.
Hauptdarsteller Trejo alias Frank Vega wird auch nicht als blutrünstige Ein-Mann-Armee stilisiert, sondern kämpft im Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten. Auch die weiteren Charaktere sind nicht, wie beispielsweise bei HOBO, bis zur Persiflage überzeichnet, sondern glaubwürdig und bodenständig.
Inszenatorisch ist Moss ein ausgezeichneter Film gelungen, der erst gar nicht versucht, die angesagte Grindhouse-Ästhetik einzufangen. Er bleibt seiner eigenen Linie treu und setzt diese bis zum actiongeladenen Finale konsequent fort. Die musikalische Untermalung passt sich der Atmosphäre und Szenerie des Films perfekt an. Die Dialoge sind punktgenau getroffen und unterstreichen einmal mehr die Natürlichkeit seiner Protagonisten. Trejo zeigt in seiner Darstellung des einsamen Vietnamveteranen eine große Bandbreite an Gefühlen und Emotionen: Frank Vega ist ein liebenswerter Charakter mit einer rauen Schale und einem weichen Kern: melancholisch, humorvoll, gerecht und zur Stelle, wenn man ihn braucht.
Am Ende des Tages bekommt er das, wonach er sich Zeit seines Lebens sehnt: den schönsten Tag seines Lebens.
BAD ASS ist ein wunderbarer und sehr unterhaltsamer Film, der bis in die kleinsten Nebenrollen mit bekannten Darstellern besetzt ist. Mittlerweile gibt es auch schon die Fortsetzung namens BAD ASSES, in dem Danny Trejo "Lethal Weapon"-Hero Danny Glover als Buddy zur Seite steht. Ich hoffe, dass die Fortsetzung das Niveau des ersten Teils halten kann. Es wäre wünschenswert, denn BAD ASS ist exakt das, was ich mir von HOBO WITH A SHOTGUN erwartet hatte, und beweist wieder einmal, dass eine Geschichte auch ohne übertriebene Gewaltausbrüche sehr unterhaltsam erzählt werden kann. Dazu bedarf es auch Talent - und das hat Regisseur Craig Moss mit BAD ASS eindrucksvoll unter Beweis gestellt!
8/10