Danny Trejo, bekannt durch über hundert Nebenrollen, in denen er immer bösartige Charaktere spielte, darf nach "Machete" endlich seine zweite große Hauptrolle spielen. Aber meine Fresse: Wenn es auf dem Cover nicht stehen würde, dass dieser "Bad Ass" von Trejo verkörpert wird... Ganz ehrlich - mit diesem Wuschelbart hätte ich ihn nicht erkannt.
Trejo spielt den sympathischen Vietnam-Veteran Frank Vega, der nach dem Kriegseinsatz in Vietnam im alltäglichen Leben nie wieder richtig Fuß fassen konnte und sich mittlerweile von seiner mickrigen Army-Rente durch´s Leben schlägt . Bei einer Busfahrt, bei der zwei Glatzen einen Schwarzen verprügeln wollen, schreitet Vega ein, und wird ungewollt ein berühmter Held, da diese Zivilcourage per Handy aufgenommen wurde und bei Youtube online gestellt wurde. Einige Zeit nach Franks Heldentat wird sein bester Freund Panther (Charles S. Dutton) auf offener Straße erschossen, die Polizei scheint dies jedoch nicht großartig verfolgen zu wollen. Deshalb stellt Frank kurzerhand selbst Ermittlungen an und stellt dabei fest, dass Panther einem Korruptionsskandal auf der Spur war, in der Bürgermeister Williams (Ron Perlman) verstrickt ist....
"Bad Ass" wirkte anfangs auf mich irritierend, man sieht im Vorbeifahren die Straßen aus der Bronx und im Hintergrund dudelt mexikanische Musik, die schwer an "Desperado" erinnert. Doch diese Straßenszenen wurden immer durch kurze Desktop-Szenen, bei denen vordergründig die Youtube-Plattform zu sehen war, unterbrochen. Das passt irgendwie gar nicht zusammen, und auch wenn ich dem YT-/Facebook-Warn in Filmen (und im reallife) eher abgeneigt bin, versprach diese ungewöhnliche Mischung interessant zu werden.
Die vermeintliche Botschaft mit der Zivilcourage dient jedoch nur als Aufhänger für einen simpel gestrickten Selbstjustiz-Thriller - was natürlich nicht schlecht ist, sonst wäre ich wohl eingeschlafen. Trejo´s Charakter ist ein schweigsamer, armer Mensch, der jedoch das Herz am rechten Fleck hat. Interessanterweise verpasste man ihm noch Ecken und Kanten, was der Figur Frank Vega nur gut tut. Diese Rolle passt perfekt zu Trejo. Zumal Trejo mit trockenen und bissigen Onelinern das Geschehen aufwertet.
Was "Bad Ass" jedoch fehlt, ist eindeutig ein gut aufgebauter Spannungsbogen. Die Suche nach den Mördern stellt sich als recht träge dar, Vega wird von Punkt A zu Punkt B gelotst, um danach Ort C und Ort D aufzusuchen. Und so weiter. Hier und da gibt es dann was auf die Fresse, was immer zu Gunsten der Person Vega ausgeht. Die Kloppe kommt so real wie bei Bud Spencer-Filmen rüber, was den Film jedoch nicht schlechter macht. Was sich dann noch teilweise als nervend rausstellt ist der Soundtrack. Die anfänglichen "desperadischen" Töne wandeln sich in eine völlig austauschbare Hip Hop-Mugge um, die sich anhört, als wenn sie am PC erstellt wurde. Außerdem wird wohl jeder Zuschauer feststellen, dass die Rolle von Ron Perlman nicht nur kurz ausgefallen ist (ca. drei Minuten Screentime), sondern Perlman auch erschreckend blass bleibt.
"Bad Ass" ist kein außergewöhnlicher Film, dennoch hat mich dieser Film letztlich auf positive Art und Weise überrascht, da man ja gewohnt ist, dass gerade bei solchen Produktionen mit großen Namen geworben wird, die jedoch nur einen Kurzauftritt in einem Streifen haben, der sich dann zusätzlich als B-Desaster rausstellt. Hier ist das nicht der Fall, bei "Bad Ass" gibt es 100 % Trejo pur. Kantig und knackig, gewürzt mit lockeren Sprüchen. Nur die Lahmärschigkeit vom Geschehen bremst die Bewertung arg aus und so landet "Bad Ass" im Mittelfeld.
6/10