Review

"Alter, hast du Haschgas im Feuerlöscher oder was!?" ist eine berechtigte Frage, die einem entgegenschallt, wenn man beichtet, diesen Film gesehen zu haben. Wenn man dann noch wie meiner einer behauptet, halbwegs Spaß dabei gehabt zu haben, dann wiederholt sich die Frage. Lauter. Im Ton besorgter. Warum Haschgas? Das klärt der Film im späteren Verlauf. "Musik, Musik - da wackelt die Penne" ist einer meiner wenigen Ausflüge in die ehrenwerte, aber für mich von den Filmen abgesehene Welt der SchleFaZ - Reihe von Kalkhofe und Rütten. Was den Film vor einem Totalausfall bewahrt ist meine Vorliebe für die Siebziger und deren Popkultur, auch wenn Schlager nicht dazu gehört, sowie die Teilnahme Ilja Richters, den ich aus unzähligen "Disco" - Wiederholungen im heimischen Wohnzimmer sowie selbstverständlich als Synchronstimme kenne. Da ich immer gerne die Gesichter hinter meinen Lieblingssprechern sehe war der Film also durch die Nebenrolle Richters schon als lohnenswert einzustufen.

Der eigentliche Star des Filmes - Dauerlümmel Hansi Kraus - war zum Drehzeitpunkt endlich volljährig und bekam pünktlich zum Abitur die verdiente Quittung seiner jahrelangen Lehrerschikane in seinen vorherigen Flegelfilmen: Sitzenbleiben! Da Vater Siegfried Schürenberg aber hier ausgerechnet den Kultusminister und Miesepeter vom Dienst miemt stehen daher jetzt Sommerschule und Nachprüfung auf dem Stundenplan des begeisterten Hobbykomponisten, der mit seinen Ersatzbankhippiekumpels eigentlich an einem eigenen Musical arbeiten wollte. Zu allem Überfluss setzt der Herr Minister auch noch seine drei konservativsten Lehrkräfte auf den Sohnemann an. Aber Obacht, eine Mitschülerin weiß Rat: das Internat ihres progressiven Onkels "Emma" (eigentlich Emmanuel) hat keine Sommerkurse parat und steht daher leer. Solange die Gammelbande um Kraus und Richter also die marode Hütte sauber hält und bei den Renovierungsarbeiten hilft ist also der Proberaum und der Lernschwindel gesichert. Wären da die drei Hippiefresser aus dem Kollegium nicht, die unserem Musiknachwuchs den Sommerurlaub mit dieser elenden Bildung vermiesen will. Ein amüsant blöder Kleinkrieg zwischen Paukern und Pennälern (ich liebe diese altbackenen Worte!) beginnt.

Und der hat es... in sich?! Knallfrösche auf dem Laufsteg, Pin up - Poster als Landkartenersatz und Tricksereien mit verstellten Stimmen sind halt eher "Lümmel" als "Klasse von 1984". Der oben erwähnte Streich mit dem angeblichen Hanfgas im Leck schlagenden Feuerlöscher und die Beschimpfung eines vermeidlich eingekarzerten Schülers mit den worten "letztklassiger Untermensch" kommen letzterem dann doch näher und überraschten mich ob der Altersfreigabe und des Erscheinungsdatums. Aber gut, schlimmer als die Frisuren von Howard Carpendale und Graham Bonney werden sich Drogenanspielungen und Naziparolen damals auch nicht auf die zarten Seelen kleiner Kinder und alter Leute ausgewirkt haben.

Selbstverständlich darf in einem Film mit "Musik" im Titel selbige nicht fehlen und bezaubert den Zuschauer zumindest in seinen dargebotenen Rudimenten. Teilweise mit unbeabsichtiger, mitunter schwarzer Komik: Ilja Richters Homage an die Damenwelt wirkt ob seiner affektierten Performance eher wie ein versehentliches Coming out unter der Regie John Waters' und wenn Gaststar Chris Roberts in der örtlichen Grundschule einem Mädchen zusingt, er wäre zu gerne ihr Teddybär, dann möchte man nach heutigen Maßstäben schon gerne "Pfui!" schreien. Daneben gibt es belanglose Gesangseinlagen auf einem Heuwagen und eine Marschszene zu nasal getutetem Nonsens. Auf das Musical und dessen Handlung wird im Übrigen genau so wenig eingegangen wie auf die Renovierungsarbeiten, die die mittlerweile selbst verrentete Gurkentruppe dem armen Onkel Emma wahrscheinlich noch post mortem schuldig blieb. Aber was will man auch von einer gelangweilten StiNo - Bande erwarten, die in ihrer Freizeit Woodstock spielt und trotzdem heimlich Chris Roberts und co. hört?

Der Genuss dieses Filmes ist grenzmasochistisch, aber für jemanden wie mich, der ob der elterlichen Verweigerung des Kabelfernsehens nur mit 4 Sendern und unzähligen Wiederholungen derartiger Heile Welt - Filme aufgewachsen ist ein Adrenalinrausch in Form einer traumatischen Erinnerung an die eigene verkorkste Medienerziehung. Unterhaltung durch Schlager - PTBS: Dieser Film macht's möglich!

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