Review

Mark (Chow Yun-Fat) fliegt von Hong Kong in das von Aufständen gebeutelte Saigon, um seinen Cousin Cheung Chi Mun (Tony Leung Ka Fei) und dessen Onkel zu besuchen. Am Flughafen hat er ein bisschen Ärger, doch eine mysteriöse Frau hilft ihm aus dem Schlamassel. Wie Mark und sein Cousin bald feststellen, handelt es sich dabei um Chow Ying Kit (Anita Mui), eine feste Größe in der Unterwelt. Die drei kommen sich näher, machen Geschäfte miteinander und alles ist im Lot. Irgendwann jedoch wird die Luft in Saigon einfach zu heiß und Mark nimmt zusammen mit seinem Cousin reißaus zurück nach Hong Kong. Chow Ying Kit kommt erst um einiges später nach und hat dann sogar noch ihren einstigen Boss im Schlepptau, der die Situation verkompliziert. Denn eigentlich sind schon Mark und sein Cousin scharf auf die Tussie, dass jetzt noch ihr Boss seine Ansprüche geltend machen will, kann nur in einem Konflikt enden.

Wer die beiden Vorgänger gesehen hat, muss sich zuerst einmal an das neue Setting gewöhnen: Hier wird die Vorgeschichte des "A Better Tomorrow"-Heroen Mark erzählt und zwar zu großen Teilen nicht im etablierten Hong Kong, sondern in einem von Militärgesocks zugepflasterten Saigon. Als dritter Teil der Trilogie lasten auf dem Film natürlich große Erwartungen, welche er nur limitiert erfüllt. Betrachtet man ihn für sich, so gewinnt der Militäraspekt der Geschichte durchaus neue Facetten ab.

So machen die Armeetypen schon bei der ersten geschäftlichen Handlung zwischen Mark und der Tussie mächtig Stunk, was dem Film die Chance gibt, eine serientypische Ballerei vom Stapel zu lassen. Doch hier fällt auch schon eine der Schwächen des Filmchens auf: Actionguru John Woo wollte ja gar nichts mit dem Abschluss seiner Trilogie zu tun haben und Tsui Hark wird den Ansprüchen nicht vollends gerecht. Seine Inszenierung ist zwar nicht frei von Ambitionen, irgendwie wirkt aber alles ein Quentchen zu aufgesetzt: Die Zeitlupen sind zu übertrieben und betonen nicht etwa die Ästhetik, sondern wurden schon fast willkürlich implementiert.

Danach entfaltet sich die Geschichte munter weiter - leider nicht frei von Längen - und häufig zeichnet sich die Handschrift des Urhebers Hark deutlich ab. Diesmal darf sich tatsächlich auch mal der Protagonist mit der Liebe beschäftigen; Hark legt ganz klar den Fokus auf die emotionale Seite der Figuren und beleuchtet die vielen Facetten der Dreiecksbeziehung. Im Vergleich zu den Vorgängern sind diese sozialen Faktoren aber zu kleinkariert; es wird zu sehr auf der Lovestory herumgeritten. Ich bin sowieso der Meinung, dass Hark im Fantasygenre besser aufgehoben ist, denn "A Chinese Ghost Story" ist deutlich stimmiger. So stört bei "A Better Tomorrow 3" wohl am meisten die Einbettung der Lovestory in das Militärszenario.

Später. als dann auch der Boss der Tussie auftaucht, verliert der Plot auch ein bisschen an Kontinuität und viele Logiklöcher treten auf. Das stete hin und her Marks, ob er nun zur Tussie will oder nicht, wirkt manchmal sogar schon Seifenopern-artig. Man muss sich schon ziemlich tolerant zeigen, um der tragischen Geschichte Reize abzugewinnen. Der Showdown am Ende wirkt leider auch eher rudimentär, die superbe Musik hingegen - natürlich typischer HK-Style - hebt die Stimmung.

Zu den Darstellern: Yun-Fat hat mit seiner Rolle keinerlei Probleme und trägt somit quasi den Film. Auch Anita Mui ist aus dem Gesamtgefüge nicht wegzudenken, enttäuscht anfangs aber noch mit hässlicher Frisur. Die häufig ernste Mine, die sie auflegt, lassen ihre späteren Emotionen noch besser wirken. Tony Leung Ka Fei spielt hingegen um einiges zu übertrieben und zieht den Film erheblich runter. Das kann aber auch an der deutschen Synchro liegen. Die Dialoge sind ansonsten nicht immer sehr gehaltvoll oder toll ausgearbeitet und schließen sich dem dezent unharmonischen EIndruck an.

Insgesamt gefällt mir "A Better Tomorrow 3" um einiges besser als erwartet, den Fans der Vorgänger kann man eine etwaige Enttäuschung aber nicht verdenken, dazu fehlt es an ästhetischer Action und tiefsinniger Tragik. Die Lovestory ist aber ein interessanter, wenn auch Hark-typischer Ansatz.

Details
Ähnliche Filme