Die erste Szene erinnert an klassische Horrorfilme, aber sie endet untypisch. Die Spezialisten für unerklärliche Vorkommnisse, Dr. Matheson (Sigourney Weather) und ihr Assistent Tom Buckley (Cillian Murphy), werden zu einer gerade bezogenen Villa gerufen, in dem offensichtlich ein Poltergeist haust. Auch ein Medium ist schon anwesend und während sich dieses an einem Tisch sitzend, in einem abgedunkelten Raum auf den Kontakt zu dem Geist vorbereitet, baut Tom Buckley seine technischen Geräte auf, um Geräusche aufzuzeichnen und Frequenzen festzustellen.
Die spirituelle Sitzung, an der auch Dr. Matheson teilnimmt, entwickelt sich in gewohnter Form - der Tisch hebt sich und der Geist antwortet auf die Anrufung mit lautem Gepolter. Wenig später sieht man Dr. Matheson im vertraulichen Gespräch mit einer der beiden Zwillingstöchter der betroffenen Familie. Sie machen einen Deal - sie verrät nicht, das die beiden Zwillinge die Geräusche verursachten, um die Eltern dazu zu bringen, wieder in ihre alte Heimat zurückzuziehen, wenn sie ab sofort die Situation akzeptieren und mit dem Lärm aufhören. Zudem empfiehlt sie, das angebliche Medium rauszuschmeißen.
Damit ist die Basis in "Red Lights" gelegt, der seine fantastische Thematik von der entgegengesetzten Seite her betrachtet, indem er zwei Protagonisten ins Zentrum des Geschehens wirft, die mit rationalem Verstand jedes Phänomen logisch zu erklären versuchen. Sigourney Weather überzeugt dabei als Professorin eines kleinen Lehrstuhls, die nicht mit missionarischem Eifer jeden Gedanken an Wunder oder Para-Psychologie bekämpft, sondern einfach die Erfahrung gemacht hat, das jede von ihr untersuchte unerklärlich wirkende Erscheinung diesem Anspruch letztlich nicht standhalten konnte.
Der Film spielt damit im Wissen, das das Genre erst davon lebt, das es Dinge geben könnte, die nicht rational erklärt werden können. Nicht nur im fantastischen Film, sondern auch in der Realität ist dieser Gedanke von hohem Reiz, weshalb die Konstellation im Film durchaus vorstellbar ist, das der Lehrstuhl für Para-Psychologie an ihrer Universität über deutlich mehr Geldmittel verfügt, als Dr. Mathesons kleine Abteilung, die dem Wunsch, an Wunder zu glauben, mit nüchterner Analyse gegenüber tritt. Besonders angesichts der Gedankenleser und Wunderheiler, deren Tourneen vor ausverkauften Häusern stattfinden, bei denen viel Geld umgesetzt wird und es viele Menschen gibt, die ihnen gerne Glauben schenken wollen.
Daraus entwickelt "Red Lights" ein Einzelkämpfer-Szenario, das Dr.Matheson und zunehmend den Physiker Buckley in der Konfrontation mit einer Übermacht zeigt, die deren Skepsis nicht akzeptiert. Besonders in der Person des Simon Silver (Robert De Niro) spitzt sich die Situation zu, denn der blinde Magier taucht nach 30 Jahren, nachdem einer seiner Kritiker in seiner Sendung einem tödlichen Herzanfall erlegen war, plötzlich wieder auf und feiert ein umjubeltes Comeback. Während Buckley gleich gegen den Scharlatan vorgehen will, zögert Dr. Matheson, denn Silver war der Einzige, der einen Moment Zweifel an ihrer Einstellung erzeugen konnte.
Geschickt entwickelt der Film seine Atmosphäre daraus, das die Protagonisten mit Ereignissen konfrontiert werden, die sie nicht erklären können, während sie gleichzeitig versuchen, Simon Silver das Handwerk zu legen. Doch dieser geht zum Gegenangriff über und stellt sich dem para-psychologischen Institut zu Verfügung, damit dieses auf wissenschaftlicher Basis seine Fähigkeiten untersuchen kann. Gleichzeitig scheint sich seine Wut gegen die Skeptiker zu steigern, denn deren Kampf wird gefährlicher.
Wer von "Red Lights" einen klassischen Horrorfilm erwartet, wird enttäuscht werden, denn hier geht es weniger um Schockeffekte als einem Spiel mit der Wahrnehmung und damit der Frage, ob es fantastische Dinge gibt, die mit dem menschlichen Verstand nicht erklärt werden können. Getragen von sehr guten Darstellern bleibt der Film atmosphärisch dicht, kann auch in einzelnen Szenen mit überraschenden Wendungen überzeugen, bleibt aber in der Gesamtlösung hinter den damit erzeugten Erwartungen zurück. Trotzdem ist "Red Lights" mit seiner originellen Ausgangssituation ein würdiger Vertreter eines Genres, das er gleichzeitig zu bekämpfen scheint. (7/10)