Fortsetzungen moderner Kinoadaptionen können zuweilen schnell ihren Reiz verlieren, wenn der Überraschungseffekt verfliegt und der Charme auf Kosten von mehr Bombast und visuellem Overkill in die Knie gezwungen wird. Demnach fällt Guy Ritchies zweiter Teil von Holmes Abenteuern gegenüber dem gewitzten Vorgänger deutlich ab.
Und dabei gerät kein geringerer als Erzfeind Moriarty (Jared Harris) ins Spiel. Holmes (Robert Downey Jr.), Watson (Jude Law) und die Zigeunerin Sim (Noomi Rapace) reisen durch halb Europa, um eine Verschwörung aufzudecken, welche einen Krieg zwischen den Nationen auslösen könnte…
Bereits der Vorgänger deutete an, dass Guy Ritchie einen Downey Jr. ins Rennen schickt, der sich möglichst weit weg von Pendants wie Basil Rathbone oder Peter Cushing bewegen sollte und damit ist vor allem Bewegung gemeint. Der Hang zu skurrilen Verkleidungen bleibt zwar gleich, doch das Gentlemanhafte und die Selbstironie, besonders im Zusammenspiel mit Watson verschwindet hier fast komplett und weicht einer oft überkandidelten Gleichgültigkeit mit zeitweiligem Drang zur Clownerie.
Holmes weiß zwar jede prekäre Situation zu seinen Gunsten zu nutzen, doch von der ursprünglichen Überlegenheit und der Betonung auf die haarscharfe Kombinationsgabe ist man hier leider weit entfernt.
Das manifestiert sich letztlich auch an der Handlung, die recht wahllos einige Stationen wie London, Elsass, Paris oder Heilbronn abklappert, um möglichst viel Action unterzubringen, jedoch keine ausgeklügelte Geschichte in die Runde wirft.
Erzfeind Moriarty wirkt dabei, nicht zuletzt aufgrund der konturlosen, wenig charismatischen Performance von Jared Haris komplett austauschbar und bei den wenigen direkten Aufeinandertreffen der Erzfeinde hat man fast den Eindruck, einem Sammelsurium oft gesehener James Bond Sequenzen beizuwohnen, spätestens, als zum Finale eine schnelle Partie Schach gespielt wird, welche gleichzeitig als Metapher für das Randgeschehen dient.
Dennoch bringt das arg konstruierte Drehbuch ein paar recht unterhaltsame und zuweilen auch humorvolle Sequenzen hervor, etwa bei einer schießwütigen Auseinandersetzung im Zug, beim hinterher Reiten auf einem Esel oder bei einer Verfolgung durch den Wald durch deutsche Soldaten, wo es Ritchie ausnahmsweise mal schafft, nicht seine visuellen Schnörkel überzustrapazieren.
Denn auch wenn die Action insgesamt recht schick anmutet, die meisten Kulissen ansehnlich gestaltet sind und die Ausstattung der Kostüme keinerlei Mängel aufweisen kann, sind die vielen Mega-Zeitlupen, die Dropped Frames und das Frame Rate Changing (mal laufen die Bilder schneller ab, dann wieder langsamer) auf Dauer nur noch ermüdend und nehmen spürbar Drive heraus.
Obgleich das Tempo konstant hoch ist und für (zuweilen recht willkürlich aneinander gereihte) Action gesorgt wird und der schlichte, aber sehr effiziente Score von Hans Zimmer gute Laune verbreitet, will sich kaum ein Mitfiebern einstellen, denn zu wenig muss der Meisterdetektiv kombinieren, zu selten kommen humorige Szenen zwischen ihm und Watson zustande, während das Analytische der Hauptfigur arg unter der überdrehten Situationskomik leidet. Downey Jr. ist zwar nach wie vor die optimale Wahl für einen modernisierten Holmes, doch auch er rettet die konzeptlose Chose nur geringfügig.
Das Gesamtergebnis fällt zwar noch einigermaßen unterhaltsam aus, doch die schwache Story und die ebenso blassen Randfiguren mit totaler Ausgrenzung interessanter Frauenfiguren lassen stark durchschimmern, dass der ursprüngliche Charme, den Guy Ritchie beim Erstling durchschimmern ließ, immer mehr zu Lasten eines Visual Overkills mit viel Radau aber wenig Seele geht.
Knapp
6 von 10