Wenn jetzt Sommer wär…
Eine bewunderte Ballerina guckt melancholisch bis traurig zurück auf einen längst vergangenen Sommer der Liebe, der Träume, der Sorglosigkeit - das Gegenteil zu ihrem aktuellen Leben…
Das Tutu verdeckt die Sonnenstrahlen
Ein weiterer Film aus Bergmans sommerlicher (Früh-)Phase. Vielleicht seine (Nah-)Meisterwerk-Premiere. Hier klicken die Teilchen zum ersten Mal wirklich. Er hatte seinen Stil gefunden. Die Kinderwelt jubelte. Hier war alles noch etwas heller und hoffnungsvoller als z.B. im Jahrzehnt darauf. Aber nicht ohne depressivere Phasen, ein reiner Feel-Good-Film ist „Summer Interlude“ nicht. Ganz und gar nicht. Und doch gibt es herzliche Momente und Hoffnung - inklusive einem der schönsten finalen Küsse der Filmgeschichte und auch Bergmans Karriere, den er raffinierter und formvollendeter, frecher und feiner nicht hätte inszenieren können. Dazu Themen wie Jugendliebe und Tod, kaputte Träume und der Preis des Ruhms, die Phasen des Lebens und der Schatten der Vergangenheit. Komplex wie umme auf dem Papier. Klar wie Kloßbrühe in der Umsetzung. Menschlich, berührend, betörend. Vor allem die Sommerrückblenden, die den Großteil des Films ausmachen, sind sensationell. Ein einziger Vibe. Das sollte er ein Jahr später in „Summer With Monika“ zwar nochmal perfektionieren und ausdehnen, doch auch hier ist das schon eine Wohltat für Seele und Kinogeist. Erst recht wenn man das Frösteln aus vielen seiner späteren Werke im Hinterkopf oder gar den Knochen hat. „Summer Interlude“ ist Theater, Maske, Show - und doch das pralle Leben in all seinen Facetten.
Fazit: Freestyle, Freiheit, Frechheit, Frauenpower… Bergman verschmilzt kaltes Ballet mit warmen Rückblicken und in die Knochen fahrenden Schocks… „Summer Interlude“ hat zwei Seiten, die absichtlich gegensätzlich im kraftvollen Tandem funktionieren. Ein Übergangswerk für den Meister hin zu wahrster Größe. Und schon hier deutlich besser als die meisten durchschnittlichen Regisseure auf ihrem Zenit.