Hier wird es wieder bewiesen, Leute: Wer Warzen hat, kann einfach kein guter Mensch sein!
Diese Regel macht auch vor Jackie Chan nicht halt, dem man hier ein widerliches, golfballgroßes, haariges Etwas auf die linke Wange geklebt hat, woraufhin die erste und einzige Villain-Rolle für ihn neben “Tiger in der Todesarena” in seine ellenlange Filmographie eingegangen ist. Und das für ein Nichts von einem Film, ein durch amerikanische Copfilme und Serien der Siebziger beeinflusstes Action-Krimi-Gemisch mit Pseudo-Fempower und allem, was normalerweise für vorzeitiges Absinken in die ewigen Jagdgründe der Vergessenheit sorgt.
Es ist direkt süß, wie Moleman Jackie als Gangleader in der Eingangsszene einem Pärchen im Park auflauert und es aufmischt und wie sich dann ein Crimeplot entwickelt, der tatsächlich in Ansätzen an den US-Breakthrough “Rumble in the Bronx” erinnert, nur dass die Story beileibe viel mehr stinkt. Was überhaupt erst deswegen auffällt, weil das Pacing sehr flach bleibt und es dem Publikum geradezu herausfordernd ins Gesicht springt, wie verbogen und verbohrt die Geschichte in Wirklichkeit ist.
Exemplarisch ist die Präsentation der im Titel verheizten “Police Woman”, einer auf dem Papier starken und dominanten weiblichen Persönlichkeit, die bösen Warzenmännern schön den Arsch versohlt. Doch es ist erstaunlich, wie gut man solche emanzipatorischen Strukturen in den Sand setzen kann, denn es fällt doch lange Zeit schwer, überhaupt jene starke Frau auszumachen, die versprochen wird, und wenn sie dann da ist, weiß man nicht, was daran jetzt so stark sein soll. Beinahe ist es ein Schlag ins Gesicht für alle Feministinnen dieser Welt und wäre in letzter Sekunde nicht noch Ellen Ripley gekommen, die Siebziger wären wohl verloren gewesen für die Frauenwelt.
Spaßigerweise fahren alle Mann mit Nußschalen herum, die Erinnerungen an Michael Caines Mini-Heist in “Charlie staubt Millionen ab” aufleben lassen. Und während viele der Darsteller in Cord- und Schlaghosen an die Arbeit gehen, wiederholt sich beharrlich ein grooviger Seventies-Score. Ein wenig nostalgisches Flair kommt tatsächlich ein ums andere Mal wieder auf und wird zumindest Liebhaber drei Jahrzehnte alter TV-Schätze zufrieden stellen, mitunter gar erfreuen können.
Der schleichenden Amerikanisierung entgegen wirken nur die fünf, sechs größeren Martial Arts-Einlagen, wegen derer man alte HK-Actioner primär eigentlich anschaut. In dieser Kategorie jedoch ist diesmal leider totale Flaute zu vermelden. Weder Jackie Chan noch sonst jemand kann wirklich mit dem Rumgehampel überzeugen, das diesmal auf der Karte steht. Holprige, langsam ausgeführte Kampfbewegungen, woraufhin Opponenten strikt nach Drehbuch umfallen, sind nicht wirklich Schokosahne, eher trocken Brot, spröde und saftlos. Vielleicht engten die Jeans die Akteure bei ihren Bewegungen ein.
Der klassisch-fernöstliche Humor zeigt sich von seiner unfreiwillig komischen Seite zwar in Details wie der Monsterwarze (wo sonst außer in Hongkong würde man auf diese Art einen Baddie stigmatisieren?), ansonsten wird aber ein ernsthafter Ton bevorzugt, der eigentlich weder zu einem der Darsteller noch zum Plot passen mag. Wenn man schon nicht hundertprozentig seriös wirken kann, sollte man sich ruhig in den Klamauk werfen, denn nichts Halbes und nichts Ganzes bringt niemandem etwas.
Wider Erwarten recht interessant sind tatsächlich die Locations geworden: ein bisschen Inner-City-Rumble, ein wenig Konfrontation vor den Toren Hongkongs (mit den charakteristischen Wolkenkratzern im Bild), ein paar Supervillain-Luxusbehausungen und geruhsame Orte mitten in der Natur. Größtenteils ganz nett eingefangen (im Vergleich mit Megagurken wie “Blood Fingers” geradezu kongenial), versucht man sich gar an ein paar experimentellen Kamera-Movements, die zwar meist in die Hose gehen (etwa bei einer Verfolgung erst Zoom auf Verfolger, Schnitt, dann Zoom weg von Verfolgtem), aber zumindest der Versuch ist ehrenwert.
Hilfreich gegen allerhand langweiligen Füllstoff zwischen den Verfolgungs- und Kampfszenen ist das natürlich nicht, und so kann sich “Police Woman” in keiner erdenklichen Kategorie vor dem sicheren Untergang in die Bedeutungslosigkeit retten. Warzen-Jackie ist in seiner Nebenrolle als Bösewicht sehr unglücklich aufgehoben, aber nicht unglücklicher als die groß titulierte “Police Woman” in einem Film, in dem eigentlich kaum ein wirklicher Protagonist auszumachen ist. Dann doch lieber Joe Mannix auf die Finger schauen...