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Die unmöglichen Missionen von Tom Cruise haben bisher kein allzu kohärentes Bild hinterlassen: Während sich sein erster Einsatz unter der Regie von Brian De Palma als spannender Agenten-Thriller präsentierte, katapultierte Hongkong-Legende John Woo das Sequel in abgehoben-alberne Sphären und legte somit eines seiner tragischen Karrieretiefs hin. Die Spionage-Serie konnte im dritten Anlauf durch J.J. Abrams wieder ein Stück weit auf den Boden der Tatsachen geholt werden, was einen ansehnlichen Action-Streifen hervorbrachte. Nach diesem Wirrwarr ist es kaum verwunderlich, dass auch Regisseur Brad Bird abermals eine neue Richtung einschlägt: “Mission: Impossible - Phantom Protokoll” zeigt sich spritziger denn je und liefert eine mitreißende Mischung aus Action und Witz ab - spektakuläre Schauwerte gehen Hand in Hand mit selbstironischem Humor und garantieren somit einen berauschenden Blockbuster.

Der IMF entsendet den Spionage-Spezialisten Ethan Hunt (Tom Cruise) auf eine heikle Mission: Zusammen mit Agentin Carter (Paula Patton) sowie dem frisch zum Außendienst zugelassenen Benji (Simon Pegg) soll er den Kreml infiltrieren, um dort die Identität eines Verräters zu ermitteln. Der Auftrag nimmt jedoch ein katastrophales Ende: Die Zielperson lässt eine Bombe im russischen Regierungssitz detonieren und entkommt mit einer Steuereinheit für Nuklear-Waffen. Diese explosive Art des Spurenverwischens wird als Angriff der Amerikaner ausgelegt, woraufhin der Präsident das Phantom Protokoll ausführt - der IMF wird aufgelöst und verleugnet. Durch den Analysten Brandt (Jeremy Renner) kann der Attentäter indes enttarnt werden: Der Endspiel-Theoretiker Hendricks (Michael Nyqvist) will mit einem geordneten Atom-Krieg die Welt ins Gleichgewicht bringen - es liegt nun an Agent Hunt und seinem Team, den Wahnsinnigen zu stoppen…

Jedem, der sich an der realistisch-rauen, sich der “Bourne”-Trilogie annähernden Neuausrichtung des “Bond”-Franchises stört, sei der neuste Teil der “Mission: Impossible”-Reihe wärmstens empfohlen: Die spritzige Mixtur aus abgefahrener Action und auflockerndem Witz erinnert nicht selten an die älteren Abenteuer des britischen Geheimagenten. Ebenso wie die Doppel-Null darf auch Tom Cruise zu seiner mittlerweile legendären Titelmelodie eine Rundreise um die ganze Welt bestreiten (neben Moskau stehen auch solch exotische Orte wie Dubai und Mumbai auf dem Programm) und sich auf die Hilfe einer facettenreichen Auswahl einfallsreicher Gadgets verlassen; die außergewöhnliche Ausrüstung schafft stets den schwierigen Spagat, gleichzeitig futuristisch-fetzig, jedoch nicht ulkig-überzogen zu wirken. Der selbstironische Umgang mit den bereits bekannten, serientypischen Gimmicks (seien es nun die Masken oder selbstzerstörenden Nachrichten) ist dabei äußerst amüsant anzuschauen.

Die ausbalancierte Machart, welche weder zu ernst noch zu verspielt daherkommt und sich somit geschmeidig an das Setting anschmiegt, darf als großer Pluspunkt verbucht werden. Auf der seriöseren Seite brilliert Tom Cruise mit seiner charmanten Ausstrahlung, welche ihn mühelos die Aufgabe als Hauptakteur stemmen lässt. Er ist der Dreh- und Angelpunkt, sobald es handfest zur Sache geht - die adrenalinfördernden Action-Einlagen gehören größtenteils ihm. Die Aufenthalte in Russland sowie Dubai sprühen dabei vor imposanten Ideen: Die knisternd spannende Kreml-Infiltration überzeugt ebenso wie der Abstecher in die staubige Wüste, welcher mit spektakulären Schauwerten aufwarten kann. Der Schlussakt in Indien vermag da leider nicht ganz mitzuhalten: Auch wenn eine durchaus schöne Sequenz an das Serien-Highlight aus Teil Eins (der Einbruch in den Serverraum) gemahnt, verläuft der Showdown ein bisschen zu sehr nach dem Standard-Schema, was angesichts der vorherigen Frische doch etwas altbacken wirkt.

Für die humoristischen Zwischentöne zeichnet sich indes Simon Pegg verantwortlich, welcher mit seiner sympathisch-schusseligen Art immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen weiß. Dem Komiker gelingt das Glanzstück, die Situation immer wieder aufzulockern, ohne sie auch nur im Geringsten der Lächerlichkeit preiszugeben. Irgendwo zwischen diesen leichtfüßigen und ernsteren Ansätzen reiht sich Jeremy Renner ein, welcher mit seinem astreinen Auftritt einen guten Vorgeschmack auf seine künftige Hauptrolle in der “Mission: Impossible”-Reihe bietet. Der Antagonist hinkt da leider ein gutes Stück hinterher: Michael Nyqvist kann während seiner sehr begrenzten Screentime kein prägnantes Profil entwickeln und bleibt bedauerlicherweise ziemlich blass. Ebenso ärgerlich: Das Ende ist wenige Minuten zu lang; die finalen Enthüllungen gestalten sich arg überflüssig und lassen den ansonsten so stimmigen Streifen allzu versöhnlich ausklingen - schade, ohne diese Patzer wäre womöglich der Blockbuster des Jahres drin gewesen.

Fazit: Was für eine selbstironische Spaßgranate: “Mission: Impossible - Phantom Protokoll” entpuppt sich als überraschende Wundertüte voll unterhaltsamer Agenten-Action. Die treffsichere Inszenierung trifft stets den richtigen Ton, sodass die durch Tom Cruise präsentierte, seriöse Seite einen harmonischen Einklang mit den auflockernden Aspekten bildet, welche man einem chaotisch-charismatisch aufspielenden Simon Pegg zu verdanken hat. Trotz kleiner Schönheitsfehler stellt sich die vierte unmögliche Mission somit als bestens unterhaltender Blockbuster heraus, der über zwei Stunden unbeschwertes Kinovergnügen garantiert.

8/10

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