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Eine Zeit, in der Mickey Rourke noch in guten Filmen mitwirkte: Als New Yorker Cop Stanley White bekommt er in „Im Jahr des Drachen“ das Stadtviertel „Chinatown“ zugeteilt, in dem chaotische und gewalttätige Verhältnisse vorherrschen. Mit äußerster Brutalität will er gegen Korruption und Mord vorgehen, erkennt dabei aber nicht, dass er sich einem aussichtslosen Kampf gegenübersteht und nebenbei sein Privatleben den Bach runter geht.

Michael Cimino inszenierte seinen Krimi über die Machenschaften chinesischer Einwanderer äußerst aufwendig: Beeindruckende Paraden und Trauermärsche oder Kameraaufnahmen vom Leben auf der Strasse in Chinatown machen deutlich, wie unübersichtlich es in diesem Hexenkessel ist, weshalb das Gesetz dort nur schwer durchzubringen ist.
White sieht das trotz aller Warnungen seiner Vorgesetzten und Kollegen nicht ein und zieht als Ein-Mann-Armee in den Krieg gegen die Triaden, was die Figur des Polizisten mehr als unsympathisch macht, zumal er dafür sein komplettes Privatleben opfert und darüber hinaus eine Affäre mit einer chinesischen Fernsehreporterin anfängt. Whites Ermittlungsmethoden sind ebenso wie seine rassistischen Aussagen gegenüber Einwanderern nicht tragbar, werden von seinen amtsmüden Vorgesetzten aber immer wieder toleriert. So kommt es schließlich zum Showdown an einem Hafen, der dazu passend nicht mit einer großangelegten Schießerei zwischen Polizisten und Triaden endet, sondern mit einem Duell Mann gegen Mann: Stanley White gegen Joey Tai, im dichten Nebel auf einer Eisenbahnbrücke fast surreal anmutend.

Berüchtigt wurde „Im Jahr des Drachen“ aufgrund seiner rassistischen Tendenzen, die man nicht nur Michael Cimino, sondern auch Drehbuchautor Oliver Stone ankreiden kann. Tatsächlich sind hier fast ausnahmslos alle Chinesen Kriminelle, Whites asiatische Liebschaft Tracy gibt zudem ein sehr frauenfeindliches Bild ab. Zwar ist das sehr einseitig dargestellt, doch aufgrund der packenden Inszenierung kann man darüber locker hinwegsehen, ebenso über die phasenweise krassen Gewaltdarstellungen. Ein knallharter Krimi und nach „Deer Hunter“ der wohl beeindruckendste Film, den Michael Cimino gedreht hat.

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