Szenen einer Ehe… ohne Kinder… auf einer Insel… während eines Krieges
Ein Künstlerehepaar hat sich auf eine idyllische Insel zurückgezogen, während ihre Beziehung vage kriselt und um sie herum ein Krieg von nicht näher genannten Staaten tobt. Und spätestens als eine Invasion droht und auch ihr neutraler Rückzugsort belagert, angegriffen, zerstört wird, ufern die innerlichen wie äußerlichen Probleme aus…
Eine Insel mit zwei Schauspiellegenden
Dass es Bergmans „Shame“ anders als die meisten seiner anderen grossen Werke noch nirgends auf der Welt in HD gibt, kann man eigentlich kaum fassen. Ist der wirklich noch immer unterschätzt in seiner Filmographie?! Wie dem auch sei. Für mich ist's eine seiner faszinierendsten und emotional weitläufigsten Schöpfungen. Ein Kriegsfilm wie kein zweiter. Ein Schocker. Ein Wermutstropfen. Ein Pfund. Ich bin fast etwas verstört, wie gut „Shame“ ist. Wie clever und frisch und böse hier Krieg gezeigt wird, von einer neutralen Seite, die sonst so nie beleuchtet wird - genial. Dazu natürlich die Liebe und Beziehung und Ehe im eigentlichen Vordergrund. Mit zwei von Bergmans engsten Stars in Topform. Manchmal komisch, oft traurig und tragisch. Dazu ein paar echt fiese Kriegsmomente. Auch Anspannung. Unterschwellig. Unterbewusst. Und doch klar wie Bergman eben nunmal zu diesem Zeitpunkt schon längst war. Stilsichere Störenfriede. Wie gesagt, schade dass ich ihn nur in SD sehen konnte. Denn auch visuell und vor allem vom Spektakel gibt’s hier für bergman'sche Verhältnisse überdurchschnittlich viel zu sehen. Zutiefst pazifistisch. Noch tiefer ideologiekritisch. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges. Noch nicht allzu weit von den Nazis entfernt. Voller Wut im Bauch. Brutal und mächtig. Ein stummer Schrei. Ich bin sprachlos, dass über „Skammen“ nicht noch mehr gesprochen wird. Aber das passt ja zum Titel…
Seite ergreifen: Pflicht?
Fazit: humorvoll, liebevoll, traurig, heftig, tragisch… Bergman kann Beziehungen wie kein zweiter. Und „Shame“ ist gerade in dieser Kerbe eine seiner Sternstunden. Mit zwei seiner engsten Gefährten. Und Krieg kann er auch… oder Anti-Krieg. Eine Faust in der Tasche.