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Schwedens Meisterregisseur Ingmar Bergman erzählt in diesem stillen Drama die Geschichte eines alternden Zirkusdirektors, der an der Verwirklichung aller seiner Träume scheitert: Der Zirkus läuft mehr schlecht als recht, seine Frau, zu der er nach drei Jahren Wanderschaft zurückkehrt, will ihn nicht mehr und seine Geliebte beginnt eine Affäre mit einem galanten Schauspieler. Nichts kann ihm helfen - zum Selbstmord fehlt ihm der Mut, auch der Alkohol macht alles nur schlimmer. Schließlich gipfelt sein verzweifelter Kampf um Würde und Erfolg in einem bitteren Finale.

Den großartigen Darstellern gelingt es mit feiner Mimik und enormer Kraft, die vielschichtigen Emotionen ihrer Figuren freizusetzen. Unterstützt von messerscharfen Dialogen, die tödlicher fungieren als es jede Waffe könnte, liefern sie sich mitreißende Psychoduelle, in denen sich nach und nach die Abgründe und versteckten Gefühle der einzelnen Protagonisten entblößen.

Doch weit mehr als die starken Schauspielerleistungen beeindruckt die formale Brillanz, mit der Ingmar Bergman diese Geschichte von Verzweiflung, verlorener Liebe und Erfolglosigkeit inszeniert. Jede Kameraeinstellung wirkt streng komponiert, jedes Bild genau durchdacht. Mit der düsteren Musik wirkt selbst die schemenhafte Zirkuswagenkolonne, die vor einem hellen Himmel über die Hügel zieht, beinahe apokalyptisch - ein Grundgefühl, das sich durch den gesamten Film zieht: Alles scheint, als gehe es mit großen Schritten auf sein Ende zu, nirgendwo gibt es Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Auch die Eingangsszene, in der ein Clown seine Frau vor den lüsternen Blicken einer Offiziersschar verbergen will, begeistert durch ihre eigenwillige Form: Wie als Hommage an die Stummfilmtechnik zeigt Bergman die Bilder ohne Ton, kommentiert sie nur durch die Musik. Und wenn der Clown verzweifelt nach seiner Frau Ausschau hält, während um ihn herum dutzende Männer lauthals über ihn lachen, dann lässt das die ungeheure Tragik, die einer jeden Zirkusvorstellung anhaftet, bereits erahnen. Diese formalen Vorausdeutungen sind ein unverkennbarer Bestandteil von Bergmans Filmen und einer der Gründe, weshalb er für mich vielleicht der größte Filmregisseur aller Zeiten ist.

Auch ein weiteres inszenatorisches Motiv, das sich durch sein gesamtes Schaffen zieht, findet hier eine besonders starke Ausprägung: Das Motiv des Spiegels. Immer wieder agieren seine Figuren vor Spiegeln oder, durch die ausgeklügelte Kameraeinstellung, direkt in ihnen. Neben der symbolischen Bedeutung der Selbsterkenntnis haben diese gehäuften "Spiegelspiele" auch eine äußerst praktische Komponente: Die Situation mag es erfordern, dass sich die Gesprächspartner voneinander abwenden; der Einsatz des Spiegels ermöglicht es aber dem Zuschauer, weiterhin die Mimik beider Akteure sehen und interpretieren zu können.

Dank dieser stringenten, über jeden Zweifel erhabenen Bildführung gelingt es Bergman, der an sich schon traurigen Geschichte eine enorme emotionale Kraft zu verleihen. Seine tragischen Figuren graben sich tief ins Herz, sind aber stets so vielschichtig, dass auch ihre eigene Schuld an ihrem Unglück nicht vergessen wird. So entsteht mit "Abend der Gaukler" ein leiser Film über Hilflosigkeit und Enttäuschung, zerbrochene Beziehungen und schwere Emotionen - und vielleicht einer der besten Filme Ingmar Bergmans.

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