Aufbruchsstimmung in Stockholm
Oft wird Bergman als theoretischer, formaler und kalter Meister beschrieben - aber mit sommerlicheren, frühen und leichteren Werken wie „Summer With Monika“ zeigte er gerade als jüngerer Regisseur erstaunliche Facetten, Hoffnung und sogar massiv Erotik. Das hatte ich so nicht auf dem Sonnenschirm. Und so wurde diese Beziehungskiste, in der ein junges Paar mit dem Boot auf den See hinausfährt und sich eine „Auszeit“ gönnt, zum Sensations- wie Skandalfilm im Laufe seines Jahrzehnts - und zum indirekten, vorverlegten und etwas verzögerten Startschuss für Bergmans unnachahmliche und legendäre Karriere(leistung)…
Coming-of-Finsterage
„Summer With Monika“ zeigt eine Seite Bergmans, die ich sehr, sehr mag und die mir nach einigen seiner depressiveren, schweren Werke wie gelegen kommt. Kein Wunder, dass große Namen der Nouvelle Vague in ihn ganz verschossen waren und sich zum Vorbild nahmen. Dieser Bootstrip ist sinnlich und sonnig, er verkörpert die Nachkriegszeit Schwedens in seinen negativen wie positiven, traurigen wie hoffnungsvollen Momenten. Die oft schmerzhafte Wechselwirkung von Männern und Frauen ist schon deutlich ein Thema. Dazu mit Harriet Andersson ein ganz eigenes, erdiges Sexsymbol. Muskulös und mit Haaren unter den Armen. Natürlich und naiv. Das junge Paar wirkt glaubhaft und voller Energie. Die Kamera und Bilder sind schon hier deluxe. Und das Ding ist weit weg von „nur“ leer, leicht, leger. Obwohl er das auch ist. Doch Bergmans Meisterschaft und Themen zeichnen sich schon hier durch. Gerade im letzten Drittel zurück im Alltag. Dann als Familie. Romantisch und nasskalt. Es ist nicht alles Gold in Stockholm, was in den Augen glänzt. Baumwolle und Bügelfalten. Plätschern und Neugier. Trügerische Tagträume. Hoffnungsschimmer und der Boden der Tatsachen. Dieser Ausflug mit der jungen Monika ist unvergesslich. Junge Liebe, stürmische Triebe. Fortschrittlich, freizügig und frech. Mutig und rebellisch. Vorbildlich. Wegweisend. Unterschätzt in Bergmans Gesamtwerk. Betörend. Instinktiv. Unwiderstehlich. Hat mir richtig Spaß gemacht. Leben im Moment. Frische Gesichter, frivole Gesten, freie Träume. Nacktbaden und der Ernst des Lebens. Graue Sonne. Das Bindeglied zwischen „Menschen am Sonntag“ und „The Graduate“. Leidenschaft schafft auch Leiden.
Master In The Making
Fazit: ein wundervolles, spontanes, energisches wie erotisches (!) Frühwerk von Ingmar Bergman - unabdingbar für den schwedischen Film und seitdem im Idealfall eigentlich jeden Jugendlichen mit Drang zu Kinowissen!