Review

kurz angerissen*

erstmals veröffentlicht: 26.07.2014

Trotz der dokumentarischen Einführung in den Film (wenngleich diese bei weitem nicht so dokumentarisch ausfällt wie in „Passion“, weil die Filmfigur und nicht die Darstellerin selbst zum Interview gebeten wird) gehört „Die Stunde des Wolfs“ zu den persönlichsten Arbeiten des Regisseurs, ganz einfach weil sie sich offensiv und ohne Rücksicht auf dramaturgische Geschlossenheit mit der Angst auseinandersetzt. Dazu bemächtigt sich Bergman der Optik und Beleuchtung alter Universal-Horrorfilme, insbesondere „Frankenstein“ (wegen des burghaften Anwesens) und „Dracula“ (wegen der diabolisch starrenden Dämonen) kommen einem in den Sinn. Bergmans Horrorfilm-Zitaterie beschwört unheimliche Szenarien, die sich gerade im letzten Drittel zu einem Sog vermengen, wohingegen der Anfang noch ein typisches Beziehungsdrama erwarten lässt, dessen Zusammenbruch mit kleinen Gesten der Liebe und Freundschaft nur verlangsamt, jedoch nicht aufgehalten wird – bis Bergman dann eben ganz bewusst die Kontrolle über die Fäden in seiner Hand aufgibt und Symbolik sich ganz auf den Film niederlegen lässt. Das macht „Die Stunde des Wolfs“ angreifbar für erzählerische Schwächen, die sich streng genommen durch den gesamten Film ziehen, aber wo immer sich Defizite bilden, gibt es in diesem Konstrukt auch einen Punkt, an dem besondere Qualitäten mit höchster Intensität entstehen. So gehört „Die Stunde des Wolfs“ zwar für das Gros der Kritiker und Zuschauer nicht zu den Sternstunden des Regisseurs, ich selbst würde ihn aber genau dort verorten - nicht als den besten, aber doch einen der besten seiner Filme.

*weitere Informationen: siehe Profil

Details
Ähnliche Filme