kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 01.06.2014
Formell ein ungewohnt offener und unzusammenhängender Nachweis der Bergman’schen Filmkunst. Zwar der Theaterdramaturgie folgend und in Abfolgen von Szenenbildern gestaffelt, aber doch in Sachen Tempo und Stimmung stark schwankend, dekonstruiert der schwedische Filmemacher das Fach der Künste ähnlich stark wie in seinem Spätwerk; vorher hat er wohl nie derart das eigene Schaffen metaphysisch abstrahiert. Nicht nur erlangt der Film dadurch eine distanzierende Wirkung, dass er zeitlich 100 Jahre vor seiner Entstehung angesiedelt ist und die stark kontrastierte Fotografie alten Siebdrücken gleicht, auch die Darstellung der Charaktere bleibt vergleichsweise typenhaft und Bergman zeigt nur wenig Interesse daran, ihr Seelenleben auszuleuchten; es ist diesmal eher ihr ursächlicher Antrieb, dem das Interesse gilt. Magie und Zauberei werden auch nur teilweise durch das Zeigen von Theaterkulissen „entzaubert“, mitunter lässt Bergman seinen Film ins Surrealistische kippen, um den Zuschauer nicht vergessen zu lassen, dass zwischen Handwerk und Kunst ein flüssiger Übergang bestehen kann. Insofern ist „Das Gesicht“ ein Plädoyer für die Kunst und gegen deren Skeptiker.
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