Es gibt Filme deren Aufbau und Story eher weniger spektakulär sind, aber dennoch vollends überzeugen. Andere Aspekte verleihen jenen Werken ihren gewissen Reiz.
Ein typisches Beispiel und Beleg für diese These stellt „Gefährliche Brandung“ dar.
Johnny Utah(Keanu Reeves) ein junger, ambitionierter FBI-Special-Agent möchte zu Beginn seiner Karriere einen großen Coup landen, indem er eine Bande berüchtigter, professionell agierender Bankräuber, die sich als Ex-Präsidenten maskieren, überführen will.
Das FBI ist ratlos und weiß lediglich, dass die „Ex-Präsidenten“ dem Surfer-Milieu angehören. Als Undercover-Agent versucht sich Utah in die Surfer-Szene einzuschleusen, wobei er durch die attraktive Tyler (Lori Petty) bald den charismatischen Surf-Guru Bodhi (Patrick Swayze) und seine Clique kennen lernt und mit selbigem eine Freundschaft aufbaut. Nach und nach verdichten sich die Anzeichen einer Verbindung zwischen Bodhis Clique und den Bankrauben.
Wie bereits erwähnt, ist die Story wenig innovativ, sogar vorhersehbar und der Aufbau banal gestrickt. Wer mag, kann sich wegen fadenscheiniger Ermittlungsmethoden und anderen Dingen aufregen und „Gefährliche Brandung deshalb verreißen, aber qualitativ entscheidend sind andere Finessen, beispielsweise die Darstellung der Freundschaft zwischen Utah und Bodhi.
“Gefährliche Brandung“ ist ein Tanz mit dem anrüchig faszinierenden, hervorgerufen durch einen großartig auftrumpfenden Patrick Swayze, als charismatischer Surf-Guru Bodhi. Sein Plädoyer für Freiheit und die vermittelte Nonchalance seiner philosophischen Botschaften beeinflussen nicht nur Utah. Unrecht und Recht verschmilzt und phasenweise bewegt man sich auf einen schmalen Grat zwischen revolutionären Thesen und gesellschaftlichen Konventionen. Bodhi ist zweifelsohne der Moloch, der den Film eine besondere Note verleiht.
Doch auch Reeves weiß als Special-Agent Johnny Utah durchaus zu gefallen. Er trägt den Konflikt zwischen Freundschaft und Pflichten überzeugend aus. Erstaunlicherweise bewegt sich selbst in punkto Gestik und Mimik bei ihm etwas.
Neben den beiden Protagonisten tragen auch Gary Busey, der hier Utahs verbrauchten, erfahrenen Kollegen verkörpert sowie „Bodhis Jünger“ und die charismatisch extrovertierte Tyler (Tank Girl, Lori Petty) zum darstellerischen Erfolg bei.
Des Weiteren kann der Film durch zweckmäßige Effekte, jenseits der berüchtigten Hascherei, punkten. Speziell die Fallschirm bzw. Surf-Szenen sind ebenso schlicht wie überaus beeindruckend. Die Action ist handwerklich einwandfrei und gut dosiert. Die Musik und Optik runden das überzeugende Gesamtbild.
„Gefährliche Brandung“ ist ein Evergreen, einerseits mit einem Standard-Plot gebrandmarkt, aber das beste Beispiel dafür, wie es auch gelingt, fernab der Qualität dessen mit einfachen, aber effektiven Mitteln einen hervorragenden Film zu drehen. Sieht man über einige plottechnische Mängel hinweg, darf man in die Faszination anrüchiger Methoden wie in eine hohe Welle eintauchen und sich von visueller Schönheit blenden lassen. Immer wieder gerne! (9/10)