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„Action-Brett ohne Sicherheitsschirm"

Seit mehreren Jahren überzieht jeweils in den Sommermonaten eine maskierte Gangsterbande die kalifornischen Pazifikküste mit einer Serie von perfekt organisierten Banküberfällen. Sie nennen sich die „Ex-Präsidenten" und verstecken sich hinter Faschingsmasken von Ronald Reagan, Richard Nixon, Jimmy Carter und Lyndon B. Johnson. Das FBI tappt völlig im Dunkeln. Angelo Papas (Gary Busey) ist der einzige mit einer Theorie - er vermutet die Täter in der Surferszene -, erntet dafür im Bureau allerdings nur Gelächter. Nur der ihm frisch von der Akademie als Partner zugeteilte Analyst Johnny Utah (Keanu Reeves) lässt sich überzeugen und stimmt einem Undercovereinsatz zu. Schnell kommt er seiner jungen Surflehrerin Tyler (Lori Petty) näher, über die er auch den draufgängerischen Surfguru Bodhi (Patrick Swayze) kennenlernt ...

„Point Break" ist die dritte Regiearbeit der amerikanischen Filmemacherin und Produzentin Kathryn Bigelow. Wie ihr damaliger Ehemann James Cameron (u.a. „Terminator", „T2", „Aliens", „Avatar") galt ihre Liebe dem adrenalinhaltigen Actionkino. Sich als Frau in dieser Männerdomäne nicht nur zu behaupten, sondern Maßstäbe zu setzen, ist mindestens eine bemerkenswerte Leistung. Dabei setzt Bigelow nicht einfach nur auf Dauergeballer und endlose Car-Chase-Sequenzen, sondern kreiert ihre ganz eigene Bildästhetik und Actionchoreographie.

Zu Beginn der 1990er Jahre war es jedenfalls nicht gängig, mit Handkamera den Agierenden praktisch im Nacken zu sitzen und so Adrenalinausstoß, Gehetztheit und Tempo möglichst hautnah wieder zu geben. Zwar sollte sie dieses Stilmittel in ihrem späteren Oscar-Erfolg „The Hurt Locker" (2009) und dem Terror-Thriller „Zero Dark Thirty" (2012) noch weiter perfektionieren, dennoch gelingen ihr bereits in „Point Break" Action-Visualisierungen, denen eine enorme kinetische Energie inne wohnt. Bei einem Film über eine Gruppe von Adrenalin-Junkies kein leichtes Unterfangen.

Gerade für die spektakulären Surfszenen verlangte sie den Darstellern alles ab. Monatelang trainierten Reeves, Petty und Swayze mit dem Surprofi Dennis Jarvis in Hawaii. Vor allem Patrick Swayze entpuppte sich dabei als Naturtalent und verzichtete wo es nur ging auf einen Stuntman. Der Lohn waren ungemein intensive Aufnahmen, aber auch mehrere gebrochene Rippen. Da Brodhi und seine Surfkumpels obendrein passionierte Skydiver sind, stürzte er sich mit Feuereifer auch in diesen Extremsport und machte über 50 Absprünge für die Filmaufnahmen.

Höhepunkt des Films ist dann ein gemeinsamer Absprung von Utah, Bodhi sowie drei weiteren Surferfreunden über dem Lake Powell. Die unverkennbare Echtheit des Skydiving-Stunts - die fünf Männer bilden einen Ring während des Sprungs -, gefilmt von einem mitspringenden Stuntman gehört auch noch fast 25 Jahre später zu den beeindruckendsten Momenten des Genres, geadelt u.a. auch in der liebevoll-nerdigen Genre-Hommage „Hot Fuzz" von Simon Pegg und Nick Frost.

Durch diese berauschenden Bilder und das wahnwitzige Tempo fällt kaum auf, dass die Krimi-Handlung recht gewöhnlich und vorhersehbar daher kommt. Eigentlich passiert außer ein paar Banküberfällen nicht viel und die wahre Identität der Bande ist auch recht schnell klar. Auch die Romanze zwischen Tyler und Utah und sein zunehmender Gewissenskonflikt zwischen Auftrag und Faszination für das Surferleben bleiben eher an der Oberfläche. Was neben der bahnbrechenden Action am meisten hängen bleibt, ist die Leistung Patrick Swayzes, der nicht nur in sportlicher Hinsicht atemberaubende Höchstleistungen vollbringt, sondern auch als sendungsbewusster Outsider-Fanatiker überzeugt.

Fazit:
„Point Break" ist bis heute einer der besten Actionfilme nicht nur der 1980er-1990er Jahre, rasant geschnitten und gefilmt, mit wahnwitzigen Stunts auf dem Surfbrett und in der Luft. Das energetische Duo Keanu Reeves und Patrick Swayze ist pures Adrenalin, die nicht sonderlich originelle Bankraub-Rahmenhandlung fällt da kaum ins Gewicht. Die später Oscar-prämierte (2009) Regisseurin Kathryn Bigelow beweist bereits hier eindrucksvoll ihre Expertise und Ausnahmestellung im ansonsten Männer dominierten Action-Genre.

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