Von Kathryn Bigelow (Blue Steel) kann man zu Recht behaupten, sie sei neben Mimi Leder so ziemlich die einzige Action-Regisseurin Hollywoods. Neben "Near Dark" dürfte "Gefährliche Brandung" vermutlich eines der deutlichsten Zeugnisse sein, die dies belegen. Der von ihrem Ex-Mann und Regie-Grandmaster James Cameron produzierte Action-Thriller um einen Undercover-Cop in kriminellen Surferkreisen mag zwar das Genre nicht neu erfunden haben, ist aber dennoch ein spannendes und bleihaltiges Stück Unterhaltung. Eine Serie von Banküberfällen hält Los Angeles in Atem. Die vier Gangster tragen stets Gummimasken mit Gesichtern ehemaliger US-Präsidenten und sind blitschnell wieder verschwunden. Eine heiße Spur führt den jungen FBI-Agenten Johnny Utah (Keanu Reeves) in die Surferszene. Getarnt als Anwalt, der Wellenreiten lernen will, trifft er dort auf Beachgirl Tyler (Lori Petty) - und den selbstbewussten Surf-Guru Bodhi (Patrick Swayze). Johnny freundet sich mit ihm an. Bald hat er den Verdacht, Bodhi und seine surfende Clique könnten hinter den Überfällen stecken... Eine eindeutige Fehlbesetzung mag Keanu Reeves (Im Auftrag des Teufels) nicht sein und er wickelt seinen Part solide ab, doch will man ihm hier den harten Kerl noch nicht 100%ig abkaufen, was sich in den folgenden Jahren in seinen Erfolgen "Speed" und "Matrix" ändern sollte. Zu sehr erinnert er einen noch an den durchgeknallten Zeitreise-Schüler aus "Bill und Ted's verrückte Reise durch die Zeit". Bei Patrick Swayze (Black Dog) sieht das schon anders aus, der als charismatischer Schurke dann auch einen Tick besser agiert als Reeves. Gary Busey (Lethal Weapon) macht auch keinen schlechten Job, während Lori Petty (Booker) lediglich den Love Interest spielt, über den Johnny in die Surfer-Clique gelangt. Als rummotzender Vorgesetzter erfüllt John C. McGinley (Auf brennendem Eis) eine eher klischeebeladene Rolle, die ein solcher Part in jedem guten Cop-Streifen zum Standart gehört. In Nebenrollen sieht man dann noch Vincent Klyn (Cyborg) und Tom Sizemore (Heat), der hier nach "Blue Steel" bereits sein zweites Cameo in einem Bigelow-Film hat. "Gefährliche Brandung" ist ein gradliniger Actioner der noch den kühlen und harten Flair der späten 80er und frühen 90er Jahre einatmet. Dementsprechend beinhalten die bleihaltigen Auseinandersetzungen im Film noch recht harte Head- und Bodyshots. Zudem bereichern noch anständige Nahkämpfe und ein bisschen Feuerzauber den lokalen Actionsektor. Actionhöhepunkte dürften somit die Stürmung der Dealerbude, Johnnys und Bodhis Fight im Feuer inklusive anschließender Verfolgung und der letzte Banküberfall sein. Doch auch was die Stunteinlagen betrifft kann sich der Film sehen lassen. Neben atemberaubenden Surfsequenzen bekommt man noch zwei Fallschirmszenen geboten, wobei Johnnys Sprung ohne Fallschirm die Adrenalinschraube noch ein ganzes Stück höher schrauben kann. Während man sich bezüglich Action und Stunts nicht beklagen kann, so kommen in der Story schon die ersten Mängel auf. Und das betrifft nicht nur die Spurensuche (Haarproben usw.), die gewissermaßen etwas fernab der Logik ist, sondern auch den uninspirierten Undercover-Plot, der kaum Innovationen vorweißt und lediglich Altbekanntes abspult, was aber immer noch etwas mehr unterhaltsamer ausfällt als die nahezu gleiche Handlung in der Underground-Szene aus "The Fast and the Furious", der seine Stärken allerdings auch woanders hat. Hätte James Cameron neben seiner Produzententätigkeit auch noch hier und da am Drehbuch mit rumgewerkelt wäre das Ergebnis vermutlich noch eine Spur besser ausgefallen. Zudem fällt der Showdown am verregneten Strand recht unspektakulär aus, wiederholt von der Inszenierung her aber den eindrucksvollen Anfang von "Gefährliche Brandung", wo Bodhi surft und Johnny mitten im Regen sein Können am Schießstand zeigt. So hört der Film zumindest visuell dort auf, wo er angefangen hat. Über den Score braucht man auch nicht großartig zu meckern, und auch die Optik gefällt, die oftmals an Tony Scotts frühere Werke erinnert. Wie schon erwähnt ist die Handlung nicht gerade neu, doch immer noch recht spannend inszeniert worden. Alles in allem ist "Gefährliche Brandung" ein konsequenter Action-Thriller mit einem brauchbaren Cast und einer sicheren Regie, die wohlmöglich auch einiges von Meister Cameron gelernt zu scheint haben. Genau der richtige Film für warme Sommertage.