Last Arthouse on the Left
Das mittelalterliche Vorbild für Wes Cravens härtesten Film. Ein noch relativ junger, aber keineswegs unerfahrener Ingmar Bergman schon in meisterhafter Frühform. Einer meiner Lieblingsfilme von ihm, keine Frage. Über eine etwas naive und unbescholtene junge Frau und Tochter, die im Wald von drei Brüdern (oder genauer gesagt zwei Männern, wobei einer geistig behindert scheint, und einem kleineren Jungen) missbraucht und danach ermordet wird. Doch die drei Vergewaltiger bzw. Straftäter suchen sich kurz danach das falsche Haus aus, nämlich das Elternhaus ihres Opfers, um die Nacht zu verbringen…
Große Sünden bestraft der Filmgott sofort
„Die Jungfrauenquelle“ ist 90 Minuten geballte Filmkunst in all seinen Facetten. Die Figuren sind tiefer als man meint, die Landschaften und die historische Atmosphäre sind gewaltig, es gibt Legenden und Langzeitkollaborateure mit Bergman wie Max von Sydow, die religiös-menschlichen Themen von Rache bis Vergebung sind über jeden Zweifel erhaben. Das Ende ist perfekt. Dazu keine Länge, eine Menge Spannung, genug Überraschungen wenn man gar nicht weiß, was einen erwartet. Bergmans Bildsprache ist legendär klar und schön. Dennoch gibt es Schatten und Kontraste und doppelte Böden überall, wortwörtlich wie im übertragenen Sinne. Härter, schockierender und fortschrittlicher als vieles andere zu dieser Zeit und auch von Bergman. Instinktiv, archaisch, ursprünglich. Sage, Mythos, Moral aber keine Predigt, Märchen. Ein krasser Banger.
Fazit: egal ob in Sachen Schock oder Religion, Skandal oder Schönheit, Feminismus oder Menschlichkeit, Kostümfilm oder Drama - das sind eineinhalb filmische Lehrstunden von Ingmar Bergman!