1960 verängstigte Anthony Perkins die Welt mit seinem abschreckendem Portrait eines mörderischen Geisteskranken, welcher besessen von seiner toten Mutter ist. Das Horror Genre wurde somit in einen neuen Bereich des Möglichen katapultiert. Alfred Hitchcocks original Psycho hat drei Folgen und einen Remake hervorgebracht und beeinflusst das Genre noch 50 Jahre später.
Die Psycho Legacy folgt dem unauslöschlichen Erbe der Psycho Filme und enträtselt den Prozess des Drehbuchsschreibens, des Casting und der Regiearbeit der ganzen Filme. Dabei wird deren Langlebigkeit und deren Erfolg untersucht. Nie gezeigte und sehr seltene Interviews und Fotos von Anthony Perkins werden mit dutzenden Interviews von Robert Loggia, Olivia Hussey, Henry Thomas, Diana Scarwid, Tom Holland, Hilton Green, Mick Garris und viele mehr verflochten.
Die Psycho Legacy ist die erste Dokumentation, welche Jahrzehnte von Psycho Filmen vereint, untersucht und dabei Überraschungen zu Tage führt und Einblicke in den Ursprung des modernen Horrors ermöglicht.
Mit "Psycho Legacy" hat das Label Ascot elite einmal mehr eine wirklich ganz ausgezeichnete Dokumentation herausgebracht, die insbesondere für jeden Fan ein absolutes Pflichtprogramm darstellen sollte. Dabei wird nicht nur das geniale Meisterwerk von Alfred Hitchcock eingehend beleuchtet, sondern die gesamte Film-Reihe, die man durch diese Doku am Ende eventuell sogar erst richtig zu schätzen lernt. Etliche Regisseure und Darsteller geben hier in Interviews tiefe Einblicke in das Gesamtwerk, wobei die Hauptfigur Norman Bates (Anthony Perkins) im Mittelpunkt steht. Man erfährt viele kleine Details über alle 4 Produktionen und es gibt etliche Anekdoten, von denen man bisher noch keine Ahnung hatte. Von der Wirkung die das Original zur damaligen Zeit hinterlassen hat braucht man gar nicht groß zu reden, doch wird hier noch einmal ganz besonders zum Ausdruck gebracht, wie revolutionär "Psycho" für das gesamte Genre war und welch nachhaltigen Eindruck der Film bei den Leuten hinterlassen hat. Auch der Einfluss auf etliche Regisseure und die Wegbereitung für den Slasher werden eingehend beleuchtet, so das man die Bedeutung des Filmes für das gesamte Horror-Genre erst richtig erkennt.
Doch auch die 3 Nachfolger bekommen in dieser erstklassigen Doku die Aufmerksamkeit, die sie ganz sicher verdient haben. Zwar erreicht bestimmt keiner dieser Filme die absolute Genialität des Originals, jedoch lernt man die einzelnen Werke auf eine Art und Weise kennen, die man bisher höchstwahrscheinlich noch nie in die eigene Bewertung hat einfließen lassen. Durch die "Psycho Legacy" bekommt der Zuschauer die Möglichkeit, diese Film-Reihe endlich einmal als sehr gelungenes Gesamtwerk zu sehen und die Teile 2 - 4 nicht immer so stiefmütterlich zur Seite zu schieben, wie man es bisher getan hat. Durch etliche Aussagen der Beteiligten werden einem Beweggründe näher gebracht, warum bestimmte Dinge Einzug in die jeweiligen Geschichten gehalten haben. Dabei ergeben sich tiefe Einblicke in wirklich akribische Arbeitsmethoden-und Gedankengänge der jeweiligen Regisseure, die mit den Nachfolgern ein schier erdrückendes Erbe angetreten hatten.
Bei allen Informationen die einem hier präsentiert werden, läuft fast alles auf die Person von Anthony Perkins hinaus, der den Filmen auf jeden Fall seinen persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Man erfährt beispielsweise, das die Figur des Norman Bates eher hinderlich für seine Karriere war, da er ganz unweigerlich immer mit dieser prägenden Figur in Zusammenhang gebracht wurde. Viele Personen berichten über die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler-und Regisseur, wobei insbesondere die Informationen zu seiner Regie-Arbeit bei "Psycho 3" extrem interessant sind. Negatives bekommt man im Prinzip überhaupt nicht zu hören, obwohl Perkins in einigen Dingen anscheinend auch ein recht schwieriger Mensch gewesen sein muss. Dennoch sind es streckenweise sogar regelrechte Lobeshymnen, die hier über den verstorbenen Darsteller zum Besten gegeben werden. Auf jeden fall muss Perkins bei sämtlichen Menschen die mit ihm zu tun hatten, einen sehr nachhaltigen-und vor allem positiven Eindruck hinterlassen haben, denn nicht ein einziges der Interviews hinterlässt den Eindruck, das die betreffenden Personen ihre Aussagen nicht ernst meinen. Wenn man sich die ganzen Eindrücke dieser Dokumentation einmal vor Augen führt, dann wäre man selbst unheimlich gern bei den jeweiligen Dreharbeiten dabei gewesen, die scheinbar jedem der Beteiligten einen unglaublichen Spaß gemacht haben müssen. Durch Aussagen etlicher Schauspieler erfährt der Betrachter auch, welche Gedanken sich die jeweiligen Personen über ihre Rollen gemacht haben, ging es doch immerhin darum, auch in den Nachfolgern von Hitchcock's Meisterwerk eine möglichst hohe Qualität an den Tag zu legen. Das bezieht sich allerdings nicht nur auf die darstellerischen Leistungen, sondern auch auf die jeweiligen Drehbücher die wohl durchdacht wurden und dem Original möglichst nahe kommen sollten.
Letztendlich ist "Psycho Legacy" die genau richtige Einführung, um sich danach alle 4 Filme am Stück anzusehen. Man kann schon während der Doku das immer stärker werdende verlangen spüren, sich die Reihe endlich einmal wieder anzuschauen. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, das man insbesondere Teil 2 - 4 aus einer ganz anderen Sichtweise betrachtet und den Filmen viel mehr Beachtung schenkt, als es bisher der Fall war. Das Original wird zwar für immer unerreicht bleiben, jedoch erkennt man ganz eindeutig, das es sich eigentlich um ein sehr hochklassiges Gesamtwerk handelt. Das Problem liegt ganz einfach darin begründet, das man die Sequels bisher immer im übermächtigen Schatten des Erstlings betrachtet hat und ihnen deshalb nie die ganze Beachtung schenkte, die sie eigentlich verdient haben. Diese Doku dürfte das höchstwahrscheinlich ändern, ich persönlich kann jedenfalls behaupten, das ich die gesamte reihe bei der nächsten Sichtung einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten werde.
Fazit:
Für mich ist "Psycho Legacy" eine der beeindruckendsten Dokus über Filme, die ich bisher gesehen habe. Neben den etlichen sehr interessanten Informationen bekommt man auch menschliche Gefühle präsentiert und bekommt so im Endeffekt nicht nur eine Hommage an die 4 Filme, sondern auch an die Person des Anthony Perkins präsentiert. Wer schon immer alles über "Psycho" und seine 3 Sequels wissen wollte, darf sich diese hervorragende Dokumentation keinesfalls entgehen lassen, die einem eine Film-Reihe näher bringt, die man ab sofort aus einem vollkommen anderen Blickwinkel betrachtet.
9/10